Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewe,en.
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Nüffigen Zuftand erlangt hat, werden auf Commando des Gufsleiters die Tiegel aus
den Schmelzöfen gehoben und in die zu einem gemeinfchaftlichen Refervoir
führenden Zuleitungsrinnen entleert, von wo aus das Metall in einem continuir-
lichen Strome der Form zufliefst. Nach dem Erftarren des Gufsftückes hebt man
es mittelft eines Krahnes aus der Grube und bedeckt dasfelbe, falls es nicht gleich
unter den Hammer kommt, mit Kohlenftaub, der darauf fortbrennt und mehrere
Wochen hindurch erneuert wird. Bevor man den Ingot der eigentlichen Hammer-
arbeit unterzieht, mufs er zuerft im Reverberir-Ofen erhitzt werden.
Ehedem wurde der Rohrkörper in den geforderten Dimenfionen aus dem
maffiven Stahlblock gefchmiedet, ohne eine andere Verftärkung am Rohre zu
erhalten.
Allein die gefteigerten Anfprüche an die Leiftungsfähigkeit fchwerer
Gefchütze, fowie die Unzulänglichkeit felbft der grofsartigften technifchen Hilfs-
mittel, das Durchhämmern fehr grofser Ingots mit Verläfslichkeit zu bewirken,
hat auch bei Stahlrohren zur Verwerthung der Vortheile künftlicher Metall-
conftrudtionen geführt.
Dermalen beftehen die Krupp’fchen Schiffs- und Küften gefchütze
auseiner tarken Kernröhre, auf welche jenach demKaliber eine, zwei bis
dreiRinglagen mit Preffion aufgefchoben werden. Das Aufziehen diefer
gefchmiedeten Stahlringe, deren Verminderung im inneren Durchmeffer zum
äufseren Diameter der zu umfpannenden Rohrtheile fowohl theoretifch, als auch
praktifch fehr genau feftgeftellt wird, gefchieht im warmen Zuftande; die Aus-
übung der Preffion auf die Kernröhre und der innige Anfchlufs der Ringe unter-
einander erfolgt bei ihrem Erkalten. Sämmtliche Kanonen find für die Hinter-
ladung nach dem preufsifchen (Preffions-) Syftem eingerichtet, und befitzen den
Krupp’fchen Rundkeil-Verfchlufs.
Nach diefem Principe erzeugte Rohre hat die Effener Fabrik fchon 1867 in
aris exhibirt, und es wiefen daher die bezüglichen Rohrconftrudtionen auf der
Wiener Ausftellung keine wefentlichen Neuerungen auf.
Aus der auf Seite 30 folgenden Tabelle find die ausgeftellt gewefenen
Gefchütze und zugleich die wichtigften auf diefelben Bezug nehmenden Daten zu
entnehmen.
Das für die Küftenvertheidigung beftimmte 30 -Centimeter-Gefchütz
ift nach demfelben Principe conftruirt, wie das kürzlich in der deutfchen Küften-
artillerie eingeführte 28-Centimeter-(Ir-Zöller-)Rohr.
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i
Die Bohrungsröhre ift von 3 Ringlagen umgeben, und hat das Rohr links
und rechts eine Vifirvorrichtung. Die Zündung erfolgt central durch den Ver-
fchlufskeil, der für diefenZweck mit einem ftählernen Zündlochftollen mit Kupfer-
futter verfehen ift.
Die Krupp’fchen Schiffs- und Küftenlaffeten find im Allgemeinen
aus Schmiedeifen hergeftellt; einzelne Theile, wie Achfen, Wellen, Zapfen,
die Cylinder- und Kolbenftangen der hydraulifchen Bremfen und die Rahmen-
rollen der Küftenlaffeten beftehen dagegen aus Gufsftahl. Gufseifen hat nur bei
kleinen Rollrädern Anwendung gefunden.
Das 30 '/,-Centimeter-Rohr lag in einer Küftenlaffete, wie folcheKru pp
vom I5 Centimeter-Kaliber aufwärts für feine Rohre erzeugt.
Diefelben unterfcheiden fich von den für leichtere Rohre gebräuchlichen
Räderlaffeten dadurch, dafs zur Erleichterung der Bedienung die eigentliche
Oberlaffete, der Rapert, auf einem auf 4 Rollen drehbaren Rahmen fteht,
deffen Pivot dicht hinter der Bruftwehre fich befindet.
Der Pivotbock und die Schwenkfchienen (Unterlage der rückwärtigen
Rollen) find aufeiner foliden Bettung befeftigt. Die Feuerhöhe der Küftenlaffeten
ift fo bemeffen, dafs dieRohre noch mit etwa 6 Grad Depreffion über eine Bruft-
wehre von I’890 Meter fchiefsen können.