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54 Guftav Semrad und Johann Sterbenz.
gehaltenen Eifenfchienen e verbunden. Die Hebevorrichtu ng befteht aus
der zwifchen den vorderen Wandtheilen in einer Traverfenmutter fteckenden
Schraubenfpindel f und aus zwei conformen Schraubenfpindel-Mechanismen g,
welche in den Ecken der rechteckigen, bis nahe an die Räder gehenden Aus-
nehmung der eifernen Hinterachfe angebracht find. Die vordere Spindel ift unten
mit einem Kopfe verfehen, in welchem die Enden einer ftarken Bandkette mit
einem lofen Bolzen befeftigt find.
Zum Bewegen der Spindel dient ein vierarmiger Hafpel, welcher auf das
prismatifche obere Ende derfelben aufgefteckt wird. Die rückwärtigen Spindel-
mechanismen beftehen im Wefentlichen aus je zwei in der Längenrichtung der
Achfe auf ein gewiffes Mafs auseinander geftellten Schraubenfpindeln, die in einem
im Schlitze der Achfe angebrachten, mit Muttergewinden verfehenen Stöckel ein-
gefetzt find. Jede diefer beiden verticalen Spindeln ift mit einem Schneckenrade
verfehen, welches mittelft einer dazwifchen gelagerten Schneckenfchraube, an
deren Enden kleine Spillenrädchen aufgefteckt find, in Drehung verfetzt wird,
wobei die beiden Spindeln, deren untere Enden durch eine ftarke Traverfe ver
bunden find, gleichmäfsig fleigen oder niedergehen. Starke Bolzen, welche die
Spindeltraverfen durchfetzen, dienen als Träger einer eifernen Bandkette,
mit welcher das zu transportirende Gefchützrohr unterfangen und geho-
ben wird.
Die nach Thonet’fchem Syftem conftruirten hölzernen Räder haben 3 Meter
im Durchmeffer, 20 Speichen und zehn 27 Centimeter breite, 21'5 Centimeter dicke,
mit einem gefchloffenen eifernen Radreife umfpannte Felgen, welche an den
Zufammenftofsungs-Flächen durch breite Blechklammern und Schraubenbolzen feft
verbunden find. Die Naben find aus Bronce gegoffen. Der äufsere Nabendurch-
meffer beträgt 30 Centimeter. Zum Mäfsigen der Bewegung beim Bergabfahren,
wie zum Einftellen derfelben dient eine mittelft eines Gelenkhebels zu regulirende
Bremfe, deren hölzerne Backen an der, die Lappen der beiden Tragwände
durchfetzenden Bremswelle befeftigt find.
Der rückwärtige Theil der Tragwände ift bis zur Achfe mit Bretern
bedeckt. Auf dem vorderen Ende der Wände über dem Kugellager-Stöckel ift
ein Kutfchbock angebracht. An der Sprengwage können vier Pferde eingefpannt
werden, da jeder der vier Achsmitnehmer mit einem eifernen Zugdrittel verfehen
ift. Die Geleisweite des Hintergeftelles beträgt 2'5 Meter, jene des Vorder-
geftelles dagegen nur 2'I Meter.
Schweden. Kriegsminifterium. Die fchwedifche Artillerie, welche
im Jahre 1864 mit gezogenen Vorderladungskanonen ausgerüftet wurde, behielt
damals das in den dreifsiger Jahren von dem Artilleriegeneral v. Wrede con-
ftruirte Fuhrwerks-Syftem bei, welches zu jener Zeit vielleicht zu den beften in
Europa zählen mochte, heute aber, wo eine gröfsere Beweglichkeit von der Feld-
artillerie gefordert wird, nicht mehr entfpricht Die Erleichterung des Materials
wurde daher, fowie die Erhöhung des balliftifchen Effedtes der Rohre zur Noth-
wendigkeit; die Erkenntnifs deffen gab nun den Impuls zur Conftrudtion eines
neuen Fuhrwerks-Syftems und zur Einführung fchwererer Gefchoffe, und wir fanden
in der Ausftellung bereits ein auf Laffetirung, Munitions- und Schmied-
fuhrwerk fich erftreckendes, in allen Details durchgearbeitetes neues
Syftem vor, welches, infoweit es das eigentliche Gefchützrohr und die Laffete
betrifft, fchon vollftfändig experimentirt ift und auch eingeführt werden wird.
Bei demfelben hatte man fich für die Verwendung des Eifens zum Bau der Fuhr-
werke in dem zuläffig ausgedehnteften Mafse entfchieden.
Wir müffen gleich von vorneherein bemerken, dafs die neue Conception
den betreffenden Conftrudteuren alle Ehre macht, indem fie aufser Zweifel ftellt,
dafs letztere den neueften Erfahrungen der Artillerietechnik volle Rechnung
trugen. Sie haben, den fpeciellen Verhältniffen ihres Landes fich anfchmiegend,