Full text: Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewesen (Heft 45)

  
  
   
Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewefen. 
3 Schufs mit derfelben Ladung mit Projedtilen von 117 Pfund (58'5 
Kilogramm). 
Zu diefer Gewaltprobe wurden fefte Patronen (94:8 Millimeter Durch- 
meffer) genommen; die Gefchoffe beftanden aus ı3pfündigen Cylindern. 
Nach dem 8. Schufs der letzten Serie fand man einen Sprung in der 
ftählernen Kernröhre, der fich von dem glatten Theile der Bohrung bis an die 
Mündung erftreckte. 
Die nach den normalen Schüffen gemeffenen Bohrungserweiterungen, deren 
Maximum im vorderen Theil des Gefchofslagers 0'126 Millimeter betrug, hatten 
noch nicht die Grenze der geftatteten Erzeugungstoleranz erreicht. 
Nach den Gewaltfchüffen betrug die gröfste Erweiterung 0'090 Millimeter, 
und zwar im vorderen Theile der Seele, wo die warzenlofen Cylinder mit ihrer 
harten Oberfläche die Felder gerieben haben. Längenftreifen und Ausbrennungen 
traten zum Schluffe deutlich hervor, ohne dafs ihre Tiefe jedoch o'3 Millimeter 
überfchritten hätte; im glatten Theile des Laderaumes wurde keine Veränderung 
conftatirt. 
England. Stahlwerke von Th. Firth & Sons, Norfolk-Works in 
Sheffield: 
In neuerer Zeit hat der Firthftahl viel von fich reden gemacht. Es ift 
diefs eine Gattung Tiegelgufs-Stahl, welcher ausfchliefslich aus cementirtem fchwe- 
difchem Eifen dargeftellt wird, und feiner vorzüglichen Eigenfchaften wegen fich 
zur Fabrication von Gefchützrohren ganz befonders eignet. # 
Englifche Gefchützfabrikanten halten diefen Stahl geradezu für das befte 
Kanonenmetall. 
Firth & Sons ezeugen dermalen keine completen Gefchütze, fondern 
befaffen fich nur mit der Herftellung von dazu gehörigenStahlblöcken, diefie 
auf Verlangen einfach ausgefchmiedet oder vollftändig appretirt liefern. Der 
Vorgang bei der Ausfertigung der Stahlfeelen ift ungefähr folgender: 
Die Ingots für alle Kanonen werden mit Y, Gewichtszugabe maffiv in 
jener Länge gegoffen, welche die Stahlfeele im fertigen Zuftande erhalten foll, 
worauf fie forgfältig auf den beiläufgen Durchmeffer mit wuchtigen Dampf 
hämmern ausgefchmiedet werden. 
Durch diefen Vorgang beabfichtigt man die vollffändigfte Homogenität 
des Blockes herbeizuführen, welche unbedingt nothwendig ift, wenn das Gefchütz 
jene Ausdauer und Verläfslichkeit gegen das Zerfpringen bieten foll, die man zu 
fordern bemüfligt ift. 
Das Hohlgiefsen und nachmalige Ausfchmieden über einen Dorn oil 
  
o- it 
erfahrungsgemäfs keine Gewähr für die Homogenität des Stückes, und laffen fich 
auch metallurgifche Principien gegen diefe Methode ins Treffen führen. 
Nach dem Schmieden werden die Blöcke auf die entfprechenden Dimen- 
fionen abgedreht, gebohrt und, nachdem die Bohrung mit Zügen verfehen ift, in 
Oelgehärtet. 
Durch das letztere Verfahren, wodurch die Bohrung. widerftandsfähiger 
gegen die Einwirkung der Gafe und unempfindlicher gegen die Abnützung durch 
die Projectile wird, erleidet der Stahl allerdings an Dehnbarkeit eine geringe 
* Das Etabliffement befitzt in Schweden einen mächtigen, vielleicht den gröfsten 
Stock von Eifenerzen, die fogenannten Marken Dannemora. Die Giefserei hat gro Coaks- 
Schmelzöfen für je zwei Tiegel und eine gröfsere Anzahl von Cementöfen, deren jährliche 
Production fich auf 10.000 bis 12.000 I'onnen Stahl beziffert. 
** Das Werk befitzt aufser einer Serie von Dampfhämmern bis zur2 Tonnen noch zwei 
doppelwirkende nach dem Syftem von R.Wilfon conftruirte Hämmer von je 25 Tonnen Gewicht, 
die mächtigften, welche in England exiftiren ; fie wurden von J. Nasmyth& Comp. in Man 
chefter gebaut. Die beiden Hämmer, von denen jeder eine Kolbenfläche von 14'500 Centime- 
ter befitzt, arbeiten mit 3 Meter Hubhöhe und doppeltem Effect, das ift mit mehr als 50 Tonnen, 
wodurch felbft die fcehwerften Stahlblöcke bis aufihre Seele wirkfam gefchmiedet werden können. 
  
  
  
   
    
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
   
  
  
  
   
  
   
	        
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