Das Pionnierwefen. 9
allein gefchehen könnte. Aber diefer Zweck, die Brücke aus den Pontonen einer
Equipage mit Zuhilfenahme der Böcke zu verlängern, ift nur ganz untergeordnet
Der Hauptzweck, der durch die Beigabe einer sleichen Anzahlvon bon.
tonen und Böcken nach Birago’s Idee werden foll, ift je nach den
Profilverhältniffen des A entweder die Brücke aus verfchiedenen
Unterlagen oder auch nur mit Pontonen oder nur mit Böcken von jener
Länge herzuftellen, für welche das Deckmateriale der Equipage berechnet itt.
Mehrere Armeen, welche die Birago’fche Brücke annahmen, haben die
Zahl der Böcke per Equipage um 1/, bis i/, verringert; auch die öfterreichifchen
Pionniere haben fich oftmals mit dem Gedanken befchäftigt, das Gleiche zu
thun, weil die Böcke doch feltener in grofser Zahl zur Verwendung kommen. Die
Gründe Für und Wider entfchieden für die Beibehaltung in voller Zahl, und die
öfterreichifchen Pionniere thaten gut daran, an dem wohldurchdachten Syfteme
Birago’s nicht zu rütteln, denn fie kamen feither mehrfältig in die Lage —
fo z. B. Schreiber diefer Zeilen felbft, der im Jahre 1866 eine reine Bockbrücke
über die Elbe während der Schlacht von Königgrätz unterhielt, — Ueberbrückun-
sen vornehmen zu müffen, wo nur Böcke eingebaut werden konnten.
Wollte man der Bock-Anzahl entfprechend auch Deckmateriale mitführen,
fo könnte diefs nur durch bedeutende Vermehrung des Trains gefchehen. Da man
aber höchft felten, ja man kann faft behaupten, beinahe nie ein Flufsprofil vor-
finden wird, welches gerade die fämmtlichen fchwimmenden und auchalle ftehen-
den Unte rlagen ua erlaubt. fo würde man in den meiften Fällen das ver
mehrte Deckmateriale umfonft mitgefchleppt haben. Birago nahm an, dafs man
folches, wenn man eine Brücke um einige Felder zu verlängern gezwungen wäre,
viel leichter an Ort und Stelle dazu vorfindet und zurichtet, als ein paffendes
Materiale zur immer zeitraubenden Erzeugung von Böcken;; zudem erlaubt ja feine
Brücke den Bau von Brücken mit fchmäleren Bahnen, wodurch die gewünfchte
Verlängerung erzielt wird und alles dazunothwendige Materiale fowohl für die Decke
als die nern bereits vorhanden ift. Auch ift die Beigabe der vielen Böcke
für den eventuellen Gebrauch zu Stockwerks-Brücken ein E ordlennifs;
Getroft kann man daher behaupten, dafs die reichliche Dotirung der
Birago’fchen Brücke mit Böcken feine guten Gründe hat, die weitaus fchwerer
wiegen, als die der Anhänger für Mihalans von eben foviel Deckmateriale, als
Unterlagen zur Equipage gehören. Sicher ift, dafs die Mitnahme eines Zuviel an
Böcken viel feltener und viel weniger fchwer in die Wagfchale fallen wird, als
jenes Zuviel der Anhänger für die Mitnahme von Referve-Deckmateriale.
Mit diefen (eieieren Auseinanderfetzungen dürften zum Theil auch die
oben ausgefprochenen Beforgniffe entkräftet fein, dafs bei den jetzigen Brücken
[yfteemen — die meift dem Birago’fchen nachgeahmt find — es an den erfor-
derlichen Refervetheilen gebricht, wodurch, feiner Meinung nach, nach einer
gewiffen Zeit die vollffändige Ausnützung des Materiales inmeglich wird.
Birago hat auch für diefen Fall vorgedacht. Er hat feiner Equipage zwe
Requifiten- und einen Feldfchmiede-Wagen beigegeben, welche die zur ne
haltung der Wägen und des gefammten Brückenmateriales erforderlichen
Beichlagsmateriahien theils in fertigen, theils im Rohzuftande, nebft einigen
kleineren und nicht leicht nachfchaffbaren Geräthen, fowie alle jene Werkzeuge
und Requifiten enthalten, wodurch diefer Zweck, zuweilen auch mit Einfchlufs
einer Nachfchaffung von Deckmateriale, bisher anftandslos erreicht wurde
Geändert An vervollkommnet wurde diefe Idee im Laufe der Feen dahin,
dafs die fchwere Feldfchmiede ganz aufgelaffen, und fomit ein Wagen per E quipage
erfpart, dafür aber eine Schatullen-Heldichinieite eingeführt re welche auf
einem der Requifitenwagen verpackt wird, und endlich dadurch, dafs per Bataillon
eine Zeugsreferve errichtet wurde, welche mit Profeffioniften, fertigen und Roh-
materialien dotirt und ausgerüftet, die erften und nothwendigften Bedürfniffe der
Abtheilungen zu befriedigen und auszugleichen in der Lage itt.
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