Full text: Genie- und Pionnierwesen (Heft 59)

  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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34 Emerich Zinner. 
Syftem Hohenegger), unfchätzbar und fie hat fich auch defshalb rafch Bahn gebro- 
chen, da fie die gröfseren Bahnen faft alle fchon angenommen 
Wenden wir uns nun zu jenen zwei Gegenftände die, wenn auch 
nicht in der XVI. Gruppe ausgeftellt, vom militär-t hacken Standpunkte aus 
eine eingehendere Würdigung verdienen. 
Beide waren in der Abtheilung Oefterreich exponirt und es ftellte der 
erfte Gegenftand ein fehr hübfch, im grofsen Mafsftabe angefertigtes Modell 
eines tr ansportablen Bahnhofes dar, welchen der Ert inder, Lazar 
Popovic, Stationschef der k. k. privilegirten Staatseifenbahn-Gefellfchaft zu 
Marchegg — Glorine — nemnt. 
Diefe Erfindung, im Jahre 1871 gemacht und veröffentlicht, hat feither 
in militärifchen als auch anderen Fachblättern, fowie auch in verfchiedenen 
Tagsblättern meift fehr anerkennende Befprechungen erfahren. Der Gegenftand 
if fomit nicht neu, aber doch fo intereffant und nicht fo allgemnin gekannt, 
als dafs er nicht auch hier noch befonders erwähnt zu worden verdiente. 
Die Glörine ift eine originelle I einfach conftruirte Geleifecombina- 
tion, mit welcher jedenfalls ein gröfserer Erfolg als mit gewöhnlichen Rangir- 
geleifen erzielt werden kann. Der Erhnder nennt diefes Geleifefy ftem „ein fi ichi in 
jede topogra aphifche Räumlichkeit gleichfam elaftifch fchmiegendes Tracen- 
fyftem*, welches in einfacher Weife die Aufgabe löft, in kürzefter Zeit, fowohl 
im Frieden als auch im Kriege eine grofse Menge von Truppen aller Waffen- 
gattungen und von Kriegsmateriale von jedem nahe der Bahn gelegenen Punkte 
en beliebigen Bahnrichtungen befördern zu können, wie diefs bisher nicht 
möglich war. 
Ihre eigenartige Einrichtung erlaubt nämlich binnen 24 Stunden 72 
Züge (Einwaggonirungs- und Ladezeit per Zug mit zwei Stunden berechnet), 
wovon immerje fechs aufeinmal beladen und "fertig geftellt werden, zufammen 
72.000 Mann, oder 72 Batterien, oder 72 Bschlronen Cavallerie nach einer 
oder nach verfchiedenen von der Bahn gegebenen Richtungen befördern zu 
können. 
Diefe Erfindung, der Idee nach fehr fchön, hat bis jetzt noch keine 
praktifche Erprobung "gefunden. Da diefelbe noch mancher Verbefferung und 
Vervollkommnung fähig fein mag, fo kann fie vielleicht eine Zukunft, vielleicht 
eine belangreiche Zukunft für militärifche Zwecke fowohl, als auch für den 
Maflenwerkeiir im Gebiete des gewöhnlichen Verkehrswefens der Bahnen haben. 
Die Sache ift jedoch nicht 6‘ einfach, als man fie hinftellt, und fo‘ Manche 
auf den erftenBlick glauben mögen. Ein klares Urtheil wird fich erft dann 
bilden, wenn man das Prineip- der Glorine-Anlage näher betrachtet, und 
gegen die Vortheile derfelben auch die bedenklichen Schattenfeiten reiflich 
abwägt. 
Der Grundrifs der Glorine, Fig. 8, befteht in einem Kreife oder einer 
oblongen Figur, gleichfam als Kern des Syftems, welches neben dem laufenden 
Sohienengeleife anzulegen kommt. Diefes Rondeau hat bei dem kleinftmögli- 
chen Halbmeffer von 200 Klafter eine Schienenlänge von 1256 Klafter.. Von 
diefem Rondeau gehen zwei Verbindungsftränge nach der laufenden Bahn zu 
den Ein- und Auslaufwechfeln, und überdiefs zweigen fich noch zwei Sturz- 
geleife. in gleichlaufender Richtung zur Hauptbahn in der Länge von 200 
Klafter ab. 
Die Dimenfionen und Krümmungen der befchriebenen Figur richten fich 
übrigens nach der jeweiligen Befchaffenheit der Oertlichkeit, wo die Glorine 
angelegt werden foll; doch kann der in der Figur dargeftellte Grundrifs hin- 
fichtlich feiner Gröfse und Ausdehnung als der Minimalgrundrifs und auch als 
jener angefehen werden, bei dem die oben angeführte Leiftung noch zu 
erwarten ift. 
        
    
   
   
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
   
   
  
  
  
 
	        
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