Full text: Genie- und Pionnierwesen (Heft 59)

  
  
  
  
MILITÄR-UNTERRICHTSWESEN. 
(Gruppe XVI, Section 5.) 
MORIZ BRUNNER, 
L. 
R. k. Hauptmann dm Genieftabe. 
Im Gegenfatze zu der Ausftellung von Lehrmitteln und Unterrichtsreful 
taten, worin dieCulturvölker im beften Sinne des Wortes miteinander wetteiferten, 
und dadurch dem elementaren Volksunterrichte und der gewerblichen Richtung 
des Schulwefens ‘den gebührenden, hervorragenden Rang anwiefen, fahen wir 
das Militär-Unterrichtswefen nahezu gar nicht vertreten. Und wenn es wahr fein 
foll, dafs die Schlachten der Neuzeit der Schulmeifter gewinne, fo ift es faft uner 
klärlich, warum Heere, und gerade jene der Militärftaaten, es verfchmähten, fich 
im friedlichen Wettkampfe inihren Militär-Schuleinrichtungen auf dem Ausftellungs- 
platze zu meffen. 
Zeigt man fich gegenfeitig Gefchütz und Gewehr, Pulver und Kugel, warum 
fand man es nicht für gut, Methoden, Anftalten und Mittel allgemein et öffentlich 
zu demonftriren, durch welche jene, die erftere Inftrumente handhaben, fie ver- 
werthen lernen follen, durch welche fich jener geiftig auch ausrüftet, der dereinft 
berufen fein foll, die Frucht der Intelligenz und des Fleifses des Bürgers, noch 
mehr — deffen Leben zu fchützen, der die heiligften Dinge: Unabt nängigkeit 
s Staates und Sicherung des redlichen Erwerbes zu vertheidigen hat — in 
de 
den ffen leitenden Händen Menfchenleben zur Waare werden, die je nach geiftiger 
Begabung und moralifchem individuellem Werthe des Führers EHI oder 
ökonomifirend erhalten werden können. 
In Oefterreich wurde ein grofser Anlauf zu einer Militärunterrichts- 
Ausftellung genommen — die leidige Geldfrage, welche überhaupt verfagte, ein 
militärifches Enfemble Oefterreichs zu geben, liefs jedoch die lobenswerthe 
Abficht des öfterreichifchen Kriegsminifteriums nicht zur Ausführung kommen. 
Die Ausftellung hätte fich fowohl auf Schülerarbeiten der Mader bis zur 
Mannfchaftsfelule herab, auf ftatiftifche Zufammenftellungen, Lehrpläne und 
Lehrmittel erftrecken und Gelegenheit geben follen zu vergleichen, in welcher 
Weife die Militär-Bildungsanftalten des Staates und der Armeen in die Concurrenz 
treten könnten mit jenen anderer Armeen und mit den Civilfchulen. Ein Vergleich 
in letzterer Richtung wäre gewifs von allgemeinem Intereffe gewefen, in techni- 
[chen Fächern — foviel können wir aus Augenfchein und Erfahrung verfichern, 
wäre der Vergleich nicht zu Ungunften des Militärs ausgefallen. 
Es ift ferner Schade, dafs es der öfterreichifchen Armee verfagt war, den 
Beweis fichtbar darzuftellen, dafs fie im gewiffen Sinne Culturzweck fei, indem fie 
  
    
   
  
  
    
  
   
   
  
  
   
  
   
  
  
  
   
  
   
  
  
   
    
    
   
    
     
  
   
     
    
  
   
   
     
    
      
  
 
	        
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