Miliiärfanität und freiwillige Hilfe im Kriege
Nichtgebrauche ne oder zurückfchieben könne, wodurch die Länge der
Trage wefentlich verringert wird. Ebenfo können die Füfse, vier an Zahl und den
Ecken des Rahmens entfprechend, fix oder umklappbar fein.
Ich nenne die foeben angeführten Vorrichtungen unentbehrliche oder
ıbfolut nothwen vi ige zum Unterfchiede der fpäter zur Rede kommenden, relativ
accefforifchen.
Manche der Lefer werden mir vielleicht hierin widerfprechen, im Glauben,
dafs die Füfse einer Tragbahre ganz gut entbehrlich feien, ja ihr Mangel fogar zur
Vereinfachung des Ganzen beitrage und doch ift es nicht fo, denn dre I Umftäide
veriangen fie auf eine peremptorifche Weife. Man beachte nämlich, dafs die Trag-
bahre, wenn fie einen am Boden liegenden Verwundeten aufnehmen foll, auf den
Boden geftellt werden mufs, und diefer, falls er nafs ift, die Lagerftätte von rück
wärts her befeuchtet und befehmutzt; man beachte ferner, dafs das Terrain, auf
welchem man operirt, fehr häufig uneben ift und dadurch der flach aufliegenden
Bahre keine genügend fefte und fichere Unterlage bieten kann; man beden! ıke
[chliefslich, da das Erheben einer Laft um fo fchwieriger wird, je tiefer man fich
bücken mufs, um diefelbe zu erfaffen.
Man hat auch vom Kopfpoltter oder den Kopfftützen behauptet, dafs fie ganz
gut entbehrlich wären, indem in Friedenszeiten bald ein hiezu geeigneter Gegen-
ftand aufzufinden fei, und im Felde der Tornifter oder der Mantel des Bleffirten
als Unterlage für den on verwendet werdenkönne, — als ob diefer dieg a
Objecte immer bei fich hätte. Beim Gefechte hat der Soldat Tornifter und über
haupt alle für den Augenblick unnützen und die freie Körperaction behindernden
Bürden in den meiften Fällen abgeworfen, längft bevor, gewifs aber wenn er ver-
wundet wurde; der Mantel aber geht im Sommer gleich dem Tornifter verloren
und im Winter trägt ihn der Soldat am Leibe und darf diefer im kranken Zuftande
feiner fchützenden und wärmenden Umhüllung unter gar keiner Bedingung
beraubt werden.
Zu den relativ accefforifchen Beftandtheilen einer Tragbahre rechnet
man Fixirgurten zur Befeftigung des an Fufslehnen zur Siche-
rung feiner oe beim Ber: en und die Bedachung der Trage, um den
Transportirten vor Wit tterungsverhältniffen zu fchützen. Der Ausdruck relativ
wird verftändlich werden, wenn einmal von der Art der Benützung der Trage die
Rede fein wird.
Der Rahmen einer Tragbahre ift wohl gewöhnlich aus Holz, denn Eifen
hiezu verwenden zu wollen wäre fehr unpraktifch. Sind die Rahmenftangen aus
maffivem Eifen, fo erhöhen fie das Gewicht der Bahre auf eine fehr bedenkliche
Weife, und dieBedingung: eine beladene TragefolledurchzweiMen-
[chenohne Ueberanftrengung getragen werden können, ift dann
unmöglich zu erfüllen. Sind aber die Rahmenftangen hohl und hiedurch leicht,
dann haben fie fchwerlich die genügende Widerftandsfähigkeit, abgefehen davon,
dafs fie bei etwas roher Handhabung fich verbiegen und unbrauchbar werden.
Endlich ift der Moment des Roftens nicht zu vergeffen. Die Lagerftätte der
Trage wird gewöhnlich durch ein Bahrtuch aus fehle: ungebleichter oder auch
wafferdichter Leinwand, oder durch eine dünne Rofshaarmatratze gebildet, je
nach der Verwendung, welche die Bahre bekömmt. Da man Tragbahren im
Frieden fowohl als im Kriege benützt fo theilt man fie ein, in Stadt- und in
Feld-Tragbahren. An beide Arten ftellt man nun verfchiedene Forderun-
gen, und werden wir defshalb diefe Eintheilung bei der ferneren Befprechung
ftrenge einhalten, und beide Gruppen befonders behandeln müffen.
Stadt-Tragbahren. In einer Stadt transportirt man vom Domicil in
das Spital, oder von einem Spitale in das andere allerlei Kranke: Tobfüchtige
und Delirante, Verwundete, Verftümmelte, mit ekelerregenden Ausfchlägen
sehaftete und Andere mehr. Die Aufgabe, welche hiebei die Tragbahre zu
ee