Full text: Militär-Sanität und freiwillige Hilfe im Kriege (Heft 54)

    
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
Militärfanität und freiwillige Hilfe im Kriege. 2 
feitliche Ausfchnitte angebracht find, damit Luft und Licht in hinreichender 
Menge eindringen können. 
In einem der im Sanitätspavillon aufgeftellten Albums von Profeffor 
Mundy, welches das franzöfifche Sanitätsmateriale des Parifer Hilfsvereines zur 
Zeit der Belagerung in vorzüglichen photographifchen Abbildungen darftellt, fand 
ich die Zeichnung einer von Mundy conftruirten, in Paris 1870 und 1871 vielfach 
verwendeten Stadt-Tragbahre, welche aller Beachtung würdig erfcheint. — 
Der fefte Rahmen der Bahre mit feften Füfsen und Handhaben nimmt eine Lager- 
ftätte auf, welche in drei Theile gebrochen ift, die gegenfeitig mit Charniergelen- 
ken articuliren. Der obere oder Kopftheil, gut gepolftert und gleich den übrigen 
mit Leder überzogen, läfst fich in einem beliebigen Winkel, gleich einem Noten- 
pulte aufftellen und fixiren; er hat die Aufgabe, dem Stamme und dem Kopfe des 
Bleffirten eine entfprechende, und je nach Bedarf erhöhte Lage zu geben, 
wodurch die abfolute Nothwendigkeit einer befonderen Kopfftütze entfällt. Die 
unteren zwei Dritttheilelaffen fich gegenftellig wieder in jedem beliebigen Winkel 
fixiren, und,foll das mittlere Dritttheil die Oberfchenkel, das untere die Unter- 
fchenkel aufnehmen. Ein der Länge des Kranken analog ftellbares Fufsbret und 
Fixirgurten fichern noch vollends die Lage des Kranken. 
Auf diefer articulirten Trage kann man das Individuum je nach 
Bedürfnifs in verfchiedenen Lagen transportiren; mit ftark oder fchwach erhöhtem 
Oberkörper, mit geftreckten, oder halbgebeugten unteren Gliedmafsen. Die 
Bedachung wird durch ein einfaches, viereckiges Eifengeländer gebildet, welches 
man im Rahmen einfetzen und wieder abnehmen, und mit einem wafferdichten 
Stoffe zudecken kann. Die Vorzüge der articulirten Bahre vermag eigentlich 
nur ein Fachmann in ihrer grofsen Bedeutungzu würdigen. Bedenke man wie häufig 
in einer Stadt der Transport von Kranken nothwendig wird, die an eingeklemm- 
ten Eingeweidebrüchen, an Knochenbrüchen des Schenkelhalfes, des Oberfchen- 
kels, und andere Erkrankungen oder Verletzungen leiden, welche eine Doppel- 
flexion im Hüft- und Kniegelenke fehr wünfchenswerth machen, gar nicht der Ver- 
letzungen des Unterleibes oder der Schwangeren zu gedenken, bei denen eine 
Erfchlaffung der Bauchdecken namentlich während des Transportes erforderlich 
ift. Und wie dringend nothwendig ift nicht eine Erhöhung des Stammes und des 
Kopfes, alfo eine halbfitzende Lage bei allen Kranken, die mit Herz- und Lungen- 
krankheiten, mit Kehlkopf-Affectionen, Gehirncongeftionen oder garSchlagflüffen 
behaftet find. 
Unter den Räder Tragbahren für den Stadtgebrauch finden wir ganz 
zweckmäfsige Modelle in den fogenannten Fahrkörben von Lipowfky und 
Fifcher in Heidelberg. 
Sie ftellen eine Matratzen-Tragbahre dar, die keine Füfse hat, und auf einen 
Fahrgeftelle mit zwei feitlichen hohen Rädern abnehmbar ruht. Die Bedachung 
ähnelt einer Kinderwiege oder Kinderkorbe aus Strohgeflecht mit Halbdach und 
ohne Boden. Man fetzt fie einfach auf den Bahrenrahmen auf und befeftigt fie 
alldort, wenn nicht eine Zapfenficherung vorhanden wäre. In einem Modelle ift der 
Korb vollkommen gefchloffen, fo dafs nur die Halbdach-Oeffnung offen bleibt, im 
anderen ift auch der Fufstheil offen und kann mit einem Spritzleder bedeckt werden, 
ein drittes Modell trägt ein Halbdach aus gefirnifster Leinwand. Diefe fahrenden 
Babren gewähren dem Kranken Licht, Luft und Ausficht, nur müffen fie beim 
Fahren gegen den Wind und bei ftrenger Kälte rücklings gezogen oder gefchoben 
werden, fie verbergen ferner den Kranken vorzüglich, da deffen Kopf fo tief im 
Innern des Halbdaches zu liegen kommt, dafs er im dunklen Raume nur fchwer 
gefehen werden kann. Der Magiftrat der Haupt- und Refidenzftadt Wien hat 
letzter Zeit eine Partie folcher Räderbahren acquirirt, die fich ganz gut bewähren, 
überhaupt wäre es wohl an der Zeit, dafs die Stadt- und Landgemeinden der ver- 
fchiedenen Länder fich auch in der Annahme eines vernünftigen und im Wefent- 
lichft uniformen Modelles einigen möchten, auf dafs man nicht, felbft 
lichen mög 
  
  
  
   
 
	        
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