ilitärfanität und freiwillige Hilfe im Kı 5 1
wochenlang ohne Ruh ohne Raft, ohne dafs man ihre Fieberdelirien berück-
nbligte oder die zu eng gewordenen Gipsküraffe öffnete. Mit erfrorenen Extre-
mitäten, E un enden Wunden, pyämifch erkrankt, mit Starrkrampf behaftet kamen
die Unglücklichen an, und wurde einer der Fahrgäfte auf dem Wege von feinem
ja en Dafein erlöft — defto beffer — hinaus mit der charogne und luftig
weiter kutfchirt.! — — —
Mögen die Geleife an dem Schlachttage auch verlegt fein, fie werden fich
eder An, die fehr fchwer Verwundeten behält man fo in den nächften Feld-
nen und von dort können fie ja auch längere Zeit nach der Schlacht
abgeholt werden, denn evacuirt wird ja nicht nur in den erften Tagen nach der
Schlacht, fondern nach und nach fort und fort.
Wir kommen nun zur Frage, wie die Eifenbahn-Wagen im Allgemeinen
befchaffen fein follen, um zum ae ethdienfte verwendet werden zu a Es
wird hiezu als Hauptbedingung erfordert eine freie Communication, damit
Aerzte e und W artperfonale von einem Wagen in den anderenfteigen und die ganze
‚änge der Trainsabgehen können, ohne dabei felbft in Lebensgefahr zu gerathen.
Eifenbahn-Wagen, de fich nurvon der Seite aus befteigen laffen, find defs-
halb zu Lazarethzügen ganz unbrauchbar, und nur folche find verwendbar, welche
an den Kopffeiten zu öffnen find und Plattformen mit breiten und bequemen
Treppen befitzen. Die Thüren müffen breit fein, auf dafs man mit den Tragbahren
durch könne und follten auch die Geländer und etwaige Dachftützen der Platt-
form abnehmbar gemacht werden, damit diefe das leichte und beausde Ein- und
Ausladen der Tragen nicht hindern. Preufsen läfst in Hinblick auf diefe Noth
wendigkeit alle neugebauten Perfonenwagen IV. Claffe mit Plattformen und Kopf-
kären. verfehen und: wäre es fehr en erth, wenn auch die übrigen Staats-
oder Privat-Eifenbahn-Gefellfchaften die Wagen II. und IV. Claffe in ähnlicher
Form conftruiren liefsen. Auf Perfonenwagen II. und I. Claffe wird bei der
Zufammenftellung von Lazarethzügen weniger refledtirt, weil das Ausräumen der
Sitze grofse Schwierigkeiten bieten würde, und ja ein Lazarethwagen ganz leer
(fein mufs, um Schwerverwundete in liegender Stellung aufnehmen zu können.
Sehr brauchbar zum Bleffirtentransporte find Güterwagen und zwar aus meh-
veren Gründen: Einmal kann man fie in gröfserer Zahl befchaffen, ferner
befitzen fie keine eigenen Einrichtungen, die man erft wegräumen miüfste und
fie haben breite feitliche Thüren, welche zum Ein- und Ausladen der beladenen
Bahren viel beffere Verwendung finden als die Kopfthüren. Trotzdem follen
letztere fowie die Plattformen nicht mangeln, um die freie Durchgängigk eit des
Zuges nicht zu ftören. Der einzige Nachtheil der Güterwagen befteht aufser der
ungenügenden Ventilation und Beleuchtung in der Qualität der Federn, die
gemeiniglich für eine Laft von 200 Centnern berechnet ift. Hat der Wagen nun
ftatt 200 nur etwa 25 bis 30 Centner zu tragen, fo ergeben fich die Federn als
infufficient und diefs ift wohl der Grund, warum man Di Fahren in einem leeren
Güterwagen die Erfchütterung und die Stöfse fo empfindlich fpürt. Der weitere
Uebelfta ud des dröhnenden Geräufches ift dadurch bedingt, dafs der Güterwagen
beim Mangel an Fenftern und fonftigen Ventilationsöffnungen einem Refonanz-
boden gleicht, der jedes Geräufch vervielfacht. Der Uebelftand dernur für fchwere
Be) aftung berechneten Federn läfst fich leicht heben, wenn man an Güterwägen
das Syftem der regulirbaren Federn anbringt, worunter man folche Federn
verfteht, aus denen einzelne Blätter ohne Störung des Gefammtmechanismus heraus-
genommen und wieder eingepafst werden a wodurch die Möglichkeit
erwächft, die Federung je nach der Belaftung entfprechend zu modificiren. Doch,
wenn auch fehr wünfchenswerth, wäre diefe Einrichtung vielleicht weniger noth-
wendig als die Vorforge für Luftwechfel und Licht. Das bisher geübte Verfahren,
bei Benützung von Laftwagen zu Lazarethzwecken in den Wandungen Fenfter
einzufchneiden und fie dadurch den Perfonenwagen ähnlich zu geftalten, genügt
aber durchaus. nicht, denn find die Fenfter bed often, fo entfteht ein für
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