Full text: Militär-Sanität und freiwillige Hilfe im Kriege (Heft 54)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
   
   
   
   
  
    
   
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
    
32 zon Moorhof. 
Bleffirte fehr unvortheilhafter Luftzug und werden auch diefe durch die eindrin- 
genden Staub- und ee verunreinig it nn moleftirt; einfeitiges Oeffnen 
der Fenfter hat aber, was Kohlenftaub un .d 2 Zug anbelangt, denfelben Nachtheil, 
da fich ja Luftzug beim n jedesmaligen Oefinen einer Thür einttellt. 
Wir müffen demnach logifcher W eife auch die Fenfter der Perfonenwagen 
für ungenügende Einrichtungen erklären und andere den Zwecken beffer - entfpre 
chende fordern. 
Auch hierin kann uns Amerika als Lehrerin dienen. In Amerika haben 
nämlich fämmtliche Perfonenwagen nebft den Fenftern, welche fchon des Lichtes 
und der Ausficht halber nothwendig find, Dachreiter, mit kleinen von der 
Seite zu öffnenden Fenfterchen, die ein Zuftrömen der Luft von oben her und 
ein leichtes Ausftrömen der nächft dem Plafond fich anfammelnden ver- 
brauchten und erwärmten Luftfchichten ermöglichen, wodurch für eine ftete 
Erneuerung der Luft geforgt wird. Es werden alfo in Amerika die Perfonenwagen 
nach denfelben phy fikalifchen Gefetzen ventilirt, die überhaupt bei jeder Venti 
lation ftrenge Berückfichtigung verlangen. Das Eindringen von Kohlenftaub wird 
durch dichte Gitter oder Taloufienfen ıfter, oder dadurch verhindert, dafs man die 
Luft vor dem Einftrömen durch Waffer ftreichen läfst. Die auch im gewöhnlichen 
Verkehre fo überaus erwünfchte Ventilation durch Dachreiter oder Laternen 
follte man bei allen neu zu bauenden Perfonenwagen einführen. Kann aber eine 
gleiche Vorrichtung auch für Güterwagen empfohlen werden? Diefe Frage ift 
fehon vielfach discutirt und Vieles pro et contra angeführt worden. 
Der Vortheil ift felbftverftändlich, als Nachthe ile wären folgende auf- 
zuftellen 
Der Dachreiter mit Ventilationsvorrichtung könnte im gewöh nlichen 
Betriebe nicht nur unnöthig, fondern auch da adurch dire fchädlich erden: dafs 
möglicherweife die Fenfter nicht gut verfchloffen werden, oder zufälligerweife 
eine Scheibe könnte, wodurch die Wagenladung bei Regenwetter der 
Durchnäffung und eventuellen Befchädigung preisgegeben wäre. Dagegen ift ein 
zuwenden, dafs man in Friedenszeiten die Fenfterchen an der Laterne, da fie 
ohnedem unnütz find, dauernd verfchliefsen könnte, und die Scheiben durch 
Gitter derart von aufsen her gefchützt werden könnten, dafs ein Zerbrechen, 
aufser bei Unglücksfällen, nicht gut möglich wäre. Von innen her könnte man 
aber wohl im gewöhnlichen V erkehr e die ganze Bafıs des Dachreiters, die fich 
gegen das W ageninnere Öffnet, durch ein feftes Eifengitter abfperren. Aber auch 
in dem dürfte wohl felten eine a brechen, denn beim brutalen Hinein- 
werfen der Colli ift die Richtung ihrer kurzen Flu ıgbahn doch nie gegen das 
Dach des Wagens gerichtet. Weiters Köinte eine jedesmalige Befichtigung des 
Waggons vor der Be nützung das eventuelle Zerbrochenfein einer Scheibe ent- 
Mech und leicht Abhilfe fchaffen. 
Die Finanzbehörde, fagt man weiter, würde gegen die Benützung folcher 
Wagen Einfprache erheben, in der Beforgnifs durch die Fenfterchen der Laterne 
könnte gefchmuggelt werden. Diefe Beforgnifs ift wohl nicht fehr begründet, denn 
die F il erchen find fehr klein und fchmal und laffen fich nur von innen öffnen, ein 
gewaltfames Einfchlagen derfelben hindert aber die Gittervorrichtung. Da jedoch 
die eventuellen Einwendungen der Finanzbehörde ne angenommen werden 
müfsten, könnte dem fo abgeholfen werden, dafs man die Güterwagen mit Dach 
laternen nur für den Binnenverkehr benützt, wogegen für das Ausland — und nur 
in diefem Falle hat die Finanzbehörde zu interveniren — die gewöhnlichen 
Güterwagen ohne Ventilationsvorrichtungen in Verwendung kommen. Der 
Gedanke,-die Laternen amovibel zu machen, um diefe nur bei Bedarf auffte llen 
zu können, fcheitert an den technifchen Schwierigkeiten und dem Koftenpunkte. 
Es fällt jagar Niemanden ein, diefe Einrichtung für alle neuzu bauenden Frachten 
wagen zu "empfehlen, es genügt vollkommen, wenn man nur einen kleinen 
Bruchtheil des jährlichen Wagencontingentes damit ausrüftet 
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