Militärfanität undf reiwillige Hilfe im Kriege 47
gemacht und die fie in einem vielgelefenen Werkchen „Notes on hofpitals“ der
Oeffentlichkeit übergeben hatte, in dem die Grundzüge und Hauptprincipien der
Hofpitalhygiene mit feltener Klarheit und Logik und mit einer ftaunenswerthen
Sachkenntnifs dargelegt waren, trugen wefentlich dazu bei, die Sanitary Commif-
fion zu einer Abänderung des bis dort geübten Verfahrens zu beftimmen und die
Errichtung eigener Lazarethe, auch Holzbaraken genannt, in Angriff zu nehmen.
Was Amerika mit feinen Baraken-Mufter-Hofpitälern für Erfolge erzielte, ift wohl
genügend bekannt. In allen fpäteren europäifchen Kriegen ift diefem Beifpiele,
wenn auch nicht in dem grofsartigen Mafsftabe, gefolgt worden und hat man nie-
mals Gelegenheit gefunden, es bedauern zu müffen.
Gefchloffene Baraken, deren man fich insbefondere zu Winters-
zeit bedient, ftellen länglich viereckige holzerne Häufer dar, welche nebft
einem gröfseren Saale einige kleinere Nebenräume beherbergen, für Thee-
küchen, Clofets und das Wartperfonale. Speifeküchen pflegt man in den ein-
zelnen Baraken nicht unterzubringen, fondern weilman letztere kaum je vereinzelt
anlegt, fondern mehrere beifammen gruppirt, fo zieht man es vor, die gemein-
fchaftliche Küche, fowie auch die Depöts in eigene Baraken unterzubringen.
Die wechfelfeitige Anordnung der einzelnen Baraken variirt je nach dem Ter-
rain, welches fie trägt. Als Poftulatgilt der Grundfatz, die einzelnen Baraken
nicht zu nahe aneinander aufzuftellen, damit der Luftwechfel nicht leide, und
wieder nicht zu weit voneinander, auf dafs die bequeme Communication und
der Lazarethdienft nicht erfchwert werde. Wo möglich, mögen fie mit der Front-
feite dem Süden zugekehrt fein.
Man ftellt die Baraken entweder in Form eines Sternes auf, deffen
Centrum die Adminiftrationsgebäude, deffen Strahlen die Lazarethräume bilden
(amerikanifches Pavillonfyftem). So waren das Hammond-General-Hofpital auf
Point Look out in Maryland, das Mover General-Hofpital bei Philadelphia, das
Jefferfon General-Hofpital in Indiana u. A. m. erbaut, oder in Form eines
ftaffelförmigen Dreieckes mit offener Bafıs, beifpielsweife des Lincoln General-
Hofpital bei Wafhington oder in Form zweier offener Winkel, die mit ihren
Längsfeiten zufammenftofsen, — die Tempelhofer Baraken bei Berlin. — Varian-
ten diefer Typen find natürlich unzählige möglich. Jede gefchloffene Barake
mufs den Hauptanforderungen genügen, trocken und luftig zu fein. Um trocken
zu fein, mufs die Barake einen Untergrund befitzen, ja es ift noch viel beffer,
wenn diefer etwas höher als der Boden fteht, damit die Luft auch von unten
circuliren und die Feuchtigkeit des Bodens nicht leicht durchzudringen ver-
möge. Letzterer foll möglichft fandig und ja nicht muldenförmig gehöhlt fein,
damit das Regenwaffer darunter nicht ftagniren könne. Der Unterbau der
gefchloffenen Baraken wird gemeiniglich auf Ziegelftöckeln geftellt oder ganz
untermauert. Offene Sommerbaraken hingegen werden, wenn es damit fehr Eile
hat, nicht auf Ziegelunterbau gezimmert, fondern nur auf dem Boden erbaut, den
man nur früher durch Steingerölle oder Steinkohlen-Schlacke (Stromayer’s Baraken
zu Langenfalza 1866) möglichft trocken legt.
Abfolutes Erfordernifs dagegen für jede Barake ift ein Breterboden.
Die Ventilation wird ermöglicht vom Dache aus und durch Fenfter. .Vom Dache
durch Ventilklappen, Dachlaternen — und von den Fenftern dadurch, dafs man
die oberen Carreau’s mit Charnieren verfieht, welche deren fpaltförmiges Oeffnen
auch bei Wind und Regenwetter geftatten. Gefchloffene Baraken follen an beiden
Längsfeiten Fenfter befitzen, wogegen die Kopffeiten mit Thüren verfehen find.
Heizvorrichtungen find für den Winter unentbehrlich. Diefe kurzen aphoriftifchen
Bemerkungen haben natürlich nur für Feldlazareth-Baraken Geltung, auf Stadt-
baraken hingegen, wie beifpielsweife Effe’s Baraken in der Charite oder auf
das Augufta-Hofpital zu Berlin, haben fie keinen Bezug, da diefe ftabilen
Spitälern ähnlich conftruirt zu werden pflegen. Der Faffungsraum einer gefchlof-
fenen Feldbarake variirt natürlich nach deren Gröfse, nie möge man aber zu viele
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