48 Dr. Mofetig von Moorhof.
Verwundete in einem Raume unterbringen, um den Hofpitalismus ja nicht auf.
kommen zu laffen. Vierundzwanzig Betten dürfte fchon das Maximum fein.
Das Modell, welches fub Specialkatalog Nr. 58 2 Herr Baumeifter
L. Jacobi in Homburg ausgeftellt, dürfte fchon das Erreichbare an Schönheit
und Zweckmäfsigkeit bieten. Diefe gefchloffene Winterbarake, welche nach
eigenen TdeenlIhrerk kr’Hohert der Frau Kro nprinzeffin von
Deutfchland im Jahre 1870 zu Homburg errichtet wurde, ruht auf Ziegel-
unterbau und ift mit allen früher angegebenen Poftulaten auf das Vorzüglichfte
verfehen. Dennoch fcheint uns die Lage der Fenfter zu tief, weil die Luft gerade
über den Köpfen der Kranken auf den in gleicher Höhe ftehenden Bettgeftellen
ausftrömen mufs.
Sommerbaraken unterfcheiden fich von den gefchloffenen dadurch,
dafs fie eine offene oder halboffene Seitenwand befitzen. Das fefte, gewöhnlich
mit Steinpappe überzogene Dach hat Firftventilation und ruht auffeften Pfeilern.
Die eine Seitenwand fehlt, oder ift nur bis zur Hälfte oder zu zwei Dritttheilen
der Höhe oben fowohl als unten aus Bretern gezimmert; den mittleren Reft oder
die ganze fehlende Wand nehmen die aufrollbaren Leinenplachen auf, wefshalb
man fie auch Zeltbaraken nennt. Trotz der halb oder ganz geöffneten einen
Seitenwand ift die andere doch ftets mit Fenftern verfehen, welche Licht
und Luft auch bei gefchloffener Leinwandplache zulaffen. Die Betten ftehen in
den Sommerbaraken gleichwie in den gefchloffenen Winterbaraken in zwei Reihen
einander gegenüber. Denkt man fich nun eine Sommerbarake der Länge nach
gefpalten und die eine Hälfte für fich aufgeftellt, fo wird man den Begriff eines
Flugdaches bekommen. Ein Flugdach fieht demnach einer Wagenfchuppe ähn-
lich, hat drei gefchloffene, aber mit Thüren und Fenftern verfehene Wände und ein
abfchüffiges Halbdach, die Vorderwand fehlt gänzlich und wird durch die Lein-
wandplachen erfetzt. Ein Flugdach kann natürlich nur eine Reihe Betten faffen.
Das fchönfte und vorzüglichfte an Hofpital-Flugdächern ift während des franzöfi-
fchen Bürgerkrieges 1871 von Profeffor Mundy im Parke von St. Cloud
erbaut worden; ein im Sanitätspavillon der Wiener Weltausftellung aufliegender
Altas (Katalog Nr. 115. Ambulance de la grande gerbe. Parc de St. Cloud 1871)
gab davon gelungene photographifche Anfichten; ich kenne diefe Mufterbauten
auch durch Autopfie. Acht grofse Flugdächer zu je 25 Betten bildeten das eigent-
liche Lazareth. Viele andere kleinere Baraken und Zelte dienten als Wohnungen
und zur Adminiftration. Die Clofets waren nach Moule’s Syftem, das heifst mit
Erde gefüllt und hatten fich fehr gut bewährt. Die Aufftellung der Baraken war
keine typifche, da das Terrain hiezu ungeeignet war, fondern es waren fünf mit der
offenen Seite demSüden zugerichtet, zwei fahen nach Often und eine nach Wetten.
Ihre Entfernung von einander war 25 bis3o Meter. Jede Barake, die Form eines
länglich-viereckigen Holz- oder Wagenfchuppens darftellend, hatte eine Länge von
40 Meter, eineBreite von 5Meter. Die Höhe betrug an der offenen Seite 6, an der
rückwärtigen Seite, des Abfallens des Daches wegen, 4 Meter. So hohe Flug-
dächer dürften wohl noch nie erbaut worden fein.
Die ungewöhnliche Tiefe entrückte die Bleffirten den Witterungseinflüffen
fo vollkommen, dafs ein Breterverfchlufs des oberften Endes der Vorderwand
nahe dem Dache ganz unnöthig war. Der Breterboden war 1), Fufs über das
Niveau des Bauplatzes erhöht und waren die Dielen der Länge nach gelegt,
damit die Erfchütterung beim Gehen fich nicht den Betten mittheile, was ftets
der Fall ift, wenn diefe der Quere nach genagelt find. Die Breterwände hatten
eine doppelte Verfchalung und waren alle Fugen für fich noch feparat durch
hölzerne Leiften verfchloffen, fo dafs weder Luftzug, noch Eindringen des Regens
zu befürchten ftand. Ueberdiefs waren noch die Breterwände inwendig mit
weifser Oelfarbe und aufsen mit Theer beftrichen, eine Einrichtung, die wohl alle
Baraken haben follten, da die rauhen unbedeckten Breter fonft Infedtionskeime
allzu leicht fixiren, und das Reinigen der Wandungen ungebührlich erfchweren.