Militär-Kartographie. al,
die damals noch in den Kinderfchuhen ftak, fo treffen wir bei ihren Nach
folgern wie Saufon und Anderen fchon auf einen merklichen Fortfchritt. Aber
erft nach der Errichtung der königlichen Akademie der Wiffenfchaften und
nachdem die beiden Mathematiker Caffini und de la Hire die Mittags-
linie von Paris durch ganz Frankreich beftimmt hatten, erreichten die fran-
zöfifchen Karten einen höheren Grad der Vollkommenheit und wiffenfchaftlichen
Werthes. Unter diefen ift die im Jahre 1703 herausgegebene Karte erwähnens-
werth, da fie überdiefs auch bereits die Eintheilung des Königreiches in die
Gouvernements generaux enthält.
Der fpäteren Kartenwerke wie Rizzi Zannonis „Atlas hiftorique
de la France“ in 5o Blättern, und Bourguignon d’Anville’s Karten
vonFrankreich, welche man in des Abt's deLonguerue „Description
hiftorique et g&ografique de la France ancienne et mo deerne>
findet, fei weiter keine Erwähnung gemacht.
Im Jahr 1750 trat Julien mit einem von Caffini de Thury gezeich-
neten Atlas Frankreichs in 28 Blättern auf, der als das befte Kartenwerk
damaliger Zeit angefehen werden kann. — Die im Jahre 1774 beim Kupfer-
ftecher Bourgon in Paris erfchienene Carte itineraire de la France
war fehr erwünfcht, da felbe die Eintheilung in Gouvernements militaires und
Provinzen darftellte.
Alle genannten Karten übertraf jedoch die fogenannte Carte topo-
sraphique de la Erance, beftlehend aus 175 Blättern, welche unter der
Diredtion von Caffini de Thury, Camus und Montigny 1750 angefangen
wurden, und von welcher 1775 fchon 104 Blätter im Verlage Julien’s fertig
waren. Der Uebelftand bei diefer Karte befteht darin, dafs fie der Gouvernements-
und Provinzialeintheilung entbehrt.
Und fo wie ein befferes Werk dem anderen folgte, fo hatte auch diefes bald
eine Nachfolge gefunden in der1833 auf Befehl des Gouvernementaud£pöt
g&n&ralerfchienenen: Nouvellecarte deFrance. Sie wurde im Mafsftabe
1:80.000 angefertigt und ift gegenwärtig noch nicht vollendet. Sie wird durch
Corredtion der älteren Blätter fortwährend ergänzt. Die einzelnen Blätter find
das Produdt der Redudtion der Originalaufnahmen des Generalftabes, welche je
nach derBenützung der Katafterkarten inMafsftäben von 1:20.000 und 1:40.000
erfolgen, und die Terrainconfiguration durch Conftrucdtion äquidiftanter Niveau-
curven und reichhaltiger Höhenmeffungen beftimmen. In den in Kupfer gefto-
chenen, publicirten Blättern treten an die Stelle der Niveaucurven Bergfchraffen
(hachures) nach dem etwas modificirten Lehmann’fchen Syfteme. Das topo-
graphifche Detail ift mit gröfster Schärfe und Klarheit wiedergegeben. Diefe Karte
wird durch Ueberdruck auf Stein zur Herftellung von Departementskarten benützt.
Im Jahre 1852 wurde vom Generalftabe eine neue Karte im Mafsftabe
1:320.000 herausgegeben. Diefelbe ift eine einfache Verkleinerung der vor-
erwähnten topographifchen Karte. Sie bietet für geographifche und ftrategifche
Intereffen genügendes Detail, für fpecielleren Bedarf wird aber ein grofser Reich-
thum an Zeichen und Namen der Wohnplätze vermifst.
Für die nun in rafcher Folge erfchienenen Kartenwerke wurden als
officielle Verjüngungsverhältniffe feftgefetzt: 1:2000, 1:2500, 1:5000 für Befefti-
gungsanlagen und Specialpläne kleiner Oertlichkeiten, 1:10.000 für Pläne von
Städten nebft Umgebung, 1:20.000 für die Originalaufnahme des Landes, für
Pläne des Uebungsterrains, 1: 40.000 für Originalaufnahmen, und zwar für
Pläne von Schlachtfeldern, Stadtumgebungen, 1:80.000 und 1:320.000 für die
officiellen Landkarten.
Nach diefer kurzen Abfchweifung wollen wir uns den vom Depöt dela
guerre ausgeftellten Karten felbft zuwenden.
Das erfte Blatt, betitelt „Environs de Rouen“ zeigte uns eine auf
heliographifehem Wege erzeuste.wund „auf Stein Ubertragene