14 Rudolf Baron Potier des Echelles.
Hinterlader und gezogene Kanonen waren zwar im Mittelalter
fchon bekannt, allein dasfelbe konnte für fie keine Verwendung finden, mang elte
ihm ja der Schlüffel zu den gröfsten Schöpfungen: die Wiffenfchaft. Diefe ertt,
und die fortfchreitende Technik gaben den Impuls zur fteigenden Vervollkomm-
nung in Behandlung und Verwerthung der Metalle — und indem das Kriegs.
wefen für die Bewaffnung grofse Forderungen ftellte, und diefe auch erfüllt fah,
kamendie gewonnenen Erfahrungenauchder Indufrie zugute.
Diefs zeigte der Pavillon Fins pong (Schweden), in welchem neben Mafchinen-
beftandtheilen verfchiedene Gattungen von Gefchoffen, dann drei in Schweden
eingeführte Vorderladergefchütze aus Gufseifen, ferner eine 14 cm. Hinterlade-
kanone aus gleichem Materiale für Cafemattfchiffe und Küftenforts exponirt
waren. Die Ausftellung diefes Etablıffements ift defshalb wichtig, weil die Hof-
nung, aus dem weit billigeren Gußseifen brauchbare Gefchützrohre zu erzeugen,
durch die Vorzüglichkeit der ausgeftellten Proben neu belebt wird. So war unter
anderm ein zerfägtes Gufseifenrohr vorhanden, aus welchem 1300 Schufs mit
verftärkter Ladung gegeben wurden, ohne dafs das Rohr wefentliche Verände-
rungen gezeigt hätte. Die Feldgefchütze Schweden Ss, denen fich jene Däne-
marks und Hollands anfchmiegen, find durchaus Vorderlader aus Gufseifen,
und haben hölzerne Lafetten mit dauernd befeftigtem Richtbaum, welcher beim
Transporte mittelft einer Charniere umgelegt wird. Das Schwefterland Schwedens,
Norwegen, hatte drei matt angelaufene Gufsftahlrohre und ein compietes
Gebirgsgefchütz mit eiferner Wandlafette. dann verfchiedene Gattungen Projectile
und Zünder, ferner Stücke einer abfichtlich zerfprengten Kanone, und endlich
ein Rohr ausgeftellt, welches nach 1261 Schufs die progreffiv bis zu 21/, Pfund
Ladung und ı17 Pfund Gefchofsgewicht verftärkt wurden, parallel der Längs-
achle zerfprungen war, während die Verftärkungsringe intact geblieben waren.
Nächft dem Gufseifen findet Bronce vorzügliche Verwendung für den
Gufs der Kanonenrohre. Doch ift diefes Metall zum gröfsten Theile fchon durch
den Gufsftahl verdrängt, und auch an jene Staaten, in welchen noch Bronze zum
Feldartillerie-Materiale verwendet wird, tritt die Frage der Umwandlung der-
(elben in Stahlrohre — die bei fämmtlichen Feftungs-, Belagerungs- und Schiffs-
gefchützen fchon lange ausfchliefslich verwendet wurden — mit mahnendem
Ernfte heran.
Bronzegefchütze befitzen nur noch O
die Schweiz und Frankreich, und zwar vorwiegend aus — fo zu fagen
patriotifchen Gründen — weil diefe Rohre im Inlande erzeugt werden können,
während in den genannten Ländern. bis jetzt wenigftens, kein Etabliffement
befteht, weiches für die Maffenproduction von Gufsftahl eingericl
man vom Auslande in diefer wichtigen Frage der Landesvertl
hängig fein und bleiben will
efterreich, Italien,
ıtet wäre, und
reidigung unab-
Oefterreich war aus principiellen Gründen im Artilleriewefen
unvertreten, nur eine von dem Simmeringer Eifenwerke ausgeftellte eiferne Cafe-
mattlafette wurde mit der Fortfchrittsmedaille ausgezeichnet, und fanden auch
die Projectile der Innerberger Werke viel Beifall, Die Schweiz und
Italien hatten bronzene Hinterlade-Feld- und Gebirgsgefchütze mit eifernen
Lafetten und Rädern exponirt, ‚die fich, namentlich jene des letzteren Staates,
durch grofse Leichtigkeit, fowie durch Anwendung der Balkenbremfe (italienifche
Kanone) auszeichneten. In Italien waren ferner zwei Armftronglafetten für
Cafemattfchiffe ausgeftellt, bei welchen der Pfortenwechfel mittelft zweier feft-
liegenden Zahnkränze, in welche correfpondirende Blockräder eingreifen, ein-
facher und fchneller erfolgt, als diefs mit den bisher üblichen Drehfcheiben der
Fall it. Aus Frankreich hatte die Firma Laveiffiere in der Rotunde eine
kupferne Feftung erbaut, und mitten unter den dem friedlichen Schaffen gewid-
ıneten Erzeugniffen der Induftrie ein volltändiges Feldgefchütz mit eiferner
Lafette ausgeftellt, und verdient diefs induftriell
ganz
e Etabliffement infofern Beach-