Full text: Das Heerwesen auf der Weltausstellung 1873 in seinen Beziehungen zu Gewerbe und Industrie (Heft 84)

  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
    
Das Heerwefen, 19 
und Eigenthümlichkeiten des Terrains, welches der Soldat — foll feine Thätig- 
keit fruchtbringend fein — ebenfo genau kennen und verftehen mufs, wie der 
Gewerbsmann die Werkftatt, die Werkzeuge, das Material feines Metiers kennt 
und zu benützen weifs, mag er daheim oder in der Fremde den Pflichten feines 
Berufes gerecht werden. 
Die Kartographie dankt ihre Entftehung und Ausbildung in erfter 
Linie dem Bedürfniffe des Staatsmannes und des Feldherrn, den Umfang des 
eigenen, wie fremder Länder kennen zu lernen. Und faft in allen Ländern der 
Welt waren, und find es heute noch militärifche Kräfte, welche die Aufnahme 
und Darftellung des Terrains beforgen, und der Privatinduftrie zu den fpeciellen 
Kartenwerken erft die Quellen liefern, welche fie ohne Unterftützung und 
Mitwirkung des Staates nimmer erwerben könnte. 
In den älteften Zeiten .mufsten noch plumpe Thonbildungen oder 
Hieroglyphen (von welchenim fpanifchen Pavillon aztekifche, in It alien 
egyptifche Originalmanufcripte ausgeftellt waren) dem Streben genügen, die 
Allmuter Erde wenigftens im eigenen Gefichtskreife bildlich darzuftellen. Erft 
mit den Fortfchritten der Mathematik und Aftronomie gewann die Karto- 
graphie präcifere Formen, und die Egypter und Römer waren fchon fo weit 
vorgefchritten, dafs fie die geometrifche Vermeffung einzelner Länderftrecken 
vornahmen, deren Refultate dann auf Metallplatten gravirt wurden. 
Die Erfindung des Compafs und der Buchdruckerkunft, die Feftftellung 
des Kopernikanifchen Syftems inaugurirten einen gewaltigen Fortfchritt der 
Kartenkunde. Wie es aber trotzdem damit ausfah, zeigte die in derRotunde 
ausgeftellt gewefene photograpifche Copie einer um 1469 aus freier 
Hand gezeichnete Weltkarte; oder eine von Diego Ribero im Jahre 1529 
entworfene fogenannte Compafskarte der neuen Welt, auf welcher z. B. die 
gewaltige Kette der Kordilleren gleich neben der Mündung des Amazonen- 
ftromes eingezeichnet erfcheint. Die Lücke von 1529 bis 1670 war auf der Welt- 
ausftellung unausgefüllt, und wurde der Faden ert im Pavillon der Erfin 
dungen mit dem genannten Jahre wieder angeknüpft, aus welchem Per- 
fpectivkarten exponirt waren, die dem Verftändniffe auf Koften des richtigen 
Verhältniffes, fo gut es gehen wollte, gerecht zu werden verfuchten, und welche, 
allerdings wefentlich verbeffert und meift nur für locale Zwecke benützt, bis 
heute fich erhalten haben. — Das Bedürfnifs, die Karten ganzer Länder zu 
befitzen, führte zu den Aufnahmsplänen; und war Oefterreich der erfte 
Staat, welcher fchon 1784 eine in der kurzen Zeit von 14 Jahren vollftändig nach 
gleichem Mafsftabe gezeichnete Aufnahmskarte der Gefammtmonarchie befafs, 
welche Leiftung für die damaligen Verhältniffe als eine befonders hervorragende 
bezeichnet werden mufs. 
Die Darftellung der Unebenheiten des Terrains bot bis auf 
die neuefte Zeit die gröfsten, noch richt befiegten Schwierigkeiten, und konnte 
man auf der Weltausftellung die verfchiedenen Arten vertreten fehen. 
Brafilien und Nordamerika brachten nebft vorzüglichen See- und 
Küftenkarten auch Generalkarten; auf welchen die Gebirge wie eine Reihe Maul- 
wurfshügel erfchienen, während das Syftem Lehmann (fenkrechte Beleuchtung, 
wechfelnde Stärke und Dichte der Striche) befonders für General- und Special- 
karten in der ganzen Welt Anwendung findet, felbft Japan und China nicht 
ausgenommen, welche Cultur- und Generalkarten (von englifchen Ingenieurs 
entworfen, aber mit einheimifchen Lettern und Zeichen befchrieben) ausgeftellt 
hatten. Die nothwendig und nach Erfindung der Lithographie möglich 
gewordene maffenhafte Vervielfältigung von Karten, ferner der Wunfch, für 
Schulen und Comptoirs recht billige und fcharf ausgeprägte Karten zu liefern 
führte dahin, die Gebirge braun gefchummert darzuftellen, welche Manier 
nach Erfindung des Farbendruckes noch an Verbreitung gewann. 
  
  
  
 
	        
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