Full text: Das Heerwesen auf der Weltausstellung 1873 in seinen Beziehungen zu Gewerbe und Industrie (Heft 84)

  
   
  
   
  
   
  
  
   
   
  
  
   
   
  
  
  
    
  
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
    
      
Das Heerwefen. 23 
detaillirte Würdigung aber, wie fo vieles Andere, leider aufserhalb des gezogenen 
Rahmens fällt. 
Den Transport der Verwundeten vom Verbandplatze zur Ambulanz zu 
erleichtern, war die Aufgabe der Wagenbau kunft und hatte diefelbe zahl- 
reiche Syfteme von Apotheker- und Lazare thwagen aus allen Ländern, 
fogar aus Spanien ausgeftellt, unter welchen fich namentlich die Wagen 
Oefterreichs, Rufslands, Italiens, dann jene des Wiener p atrioti- 
fchen Damenvereinesund des deutfchen Ritterordens durch Leich- 
tigkeit und praktifche Einrichtung befonders auszeichneten. 
Vielleicht ift es nicht ohne allgemeines Intereffe, die Wirkfamkeit des eben 
genannten Ordens zu markiren. Derfelbe ftellt dem Staate vierzig vollkommen 
ausgerüftete, mit dem ärztlichen Perfonale verfehene Sanitätscolonnen & fechs 
vierfpännige Wagen unentgeltlich zur Dispofition, übernimmt die Verpflegung 
fämmtlicher Bemannung und Befpannung, und zahlt aufserdem noch eine‘ Ent- 
fchädigung für Abnützung der Montur und Rüftung. Aus Ordensmitteln werden 
nach und nach fämmtliche Truppenfpitäler mit chirurgifchen Handbeftecken, 
dann alle Cafernen der Monarchie mit Rettungskaften und Räderbahren 
verfehen, und übernimmt der Orden die einheitliche Leitung des Hilfswefens 
im Kriege. 
Der grofse Uebelftand, erft nach dem Einrücken in die Station 
kochen oder backen zu können, hat die Induftrie zur Erbauung von fahr 
baren, während des Transportes arbeitenden Feldküchen und Feld- 
backöfen veranlafst, und waren fehr praktifche Gattungen diefer Fuhr- 
werke aus Deutfchland, Oefterreich und Italien, fowohl im Originale 
als im Modelle ausgettellt. 
Ein höchft wichtiger Zweig der Sanitätspflege ift ferner der Transport 
mittelft Bahn, und ift es diefem im Jahre 1859 in Oefterreich zuerft ein- 
geführten Zerftreuungsfyftem allein zu danken, dafs die letzten Maffenkriege keine 
Epidemien im Gefolge hatten. Und wer jemals die unfägliche Pein erleiden mufste, 
fchwer verwundet auf dem harten, mit wenig Stroh bedeckten Boden eines fchlecht 
fchliefsbaren, nothdürftig gereinigten Laftwaggons, nicht viel beffer wie ein 
Frachtftück transportirt zu werden, der wird dankbar die ungeheuren Fortfchritte 
der Induftrie zu würdigen wiffen, welche jene praktifchen, mit Recht fo viel 
bewunderten Eifenbahn-Lazarethzüge und Waggons erfonnen und aus- 
geführt hat, die von Fran kreich, Deutfchland und Amerika (im letzteren 
blos im Modell) exponirt waren. 
Was aber im Sanitätspavillon befonders wohlthuend berührte, war die 
erhebende Thatfache, dafs alle in demfelben ausgeftellten, rein humanitären 
Zwecken gewidmeten Objedte der P rivat-Initiative zu danken find, dafs die 
werkthätige Privathilfe eingetreten ift, um die Schrecken des Krieges zu mildern. 
Alle Daheimgebliebenen, das ganze Volk, gedenkt ja der Söhne und Brüder 
draufsen, die ihr Beftes, ihr Leben einfetzen zum Schutze der Heimat, welche 
wieder opferfreudig Hilfe bringt. Nicht nur Männer widmen Zeit, Kraft und Mittel 
dem Gelingen edler humanitärer Beftrebungen: auch die Frauen, nicht fcheuend 
die Mühen und Schrecken der Spitäler, nehmen werkthätigen Antheil an der 
Pflege der Verwundeten, und mit zarter Sorge, wie nur Frauen es vermögen, 
erhellen fie den Jammer der Krankenftube durch die beglückende Theilnahme 
wahrer Nächtftenliebe. 
Der Pavillon Krupp war ein Ruhmestempel des menfchlichen 
Geiftes; im Sanitätspavillon aber bot das menfchliche Herz feine 
koftbaren Schätze, feierte der Genius der Menfchenliebe die fchönften, erhe- 
bendften Triumphe!! 
  
  
  
 
	        
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