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o Alexander Friedmann.
ftünden, während durch die Dammanlage € diefe Gefahren vermieden und gleich-
zeitig in dem Hauptcanal ein fixer Waflerfland gefichert werden kann, weier
order für die Wafferabfuhr der in ihn einmündenden Schifffahrts- und Ent-
wäfferungscanäle fehr günftig ift.
Die Canäle un welche früher mittelft Schleufen in das ehemalige
Wyker-Meer und das Y einmündeten, mufsten jetzt natürlich weiter geführt wer-
den, um ihre Gewäffer in den Hauptcanal AB einfliefsen zu laffen; ebenfo mufste
den Entwäfferungscanälen, welche, wie der a Fig. 105, die Gewäffer des ehemali-
gen Haarlemer-Meer-Polders, fo die Wäffer der anderen Gebiete bislang in das Y
ergoffen, ihre Einmündung nunmehr in den neuen Canal gegeben werden. Diefs
bedi ngteneun Seitencanäle, von denen die bedeutendften adc din Zig. 705 fkizzirt
find, reldik zufammen eine Längenausdehnung von circa 20 Klöineher haben,
und denen zu Rückficht der vorerwähnte fixe Wafferftand des Hauptcanales 42
auf o°5 Meter unter dem Amfterdamer Pegel, alfo auf das Niveau der Ebbe an
der Nordfeeküfte und um 0'260 Meter tiefer als die Ebbe der Zuiderfee normirt
vurde. Wiewohl nun der Canal AB in feinen Profilen, von denen Zig. 706 das
Profil im Durchftich durch das fefte Land, Fze. 707 das Profil im Durchzug durch
das bisherige Wyker-Meer veranfchaulicht, grofs genug gehalten ift, um, ohne
dafs der Wafferfpiegel defshalb zu hoch fteigen mufs, grofse Wafferquantitäten
aufnehmen zu können*, fo ift er denn doch für das grofse Gebiet, welches er in-
clufive der Polder des Haarlemer-Meeres zu entwäffern hat, nicht ausreichend,
befonders wenn durch längere Zeit, wie diefs vorkommt, hohe Wafferftände in
der Nordfee anhalten und die Entwäfferung des Canals durch die Schleufen allein
nicht in genügendem Mafse bewerkftelligt werden kann. Diefs bedingte die Ein-
gangs erwähnte Pumpenanlage auf dem Damme C, deffen Profil in Arg. 708 ver-
anfchaulicht ift, welche bis zu 30 Cubikmeter Waffer per Secunde auf die mittlere
Höhe von o'5 Meter befördern, eventuell entfprechend reducirte Quantitäten bis
auf die Höhe von 3 Meter (das höchfte Niveau der Sturmfluthen der Zuiderfee
über dem Normal-Wafferftand des Canales) bewältigen kann.
Was die Einzelheiten der Bau-Anlagenund der Bau-Ausführungen anbelangt,
fo hat A. Wiebe hierüber in der „Zeitfchrift für Bauwefen“ bereits im Jahre1872
eine vortreffliche, mit genauen Zeichnungen illuftrirte Abhandlung publicirt, und
erfcheint alfo ein näheres Eingehen an diefer Stelle unnöthig; doch glaubt der
Berichterftatter zwei Einzelnheiten hier fpeciell erwähnen zu follen: die eine ift
der von Freeman & Burt erfundene Erdtransport-Apparat, die andere die
Erfahrungen, welche mit der Fundirung der Hafendämme des Nordfee-Hafens bei
A (Fig. 105) gemacht wurden.
Der Bodentransport- Apparat befteht in der Wefenheit darin, dafs das aus
gebaggerte Erdreich in das Gehäufe einer Circularpumpe gelangt, dafelbft mit
W er gemengt und gleichzeitig mit diefem als eine halb flüffige Maffe in eine
Rohrleitung eingetrieben wird, welche auf der Wafferfläche fchwimmend erhalten
ift, und durch welche das Gemenge bis an die Stelle gedrückt wird, wo man es
eben ausgeworfen haben will. Bei dem Nordsee-Canale betrug die Gefammtlänge
diefer Röhren oft über 250 Meter und konnten diefelben bis auf mehr wie 1,
Meter oberhalb des Wafferfpiegels über die Dämme gelegt werden, ohne die
Wirkfamkeit des Apparates zu beeinträchtigen. Die Rohre find aus Holzgebinden
hergeftellt und unter einander durch Schlauchftücke fo verbunden, dafs fie gegen-
feitig wie in Gelenken fich bewegen können, und, da fie auf dem Waffer fchwim-
men, dem Baggerfchiff auf eine bedeutende Ausdehnung die Manöver geftatten,
ohne verlegt werden zu müffen. Die Mifchung betrug zur Hälfte Erde, zur Hälfte
die trockengelegten Polder des Y und des Wyker-Meeres, grofse Gefahren ent-
aber entfchieden zu knapp für die Tauchungsverhältniffe der grofsen Dampfer. Der
Canal hat nur 7 Meter Wäffertiefe; ein Schiff wie die Britannia, Seite 23, Tafel IV diefes Rap-
portes, könnte alfo nicht mehr paf ffiren.