Alexander Friedmann.
Diefs wird laut beftätigt durch die Inveftigationen der noch an
Enqu&tecommiffion des englifchen Parlamentes, welcher die Aufgabe geworden ift,
zu ermitteln, ob die von dem Mitgliede Plimfoll erhobenen fuhcHbb Are Klagen
über das Los vieler englifcher Matrofen, die feiner Angabe nach auf wurm-
ftichigen Schiffen gewiffenlofer Schiffseigenthümer dem Wellentode preisgegeben
werden, ge erechtfertigt find.
Es erweift hie da, dafs felten böfe Abficht und nicht fo oft fchlechter
Zuftand der Schiffe, aber weit häufiger die unrichtige Verwendung derfelben zu
den vielen Unfsllen Anlafs gibt. Die Schiffe find entweder, um ihre Fahrteı
möglichft lucrativ zu geftalten, weit über ihre Tragfähigkeit belaftet oder aus zu
grofser Sparfamkeit nicht genügend bemannt und ausgerüftet, oder fie werden.
obwohl nur für kurze Kuffenfahrten gebaut, zu Reifen über den Ocean ver-
wendet.
Wenn nun in folchen Fällen Unglück fich ereignet, trifft freilich den Schiffs-
eigenthümer manchmal die Schuld, immer aber der Verdacht. Die Schiffe find
gewöhnlich bei den Affecuranzgefellfch aften verfichert, welche die Menge und
namentlich die Art und Weife ihrer Beladung nicht gut controliren können, und
überdiefs w egen der Concurrenz felbft Schiffe, welche ganz entfchieden zu niedrige
Borde haben, in die Verficherungslifte aufnehmen. Geht dann ein folches Schiff
verloren, fo trifft Schaden und Unglück nicht den Schiffseigenthümer, fondern
lediglich die Matrofen, welche zwar die Gefahren des Elementes kennen. aber
ädch meift ohne alle Schule, Bildung und fell iftftändiges Urtheil find, und ihr
Leben der Unwiffenheit des Schiffseigenthümers oder der Empirie des Schiffers
anvertrauen.
Es fei damit en nicht gefagt, dafs die a der Matrofen allein
an Allem Schuld fei; es follten gewiffe Schiffsbaue verantwortlich Sika
werden, welche bei deu Neubauten fchlechtes oder zu fchwaches Material ver-
wenden oder, wie vorgekommen, vorhandene Schiffe dadurch vergröfsern, dafs fie
fie verlängern, ohne fie gleichzeitig zu verftärken — es follte das Affecuranz-
wefen fo geändert werden, dafs die Gewiffenlofigkeit felbft der wenigen,, aller-
dings nur Ausnahmen darftellenden Schiffseigenthümer fich nicht fo leicht
bethätigen könne — es follten für den Seeverkehr internationale, fcharfe und
präcife Gefetze gefchaffen und zur gleichen Geltung für alle feefahrenden Nationen
gebracht Weiden. fo dafs die Unterlaffung geeigneter Sicher "heitsvorkehrungen
und der exiftirenden Signalifirungs- und Fahrvorfchriften allenthalben verfolgt
werden könne, und zwar nicht nur in den feltenen Fällen, wo was paffirt, und in
den noch felteneren Fällen, wo das fc huldtragende Schiff nicht in einen fremden
Hafen zu entwifchen vermag, fondern auch in folchen weitaus meiften Fällen, in
welchen die Unterl laffungen wohl keinen unmittelbaren Unfall verurfachen, aber
gerade dadurch und dafs fie nicht geftraft werden können. die Indolenz grofsziehen,
der zu Folge es vorkommt, das Schiffe bei klarem Himmel auf ruhiger See in
Bene eitem Fahrwaffer wievon Blinden geführt einander in den Grund fahren —
s follte aber auch bedacht werden, dafs, wie beffere Schulbild dung ja allenthalben
Vort heil bringt, auch mit be en Matrofen, für welche, wie es fcheint, gerade
in England Schulen als das Entbehrlichfte Betrachtet werden, Vorfichtsmafsregeln
beffer durchgeführt, die Sicherheit fonach im Allgemeinen gröfser und Unplücks-
fälle auch bei kleineren Schiffen feltener fich ereignen würden.
Ift nun der Anfpruch, der an die Stabilität eines jedenSchiffes geftellt wird
zunächft der, dafs es auch bei den ftürmifcheften Wellen der Gewäffer, welche
es zu paffiren hat, nicht umfchlägt oder nicht unter die Wellen fährt, fo ift der
much bei guten Schiffen den gefteigert, dafs fie ee das heifst
Schwingungen lernen möglichft < gering und fanft feieı
Die Große und Heftigkeit der Schwingungen eines Schiffes find unter
onft gleichen Umftänden von der Gröfse und Börn, des Schiffes ] bedingt
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