Full text: Marinewesen (Heft 63)

  
«- 
Marinewefen. 9 
Mitteltheile des Schiffes auf foliden Lagern ruhen, vertical hängt und durch geeig- 
nete hydraulifche Vorrichtungen trotz der feitlichen Schwingungen (dem Rollen) 
des Schiffes immer in verticaler Lage erhalten bleibt, während die Längen- 
fchwingungen (das Stampfen) dadurch vermindert werden follen, dafs der Bug- 
und Vordertheil des Schiffes fehr niedrig und fcharf find, fo dafs die Wellen quasi 
durchftochen werden und die obere Kuppe der fo getroffenen Welle über Bord 
kommt und durch ihr Gewicht den Auftrieb des Wellenreftes, welcher den Vorder- 
theil des Schiffes gerade heben will, äquilibriren foll. Fadtifch verhielten fich 
die Blockadebrecher zur Zeit des amerikanifchen Bürgerkrieges, welche den Vor- 
dertheil in ähnlicher Weife gebaut hatten, in der See ruhiger, als gewöhnliche 
Hochbordfchiffe ; jedenfalls aber hat die Aufhängung des Salons zur Folge, dafs 
für den Paffagier nur diejenigen Unannehmlichkeiten übrig bleiben, welche von 
den Längenfchwingungen (dem Stampfen) und von dem Heben und Senken des 
Schiffes herrühren. Es ift nun allerdings fehr möglich, dafs gerade bei den 
Fahrten über den Canal la Manche, denen diefer Vorfchlag zum gröfsten Theile 
gilt, das Rollen des Schiffes am meiften zur Entftehung der Seekrankheit beiträgt, 
und es ift alfo vorauszufetzen, dafs, wenn diefes Rollen für den Paffagierfalon aus- 
geglichen, refpedive für den Reifenden unfühlbar gemacht wird, der in einem 
folchen hängenden Salon fituirte Paffagier die Seekrankheit weniger heftig oder 
feltener bekommen wird. Auch iit gewifls, dafs, wenn diefe Aufhängung des 
Salons, praktifch ausgeführt, den Einflufs des Rollens befeitigt, fpäter, wenn 
das Stampfen des Schiffes noch immer läftig genug bleiben follte, auch 
die Längenfchwingung durch eine Queraufhängung ausgeglichen werden 
könnte. 
Ein von Dudgeon vorgefchlagenes Canalfchiff endlich hat 250 Fufs 
Länge, 45 Fufs Breite und 8 Fufs Tauchung, und den Boden des Schiffes fattel- 
förmig in der Weife geformt, dafs hiedurch eine Höhlung entfteht, welche wie die 
Hälfte eines nach feiner Längenachfe entzwei gefchnittenen Kegels ausfieht, 
deren Spitze nahe vor dem Buge des Schiffes in der Kiellinie endigt und am Hin- 
tertheile des Schiffes wie eine halbelliptifche Tunnelöffnung von ı8 Fufs Breite 
auf 13 Fufs Höhe fich darttellt, jedoch nach unten ganz frei und bis zur Waffer- 
linie von der See erfüllt it. Vier rückwärts im gleichen Niveau angebrachte 
Schrauben, wovon die zwei mittleren im Bereiche des Tunnels gegenfeitig circa 
10, die zwei äufseren gegenfeitig circa 20 Fufs entfernt, dienen zur Bewegung 
und nebft zwei Steuerrudern, ebenfalls rückwärts disponirt, zur Lenkung des 
Schiffes. Das Schiff fieht fonach von vorne wie ein gewöhnliches, recht breites 
Schiff aus und von rückwärts wie ein Zwillingsfchiff, von welchem jedes einzelne 
mit zwei Zwillingsfchrauben betrieben wäre. 
Der Erfinder geht von der Meinung aus, dafs zur Paffirung des Canal la 
Manche ein ftabileres Schiff nothwendig fei, und dafs diefs nicht anders 
erzielt werden könne, als indem ein grofses Volumen mitgefchleppt wird, 
welches nicht leicht dislocirt werden kann. Er fetzt nun voraus, dafs die, 
die halbkegelförmige Einbuchtung des Schiffbodens erfüllende See diefen 
Wafferballaft erfetzen wird. Wenn dem fo ift, dann find jedenfalls die zwei 
inneren feiner vier Schrauben unzweckmäfsig. Denn wenn das Waffer, welches 
die Einbuchtung erfüllt, als Ballaft mit dem Schiffe mitfährt, dann können die 
zwei mittleren Schrauben, welche ja im Bereiche der Kielbucht disponirt find, 
kein Waffer bekommen, und confumiren alfo unnütz Arbeit; oder aber es bekom- 
men, wie der Erfinder behauptet, alle vier Schrauben, auch die zwei mittleren 
das zu ihrer propulfirenden Wirkfamkeit nothwendige Waffer, dann kann das 
Waffer in der Kielbucht unmöglich mit dem Schiffe mitlaufen, fondern nur von 
den zwei mittleren Schrauben wie von zwei mächtigen Circularpumpen nach 
hinten hinausgepumpt werden, die erhoffte Wirkfamkeit des Wafferballaftes kann 
dann nicht eintreten und die Einbuchtung vergröfsert unnütz die Reibungsfläche 
zwifchen dem Schiffe und der See. 
    
     
     
    
   
   
  
  
  
   
   
  
  
   
   
  
   
   
   
    
  
    
  
  
   
  
    
      
    
    
    
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
  
  
   
   
         
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.