Full text: Marinewesen (Heft 63)

  
Marinewefen. 33 
Gefahr vorhanden ift, fteigen fie gar felten wieder in den Schiffsraum hinab, um 
die Rettungsgürtel zu holen, können diefs auch meift,gar nicht, weil die nach 
dem Deck flüchtenden P: affagiere die Stiege occupiren. Die Rettungsgürtel müfsten 
am Verdeck und dort Bee etwa in wohl verfchloffenen Kitten, fondern in leicht 
zugänglicher Weife untergebracht fein. 
Die Eintheilung eines Schiffes in wafferdichte Compartiments ift im 
Principe eine vorzügliche ee na follte für Perfonendampfer 
obligatorifch fein, doch müfste fie auch immer richtig durchgeführt werden. Die 
btheilungswände find oft nicht feft genug und ift vorgekommen, dafs ie be 
eintretendem Wafferdrucke durchriffen. Jetzt find die Compartiments meift durch 
offene kleine Thüren oder ‘Schieber in Verbindung; das geht noch an, wenn die 
Handhaben fich in den oberen Schiffsräumen befinden, ift aber fehr bedenklich, 
wenn diefelben, wie mitunter der Fall, in den unterften Schifisräumen an 
Stellen angebracht find, von denen dem Manne, der mit dem Schliefsen der Oeff- 
nungen beauftragt wird, während der Gefahr ein Entkommen fchwer erfcheint. 
Die Art und Weife, wie jetzt die Rettungsboote von den Schiffen in die 
See gelaffen werden, bietet viele Mängel. Bei unruhiger See ift Gefahr, dafs das 
Rettungsboot durch die Schwankungen des Schiffes während des Herablaffens 
an die Schiffswand anfchlägt und zerfchellt; berührt 3 Boot bereits die Waffer 
fläche, fo wäre es wichtig, dafs dasfelbe von den zwei Takeln, an denen es hängt 
gleichzeitig losgelöft werde, da fonft, befonders bei einem in Bewegung befindlichen 
Schiffe ‚ das Rettungsboot, zumal wenn das vordere Seil zuerft gelöft wird, leicht 
mit dem Bug unters Waffer fahren oder umfchlagen kann; endlich find die Boote 
felbft nicht immer fo in Stand gefetzt, dafs fie im Momente des Bedarfes für die 
See vollkommen geeignet wären. Es waren nun diefsbezüglich mehrere Vorfchläge 
  
‚zur Ausftellung gebracht, welche im Wefentlichen darauf hinzielten, dafs die 
beiden Haken, an weichen das Rettungsboot aufgehängt ift, gleichzeitig durch 
eine gemeinfchaftliche Zugleine von einem der mit dem Boote herabgelaffenen 
Leute gelöft werden können. Der Hauptnachtheil diefer Vorrichtung ift, dafs, 
wenn der Mann im Boöte die betreffende Zugleine anzieht, bevor noch das 
Rettungsboot im Waffer fchwimmt, ein Fall, der in den Momenten grofser Gefahr 
und grofser Verwirrung gar leicht vorkommen kann, dasBoot und die zu Rettenden 
erft recht verloren find. Die wefentliche Bedingung aber, dafs die Haken fich 
zweifellos erft dann löfen können, wenn das Rettungsboot bereits im Waffer 
richtig fchwimmt, ift durch keinen der gemachten Vorfchläge realifirt 
Rettungsboote und Rettungsgürtel kommen übrigens erft ins Treffen, wenn 
die anderen Sicherheitsvorkehrungen für das Schiff felbft nicht ausreichend waren. 
Unter diefen nun fpielen die Pumpen, welche für den Fall einer Leckbildung oder 
einer Ueberfluthung durch nn ho ni, Waffer aus dem Kielraume zu fchaffen 
haben, die fogenannten Schiffs -Pumpen, eine Baupolle: 
Für diefe gilt ganz ee vas früher angedeute t wurde, dafs fie nämlich 
nicht nur eh wirken, fondern auch fo dispank rt fein Ku dafs zu ihrer 
Ingangfetzung oder, wenn die Saugfiebe fich verftopfen, zu deren Reinigung nicht 
erft in den Kielraum hineinge Krochdn werden mufs, denn in Mo n entfchiedener 
Gefahr bewahrt felbft der Befonnenfte doch nur an folchen Stellen feine Ruhe 
und hält nur dort aus, wo er beftimmte Hoffnung hat, für den Fall der Unwirk- 
famkeit feiner beften Bemühungen rafch ins Freie gelangen zu können. Die Ingang- 
bringung einer Schiffsleck- Pumpe mufs in der einfachften Weife wie durch einen 
Ruck gefchehen können und darf nicht, wie fchon vorgekommen, ein Schiff 
defshalb untergehen, weil bei der Ingangfetzung der Dampfpumpe in der Eile 
ein Purgirhähnchen zu öffnen vergeffen und in Folge deffen der Cylinderdeckel 
durchgeftofsen und die Wafferförderung behindert wurde. Die Pumpe mufs 
fo befchaffen fein, dafs die Verunreinigungen des Kielwaffers, wie Kohlen- 
klein u. dergl., welche das Saugfieb pafiren können, auch durch die Pumpe, ohne 
Br 
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