Marinewefen. 41
noch immer die Dampffchiffe, was den Kohlenconfum anbelangt, hinter den
Locomotivenzurückbleiben, fo liegt diefs nicht mehr an der Schiffsmafchine (diefe
ift jetzt fo gut, dafs nun manches Vortheilhafte derfelben zu Gunften der Locomo-
tiven abgeholt werden könnte), fondern an der Dampferzeugung oder viel-
mehr an der Wärme-Erzeugung in den Schiffs-Dampfkeffeln, die noch immer
fehr viel zu wünfchen übrig läfst. Es werden nachftehend zuerft die Schiffs-Dampf-
mafchinen und dann die Schiffskeffel behandelt, weil erftere vollkommener find
und für letztere der Berichterftatter Verbefferungen in Vorfchlag bringt, die
weniger durch die Art, wie fie das Problem der Kohlenerfparniffe bei Schiffen
löfen, als dadurch, dafs fie das Problem felbft in die Einzelfragen zerlegen und
allgemein verfländlich machen, geeignet find, urwüchfigere oder kräftigere Intelli-
genzen als die feinige zu befferen Löfungen anzuregen, wenn fie, nachdem im
erften Abfchnitte das Schiff ihrem Ideenkreife näher gerückt, auch gleich die
Mafchine kennen, denen beiden die Dampfkeffel dienen follen.
Das Grundfyftem der Schiffsmafchinen der Neuzeit ift das Woolf’fche.
Sie haben nämlich durchgehends zwei Cylinder von verfchiedenem Durchmeffer,
von denen der erfte kleinere Cylinder den Dampf diredt aus dem Keffel erhält
und zum Theil expandirt, der zweite Cylinder den Dampf, welcher im erften
Cylinder gewirkt hat, zur weiteren Expanfion aufnimmt und nach vollendetem
Hub in den Condenfator entftrömen läfst.
Sonft aber find in den Schiffsmafchinen gegenüber den urfprünglichen
Woolffchen Mafchinen fehr bedeutende Verbefferungen zur entfchiedenen Durch-
führung gelangt:
Der Keffeldampf wird in den meiften Fällen in Ueberhitzungsapparaten
getrocknet oder gelangt mit überhitztem Dampfe gemengt zur Arbeit; gleich-
zeitig ift die Initialfpannung (die Keffelfpannung) eine viel höhere als chedem
und beträgt jetzt zumeift 60 bis go Pfund, das ift 4 bis 6 Atmofphären. So kann,
und ganz befonders mit Hilfe der fpäter befchriebenen mufterhaften Mafchine des
Dampfers „Pollux‘, die Expanfion nützlich viel weiter getrieben und ein gröfserer
Nutzeffedt erzielt werden alsjezuvor. Die Kolbengefchwindigkeit ift fehr vergröfsert,
beträgt bei mehreren der ausgeftellt gewefenen Mafchinen faft drei Meter die
Secunde, ift alfo ebenfo grofs, ja gröfser wie bei den Locomotiven und hat,
vereint mit der hohen Dampffpannung, zur Folge, dafs die Dimenfionen der
Mafchinen nicht zu koloffal werden.
Die beiden Cylinder der Mafchinen find fo mit einander gekuppelt, dafs
dieKurbeln ihrer gemeinfchaftlichen Triebachfe gegen einanderum 90 Grad verttellt
find, und in Folge deffen der fogenannte „todte Punkt“ vermieden, die Bewegung
der Mafchine ohne Schwungrad genügend gleichmäfsig und deren Ingangfetzung
in jeder Stellung der Kurbeln gefichert ift.
Jeder Cylinder ift mit doppeltem Mantel verfehen, in deffen freiem Raume
Dampf oder wie bei der Mafchine „Pollux“ heifse Gafe den inneren Cylinder
umhüllen, und vor Abkühlung fchützen.
Endlich ift durchgehends die Umfteuerung, refpedtive Umkehrung der
Bewegung mittelft der Stephenfon’fchen Couliffe wie bei den Locomotiven durch-
geführt, die Expanfon des Hochdruck-Cylinders aber bei den meiften neuen
Mafchinen fehr zweckmäfsiger Weife, nicht wie bei den Locomotiven mittelft der
Couliffe, welche bei ftärkerer Expanfion eine grofse Differenz zwifchen Keffel-
fpannung und Anfangsfpannung des Cylinders verurfacht, fondern mittelft feparater
Expanfionsexcentrics bewerkftelligt und die Bewegung des Umfteuerungshebels
felbft, bei kleineren Mafchinen mittelft Schrauben, bei gröfseren mittelft feparater
kleiner Dampfmafchinen bewerkttelligt.
Von diefen Verbefferungen, denen zu Folge die Schiffsmafchine heute
fchon eine der ökonomifcheften Dampfmafchinen ift, konnten die wefentlichften,
nämlich hohe Dampffpannung, ftarke Expanfion, grofse Kolbengefchwindigkeit
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