Full text: Marinewesen (Heft 63)

  
  
   
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
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52 Alexander Friedmann. 
Eine Verbefferung der ganzen "Wärme-Erzeugung behufs Bildung des 
Dampfes in den Schiffskeffeln, welche fowohl die vorerwähnten rein technifchen, 
wie die perfönlichen Verhältniffe günftiger geftaltet, wäre alfo ein wichtiger Fort- 
fchritt. Es liegt zunächft der Gedanke nahe, bei den Schiffen die Gasheizung 
einzuführen, welche fich in der Metallurgie fo glänzend bewährt hat, dafs in den- 
jenigen Walzwerken, Puddlingswerken, Stahlwerken, Glasfabriken etc., wo diefe 
Gasheizungen rationell angelegt wurden, feit deren Einführung der Kohlenver- 
brauch faft um 30 Percent fich reducirt hat. ® 
In den genannten Hüttenwerken freilich werden die Gafe mittelft der 
bekannten Siemen’fchen Generatoren erzeugt, welche für Schiffe unpraktifch, und 
unanwendbar find, da fie eine ungeheure Fläche einnehmen, wie fie bei Schiffen gar 
nicht zur Verfügung ftünde, und überdiefs diefe Generatoren mit Feuerroften 
verfehen find, welche gerade fo mühfelig, ja noch fchwieriger von den 
Schlacken rein gehalten werden, als die Rofte der gewöhnlichen Feuerungen der 
Schiffskeffel. 
Man follte aber doch nicht auf die Vortheile der Gasfeuerung ohne Weiters 
verzichten. Man könnte ja von den Siemens’fchen Generatoren zu dem Principe 
der einfacheren Eifen-Hochöfen zurückgreifen. Eifen-Hochöfen find mit die älteften 
Apparate, die wir überhaupt kennen, und werden bei diefen fchon feit Jahrzehnten 
die der Gicht entftrömenden Gafe aufgefangen und nachträglich fei es zur Luft- 
erhitzung, fei es zur Heizung von Keffeln verbrannt. Der Raum, welchen ein Hoch- 
ofen in Proportion zur Kohlenmenge refpective Luftmenge einnimmt, welchein ihm 
verbrannt wird, ift ja unvergleichlich kleiner als der Raum, welchen eine Summe von 
Siemens’fchen Gasgeneratoren für gleiche Luftmengen erheifchen, und würde man 
eine Art Hochöfen ftatt zum complicirten Procefs des Schmelzens und Redu- 
cirens von Erzen nur einfach zur Deftillation von Kohlen und Erzeugung von 
Kohlenoxyden verwenden, fo würde fich diefesRaumverhältnifs noch viel günftiger 
geftalten. 
Der Berichterftatter fchlägt defshalb vor, auf den Dampffchiffen einen 
Schachtofen ungefähr wie einen grofsen Cupolofen, ohne jedweden Feuer- 
roft, aber mit einer verfchliefsbaren Gichtöffnung und Gasauffang-Vorrichtung 
verfehen, zu disponiren und mittelft eines Ventilators oder fonftiger Gebläfe- 
vorrichtung und mittelft Zufchlägen behufs Verwandlung der Afchentheile in 
flüffge Schlacke zu betreiben. 
Beiftehende Zig. 24 zeigt einen folchen Ofen im Verticalfchnitt und Tafel 
XIII die Gefammtanordnung, wie fie der Berichterftatter foeben im Auftrage der 
k. k. Kriegsmarine zum Verfuche auf einem Seiner Majeftät Kriegsfchiffe ent- 
worfen hat. In Zig. 24 ift: aa der Schacht, 5 Geftelle des Ofens, c ift die 
Gichtungsvorrichtung, durch welche die Kohlen von Zeit zu Zeit tonnenweife 
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in den Ofen hinabgelaffen werden können. Sie ift nach Art eines Tabernakels 
combinirt, fo dafs während des Kohlenladens fowie des Herablaffens der Kohle 
in den Ofenfchacht die Gichtöffnung immer gefchloffen bleibt. Ueberdiefs ift die- 
felbe von einem Gichtmantel umgeben, welcher durch die Rohrleitung z mit dem 
* Diefe grofse Kohlenerfparnifs durch die Gasfeuerungen ift ganz gut erklärlich. Denn 
erftens gelangen die Deftillationsproducte der Kohlen, welche bei den gewöhnlichen Roftfeu 
rungen gröfstentheils unverbrannt mit dem Rauche ins Kamin entweichen, bei den Gasfeuerungen 
zur vollkommenen Verbrennung. Zweitens ift bei einer gewöhnlichen Roftfeuerung eine gänz- 
liche Verbrennung des Kohlenftoffes zu Kohlenfäure continuirlich fchon defshalb unmöglich, weil 
ja der Luftbedarf der brennenden Kohle auf einem gewöhnlichen Feuerrofte jeden Augenblick 
fich ändert, und es eben nicht möglich ift, für jeden einzelnen Roft in jedem einzelnen Augen- 
blicke die Luftzuführung dem jeweiligen Verbrennungsftadium der Kohle entfprechend zu regeln, 
während bei der Gasfeuerung das eigentliche Brennmaterial, Kohlenoxydgas nämlich, nahezu 
conftante Befchaffenheit hat. Sonach drittens bei einer Roftfeuerung, ftatt dafs alle Kohlen voll- 
kommen zu Kohlenfäure verbrennen follte, welche 7- bis 8000 Wärme-Einheiten producirt, ein 
grofser Theil der Kohle unvollkommen, nur zu Kohlenoxydgas verbrennt, welches blofs 2000 
Wärme-Einheiten nutzbar geftaltet, bei einer guten Gasfeuerung aber die Verbrennung nahezu 
vollkommen bewerkftelligt werden kann. ; 
  
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