Atxek, ein in das Kaſp. Meer mündender Fluß der Turkmenen-
Steppe, entſpringt in derGegend von Kutſchan imN. des Ala-Dagh im
Hochlande von Choraſan. Nachdem er das Gebirgsland verlaſſen, be-
zeichnet ſein tiefu. ſteil im lehmigenSteppenboden eingeſchnittener Lauf
die Grenze zwischen dem ruff. u. perf. Gebiet. Unter den zahlreichen,
vielfach verzweigten, meiſt trockenen, ſteilwandigen Schluchten, welche
beiderſeitig in das A.-Thal einmünden, iſtdie des Sumbar die bedeu-
tendſte. Das Bett deſſelben, ſowie das des A., gleichen nah G.Siewers
vollſtändig, wenn auch in kleinerem Maßſtabe, dem des alten Dxus.
Ju dex von ca. 20 m hohen Lehmwänden eingefaßten, 200—400 m
breiten, mit dichtem Tamarix-Gebüſch bewachſenen Thalſohle verläuft
der A. in einer 4—8 m breiten u. 6m tiefen Rinne, umſichetwa 50 km
oberhalb ſeiner Mündung in die Haſſan-Kuli-Bai, mit ſchilfbewachſe-
nen Sümpfen u. flachen Salzſeen in einer weiten Ebene auszubreiten.
Jn derſelben nahm bis 1870 der Hauptarm des Fluſſes ſeinen Weg
gegen die Nordſeite der genannten Bai, doh wurde er zu jener Zeit von
per. Turfmenen, den Al-Atabaizen, durch einen bei feinem Austritt in
die Mündungsebene errichteten Bend (d. i. Damm) in eine ſüdlichere
Richtung abgelenkt, wodurch verſchiedene Nomadenſtämme zur Ueber-
ſiedelung von ruff. auf perſ. Gebiet gezwungen wurden. Gelegentlich der
von Rußland 1879 unternommenen Expedition gegen die räuberiſchen
Teffe-Turfmenen, deren Hauptjtüßpunft die Daſen Merw u. Tekke
ſind, wurde aber, um Süßwaſſer in die Nähe des Lagerortes Tſchikiſch-
lar am Oſtufer des Kaſp. Meeres zu bekommen, jener Damm Anfang
Juni duxhbrochen, worauf der A. wieder ſeinen alten Lauf gewonnen
hat. Man beabſichtigt aber weiter, denſelben unmittelbar nah Tſchi-
fiſchlar zu leiten, welcher Lagerplaß 12 km nördl. von der jeßigen
Mündung entfernt iſt.
Atrichum P. B., Laubmoosgattung aus der Familie der Poly-
trichaceae. Arten: A. undulatum, A.angustatumır. A.tenellum.
Atſchin f. „Atjeh“.
Attems (kath., Deſterreich [Steiermark u. Friaul]), Neichsgrafen-
ſtand, Diplom vom 6. Sept. 1630 für Johann Friedrich Frh. v. À.
aus dem Hauſe Heiligenkreuz u. 3 Brüder, ſowie vom 14. Sept. 1652
fir Sigismund Hermann Frh. v. A. ausdem Hauſe Peßenſtein. Jn
Steiermark reich begütertes u. ſehr altes, im Urſprung dunkles Ge-
ſchlecht, deſſen fortlaufende Stammreihe mit Heinrich (geſt. 1169)be-
ginnt u. in das der Freiherrenſtand durch Dipl. vom 25. April 1605 ge-
fommen war. Chef des Hauſes Heiligenkreuz (deſſen Glieder ſich Frei-
herren auf H., Luziniß, Potgora, Falkenſtein u. Tanzenberg jchreiben)
iſtGrafAnton,geb.1819,k.k.Statthaltereirath a. D.; Chefdes Hauſes
Peßenſtein (deſſen Glieder ſich Freiherren v. P., Herren zu Potgora,
Luziniß, Vipulzanoz2c. ſchreiben) iſtGrafFohann, geb.1804,k. f.Käm-
merer. Maria Gräfin A. aus dem Hauſe Heiligenkrèuz, geb. 1816,
war mit Anton Alexander Graf v. Auersperg (f. d.) vermählt.
Attenhofer, Karl Friedrich, Muſiker, geb. 5. Mai 1837 im
Kloſter Wettingen (Ktn. Aargau). Nach tüchtigen Vorſtudien daſelbſt
(unter Elſter) u. in Neuenburg beſuchteerdas Konſervatoriumin Leipzig
u. wurde 1858 GeſanglehrerinMuri(Ktn. Aargau), 1863 in Rappers-
wyl, wo er auch die Kirchenmuſik leitete. Seit 1867 lebt ex in Zürich
als geſchäßter Muſiklehrer u. Dirigent dreier Männergeſangvereine.
A. iſt durch ſeine friſchen, kraftvollen, melodiöſen Männerhor-Kom-
poſitionen(Zür. 1870—78), z.B. „Das weiße Kreuz imrothen Feld“,
ſowie durch ſeine anmuthigen Kinderlieder (Zür. 1876) u. durch ſeine
Lieder (Lpz. 1878) ſehr populär geworden. Auch jchrieb er Konzert
ſtückefür Choru. Sopranſolo (Zür. 1877), Klavierſtücke (ebd. 1877 )2c.
Attisholz, ein 1 St. öſtl. von Solothurn freundlich gelegenes Bad,
wahrſcheinlich ſhon von denRömern benußt, wofür die hier aufgefun-
denen Ueberreſte röm. Gebäude u. Waſſerleitungen ſprechen. Die
erſten noch vorhandenen ſicheren Nachrichten über A. datiren vom J.
1445. Das Waſſer der Quelle, 129 R., enthält kohlen- u. ſalzſauren
Kalk u. Magneſia u. erweiſt ſich wirkſam gegen Gicht, Rheumatismus,
Hyſterie u. Bleichſucht. Hauptſächl. wird A. vonSolothurnern beſucht.
Attraktion od. Anziehungskraft nennt man nach der Annahme
der meiſten Phyſiker der Neuzeit eine Kraft, welche aller Materie eigen
ſein u. dazu dienen ſoll das Beſtreben zu erklären, welches nach der
Erfahrung allen Körpern innewohnt ſi<h einander anzunähern.
559 Atref — Attraktion ©
Jſaak Newton war der erſte, welcher zeigte, daß zur Erklärung der
Heizen 560
Erſcheinungen dieſe A. zwiſchen entfernten Maſſen, in welchem Falle
fie auch Gravitation genannt wird, als den Maſſen direkt u. den
Quadraten der Entfernungen dieſer Maſſen umgekehrt proportional
anzunehmen ſei. Er macht aber, u. das iſt ſpäter vielfach vergeſſen
worden, ausdrücklich darauf aufmerkſam, daß durchdie Annahmedieſer
A. nux die Phänomene bezeichnet u. auf ein allgemeines Gejeß zurüd-
gebracht, keineswegs aber die phyſiſhe Urſache derſelben erklärt
werden ſolle, daß alſo die A. durchaus nicht als eine der Materie
weſentlich zukommende Eigenſchaft aufgefaßt werden dürfe, ſondern
nux gewiſſermaßen als eine die mathematiſche Behandlung ermög-
lichende Hülfshypotheſe.
In der That ift auch eine zwiſchen zwei von einander entfernten
Maſſen durch den leeren Raum ſtattfindende Einwirkung vollſtändig
unbegreiflich u. ſhon Descartes, Huyghens u. a. ſuchten die Er-
ſcheinungen der A. durch drückende u. ſtoßende Einwirkungen einer
feinen den Weltraum erfüllenden Materie zu erklären. Wirklich hat
es nun auch die Forſchung der Neuzeit wol ſo gut wie zur Gewiß-
heit erhoben, daß der Weltraum mit einem äußerſt ſeinen aber doh
wahrnehmbaren Stoffe erfüllt iſt. Es iſt hier beſ. an die Unter-
ſuchungen über die allmähliche Verzögerung des Enke'ſchen Kometen
zu erinnern. Vor allem aber iſt epochemachend für die überzeugende
Nachweiſung eines widerſtehenden Zwiſchenmittels im Weltraume die
von Theodor Shwedoff („Idées nouvelles sur lorigine des
formes cometaires“, Ddefja 1877) gegebene exichöpfende Er-
fſärung aller Erſcheinungen der Kometenwelt dur<h die Annahme
einer feinen interplanetären Subſtanz. Theils ſhon vor Schwedoff,
theils auh im Anſchluß an deſſen eben erwähnte Schrift hat nun Baron
N. Dellinghaujen („Grundzüge einer Vibrationstheorie Der
Natur“ 1872 u. Abhandlg. in der Zeitfchrift „Nosmog" 1878, 4.3.
S. 297) in ſchlagender Weiſe die ſhwerwiegende Konſequenz gezogen,
daß derWeltäther auch dieVermittelungderGravitation zwiſchen
den Weltkörpern übernimmt. Es iſ anzunehmen, daß der Welt-
äther wie jedes Gas nah allen Richtungen von longitudinalen Wellen
durchlaufen wird, deren Schwingungsdauer u. Geſchwindigkeit von
der Größe derjenigen der Lichtwellen find. Indem dieſe elementaren
Aetherwellen auf feſte Körper treffen, üben ſie auf dieſe dur ihre
Stöße einen Dru aus. Die Folge davon iſt, daß zwei Körper, welche
in einem Gaſe od. dem Weltäther eingetaucht ſind, auf ihren von ein=
ander abgewandten Seiten mehr Stöße der Aetherwellen erleiden, als
auf den einander zugekehrten; ſie bewegen fich daher gegen einander.
Die Differenz der Stöße, welche ein Körper auf der einen u. auf der
anderen Seite erleidet, beſtimmt die Beſchleunigung, mit welcher er
nach dem Centralkörper gravitirt.
Aus dex beobachteten Beſchleunigung läßt ſich ſodann die Maſſe des
Centralförpers beſtimmen, woraus umgekehrt folgt, daß bei verſchic-
denen Körpern die Beſchleunigungen den Maſſen proportional ſind.
Daß die Wirkung dex Aetherwellen als eine nach einem Centrum ge-
richtete dem Quadrate der Entfernung vondemMittelpunkteumgekehrt
proportional iſt, verſteht ſich von ſelbſt. Dies ift die von Dellinghaufen
gegebene Erklärung des Newton'ſchen Anziehungsgejeßes durch den
Stoß der Netherwellen.
Artzen, diejenige Operation, durch welche die Oberfläche eines Kör-
pers infolge der Einwirkung flüſſiger oder dampfſörmiger Auflöſungs-
mittel mit Zeichnungen verſchiedenſter Art verſehen wird, entwedermit
Zuhülfenahme von Achgrund, den man dort aufträgt, wo der Gegen-
ſtand unverändert bleiben ſoll, oder infolge des eigenthümlichen Ver-
haltens des Materials ſelbſt gegen gewiſſe Aeßmittel, z.B. des Damas-
zener-Stahls gegen verdünnte Schwefelſäure, welche auf die weichen
Theile deſſelben anders einwirkt als auf die harten (Stahl-) Theile. —
Da dieſes eigenthümliche Verhalten einen Rückſchluß auf die Beſchaffen-
heit des Materials geſtattet, ſo wird neuerdings das Ae. zur Qualitäts-
beſtimmung von Metallen, nam. von Eiſen u. Stahl, angewendet. Zu
dem Zwecke umgiebt man eine ſauber abgeſchliſſene Fläche des zu unter-
ſuchenden Eiſens mit einem 1 em hohen Wachsrand u. gießt in den
ſo entſtandenen Behälter eine Miſchung von 1 Th. Salzſäure mit
1 Th. Waſſer. Nach etwa einſtündiger Einwirkung zeigt die mit
Waſſer abgeſpülte Fläche charakteriſtiſche Figuren, die um ſo regel-
mäßiger ausfallen, je homogener das Metall iſt, u. auch verſchiedene