Full text: Das bürgerliche Wohnhaus (Heft 73)

   
   
  
    
  
  
   
  
   
  
  
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
   
   
  
  
  
  
  
   
2 Dr. Earl Ih. Rıchter. 
gen. Anders ift es mit dem unter wärmerer Sonne lebenden Italiener, Spanier 
und Portugiefen und endlich auch den Franzofen. Durch klimatifche Verhältniffe 
begünftigt, durch nationale Sitte, Gewohnheit und Eigenthümlichkeit allmälig 
zur Lebensordnung erhoben, bewegen fich die romanifchen Stämme mehr aufser- 
halb des Haufes und machen, wie ihre Vorfahren, die Wohnung felbft nur zu 
einer Zufluchtftätte gegen den Wechfel des Klimas und der -Tages- und Nacht- 
zeit. Durch die Erziehung der Kinder aufserhalb des Haufes und des Kreifes der 
Familie hat das Wohnhaus wie die Wohnung den ethifchen Inhalt verloren. Da 
aber doch die Wohnung den focialen Beziehungen und Verbindungen zu dienen 
hat, fo ift bei allen romanifchen Völkern von jeher der „Salon“ der wefentlichfte 
Theil der Wohnung und die Vollendung des Wohnhaufes nur in feiner Vollendung 
erkannt worden. Dafs dabei weniger der Architekt als jede Richtung des 
Kunftgewerbes, welches den Salon zu fchmücken hat, Werth und Bedeutung 
empfängt, ift wohl natürlich. 
Wir wollen mit diefer kurzen Charakteriftik der Culturvölker vorläufig 
nicht mehr fagen, als dafs auf der Ausftellung an der Gruppe XIX nur Holland, 
Deutfchland und Oefterreich fich betheiligt und wenigftens einzelne, das bürger- 
licbe Wohnhaus beachtenden Pläne zur Ausftellung gebracht haben, die Schweiz 
und England wenigftens verfuchten, fich mit Modellen und Plänen von höher ent- 
wickelten Arbeiterwohnungen zu betheiligen, Norwegen einige Zeichnungen von 
Theilen des bürgerlichen Wohnhaufes ausftellte, die freilich mit ihrem reich- 
gefchmückten Speifefaale, durch Kronleuchter, Kandelaber und Wandleuchter 
überladenen Tanzfaale die Verhältniffe des bürgerlichen Wohnhaufes weit 
überftiegen; Spanien, Portugal und Italien dagegen gar nichts zur Ausftattung der 
Gruppe XIX beitrugen, Frankreich in höchft unberechtigter, aber defshalb 
keineswegs in befcheidener Weife mit feinen grofsen und kleinen Decorateuren, 
mit all’ feinen Möbel- und Kunfthändlern zu glänzen verfuchte und hier das 
Rauch- und Spielzimmer eines Börfenbarons, dort das Schlafzimmer oder Boudoir 
einer Cocotte, mit dem Raffinement franzöfifcher Erfindung gefchmückt, als Bei- 
träge „zur Löfung einer der brennendften focial-wiffenfchaftlichen Fragen“ lie- 
ferte, Wir werden auf all’ diefe Objedte noch in Kurzem fpäter zu fprechen 
kommen. 
Der zweite Theil, den das officielle Programm der Gruppe XIX zur Austtel- 
lung zu bringen beabfichtigte, bezog fich auf die Einrichtung des-bürgerlichen 
Wohnhaufes. „Das Haus foll nicht blos als Bau-Objedt einen Gegenftand diefer 
Ausftellung bilden, fondern zu diefem Ende auch vollftändig eingerichtet werden. “ 
Das hat einen tiefen Sinn. Hat der Menfchnicht die wirthfchaftliche Kraft, im 
feinem Wohnhaufe frei und felbft ändig fich zu zeigen, in Befitz und Eigenthun 
hervorzutreten, fohatund kannerüberall die fittliche Kraft haben, diefs zu thun 
und es wird fich dann feine Freiheit im Schmucke der Wohnung, in deren Zier- 
lichkeit und Sauberkeit äufsern. „Willkommen, füfser Dämmerfchein“ — fo grüfst 
Fauft das Stübchen Margarethens — 
„Wie athmet rings Gefühl der Stille, 
„Der Ordnung, der Zufriedenheit! 
„In diefer Armuth welche Fülle, 
„In diefem Kerker welche Seligkeit!“ 
Was die Ausftellung für die Erfüllung diefes fchönen Gedankens gethan 
hat, ift nun freilich nicht der Rede werth. Die Einrichtung des unter Gruppe XIX 
von England ausgeftellten eifernen transportablen Wohnhaufes für Arbeiter war 
ebenfo nebenfächlich und unbedeutend, als die des hölzernen, zerlegbaren und 
tragbaren Haufes, wie es Martin Kien aus Wien ausgeftellt hatte. Mit Ausnahme 
diefer beiden ungenügenden Beifpiele war Alles in diefer Richtung fo geartet, 
wie es das „Specialprogramm“ gerade nicht wollte. 
   
„Das 
erfpriefslich 
beftimmten 
Verbreitung 
Gegenftände 
verftreut zur 
Anwendung. 
In W 
dem, was dic 
dalsı „die NY 
niffe des bür; 
und zur fofo 
vorführen fo 
Wege nicht 
kann“ von a 
mal die Gey 
Gegenftande 
ihrer Leiftu: 
zogen es vo! 
in den bezüg 
Und 
fich gegenwi 
keit auch Sc] 
ten, dafs ein 
Gewerbetrei 
Es ift 
auf der Welt 
geführt word 
hebt, die an; 
meiften Völk 
ben. Die W: 
niffe der Nei 
ftand des a 
macht... 
mente fehen 
und als leid 
Raume und « 
heit und Sitt 
Es ift 
Anregung, d 
Verhältniffen 
Ausnahmen { 
felhaft wahr, 
führung der 
Betreff der iı 
durchkreuzt, 
Civilingenieu 
riffen. Stell 
bürgerliche ‘ 
ebenfo wie 
beurtheilt un 
fabrikanten ı 
Pavillons de: 
XIX prämiir 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.