Full text: Objecte der Kunst und Gewerbe früherer Zeiten (Heft 50)

   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
   
  
   
   
  
   
  
  
  
   
   
   
   
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
   
  
   
12 Dr. Carl Lind. 
Erfterer ift aus im Feuer vergoldetem Silber angefertigt, und ftammt aus dem 
XI. Jahrhunderte. Der grofse, flache Fufs ift kreisrund und hat 6 Zoll 8 Linien im 
Durchmeffer. Der Schaft ift cylinderförmig mit einem runden Knauf verfehen. Als 
Trennungsglieder zwifchen Cuppa und dem Knaufe, fowie zwifchen diefem und 
dem Fufse find Ringe in Form von Eierftäben angebracht. Einen befonderen 
Werth hat diefer Kelch durch den Reichthum ornamentaler Ausfchmückung, mit 
| -im wahren Sinne des Wortes fo überfäet ift, dafs nicht der kleinfte unver- 
der er 
zierte Fleck übrig bleibt. In ornamentaler Beziehung tritt als Hauptanordnung an 
dem Kelche die Eintheilung der Flächen des Fufses und der Cuppa in runde, aus 
verfchlungenen Bandftreifen gebildete Felder hervor, von denen jedoch nur jene 
des Fufses eine regelmäfsige Kreislinie bilden, während jene der Cuppa etwas 
verzogen erfcheinen. Sämmtliche Felder find mit Scenen des alten und neuen 
Teftamentes gefchmückt. Die ornamentale Technik befteht theils in Gravirung 
und Niellirung vorzüglichfter Art, theils in getriebener und gegoffener Arbeit; 
letzterer Art find der Knauf mit den beiden Ringen und die Henkel, deren Orna- 
ment aus ftiliirtem Laubwerke mit zwei Perlenftreifen an der Randfeite befteht. 
Der Knauf ift beinahe ringförmig und zeigt in erhabener Arbeit in Medaillons je 
eine Figur, die aus einem Gefäfse reichlich Waffer ausgiefst (die vier Flüffe des 
Paradiefes). Die am fenkrechten Rande der Schale angebrachte Infchrift nennt 
als die Stifter diefes Gefäfses einen Berthold, wahrfcheinlich einen Grafen von 
Andechs, womit auch eine Kloftertradition übereinftimmt. 
Die Patena ift auf beiden Seiten mit figuralen Darftellungen gefchmückt; 
die in der Mitte der Rückfeite find in Relief, die der Vorderfeite in Niello aus- 
geführt. Die Darftellungen auf der äufseren Randung find auf die Fläche gravirt 
und nur einzelne Theile davon niellirt oder in Silber belaffen. Wir fehen auf der 
vertieften unteren Seite die Kreuzigung, am Rande die Synagoge in die Pforten 
der Vorhölle einziehend, die Befreiung der Voreltern aus derfelben und deren 
Einführung in den Himmel, dann als Mittelbild der oberen Seite, die Frauen 
beim heiligen Grabe, Chriftus als Gärtner, auf dem Wege nach Emaus und dort- 
felbft, die Scene mit dem heiligen Thomas und die Himmelfahrt. Die beiden 
Ilten Fiftule find von Silber, kleine dünne Röhrchen, 71 Zoll 
jedoch nicht ausgefte 
und in der Mitte mit einer kleinen, herzförmigen 
lang, an der einen Seite enger 
Handhabe verfehen. 
Der aus dem XII. Jahrhunderte ftammende Speifekelch im Schatze des 
erftiftes zu St. Peterin Salzburg ift 91% Zollhoch und 8 Zoll 
breit, aus Silber gegoffen und vergoldet. Die Fläche des kreisrunden und am äufser- 
ften Rande mit Steinen gezierten Fufses fchmücken zwölf umgeftürzte Bogenreihen, 
die gegen den Knauf zu ftrahlenförmig zufammenlaufen, in denen aus einer thurm- 
artigen Architektur en relief die Bruftbilder von zwölf männlichen Geftalten mit 
Palmen in den Händen (Märtyrer) fichtbar find. Auf diefem Fufse ruht, und zwar 
von demfelben nur durch den aus Kryftall geformten, runden Nodus getrennt, die 
Cuppa, die jedoch, abweichend von der Geftalt der gewöhnlichen romanifchen 
Kelche, fich der Vafenform nähert und in diefer Beziehung zu den eigenthüm- 
lichften Erfcheinungen unter den liturgifchen Gefäfsen diefer Gattung gehört. 
Auch die Ausfchmückung der mit zierlichen Henkeln verfehenen Cuppa ift ähn- 
lich jener des Fufses. In den zwölf ovalen Feldern ihrer unteren Häifte find gleich- 
fallg en relief zwölf männliche als Propheten erkennbare Geftalten angebracht, 
die theils aufwärts fchauen, theils mit erhobener Hand hinaufweifen. Sämmtliche 
3ruftbilder find ziemlich roh gearbeitet. Die Fläche des oberen Theiles der 
Cuppa ift mit einem Infchrittftreifen gefchmückt, unterhalb deffen ein mit Orna- 
menten ausgefülltes Zierband herumläuft, das in feiner Form an flavifche Infchriften 
erinnert und auch durch lange Zeit dafür gehalten wurde, was aber nicht der 
Fall ift. 
Benedictin 
Auf der Patene (1o1/, Zoll im Durchmeffer) it in der eine dreizehn- 
blätterige Rofe bildenden Vertiefung Chriftus mit den zwölf Apofteln dargettellt, 
  
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