Full text: Objecte der Kunst und Gewerbe früherer Zeiten (Heft 50)

   
   
     
   
   
  
   
  
  
   
   
  
   
    
   
   
   
  
   
  
  
   
  
  
   
  
  
   
   
   
  
   
  
  
   
   
   
  
   
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
   
  
   
   
  
   
   
  
Dr: 
Carl Lind. 
  
Mofes (sub lege) enthält. Es ift fomit ein typologifcher und zwar fehr vollkomme- 
ner Bilderkreis. Die Typologie fucht nämlich durch die Zufammenftellung 
ähnlicher oder ähnlich gedachter Momente der beiden Teftamente den 
Beweis einer ununterbrochenen göttlichen Offenbarung zu führen und Begeben- 
heiten des alten Teftamentes als Vorbilder beftimmter Ereigniffedes neuen hin- 
zuftellen. 
Zwifchen diefen Bilderreihen und den einzelnen Tafeln find in Halb- 
figuren in der oberen Reihe Engel, in der Mitte Propheten, unten die Tugenden 
dargettellt. Jede Darftellung wird durch einen leonifchen Vers erläutert. 
Endlich ift noch zu erwähnen, dafs das ganze Werk mit kleinen Plättchen 
ift, die mitin verfchiedenfärbigem Email ausgeführten Ornamenten 
geziert find. Man zählt davon 44 Mufter, davon die meiften fich durch befonderen 
Gefchmack auszeichnen. Die Farbenftimmung der Bilder und der erwähnten 
Umrahmung fetzt fich aus Blau, Roth und Gold zufammen, hie und da, befonders 
in den Heiligenfcheinen findet fich ein mattes Grün, dann auch noch Weifs, 
Schwarz und ein Gemengfel aus Grau, Weis und Roth, in welchem Tone vor- 
nehmlich die Trennungsfäulchen im Rahmen der einzelnen Bilder ausgeführt find. 
Zufolge der Infchrift wurde diefes grofsartige Werk, das bedeutendfte Emailwerk 
des Mittelalters, das man kennt, als Widmung des fechften Probftes Wernher durch 
Nikolaus von Verdun im Jahre ı181 ausgeführt, und zwar als Verkleidung eines 
Lefepultes (Ambo), fpäter als Antipendium des Kreuzaltars; erft nach dem 
Brande des Stiftes wurde es über Wunfch des Probftes Stefan von Sierndorf 
(1322) zu einem Altarauffatz in Form eines Flügelaltars umgeftaltet und durch 
Einfügung von fechs Bildern, die in Wien angefertigt wurden, vergröfsert. 
Die conventionelle Richtung des XII. Jahrhundertes bildet an diefen Tafeln 
die entfchiedene Grundlage ihrer ftiliftifchen Behandlung. Aber fie entwickelt 
treffend bemerkt, von folcher Grundlage ausgehend, zu einem 
bewegten Leben, das bei manchem auftälligen Ungefchick, bei manchem fehr 
Uebertriebenen, die bered’fte dramatifche Ausfprache des Moments zum Ausdruck 
bringt, fie geftaltet fich bei einzelnen, namentlich weiblichen Geftalten zu den 
durchgebildeten Grundzügen eines claffifch geläuterten Adels, der mit Empfindung 
die Mufter der Antike zurückgeht und in ftaunenswürdiger Meifterfchaft 
was erft in neuer jüngerer Zeit zur umfaffenden Aus- 
eingefafst 
fich, wie Kugler 
auf 
bereits das vorweg nimmt, 
g gelangte. 
Mag man auch Camefina’s prachtvolle und höchft getreue Publicationen 
diefes Altarwerkes noch fo gut kennen, mag man das Original in feiner ungünfli 
gen Aufftellung im ehemaligen Kapellenhaufe des Stiftes, beeinträchtigt durch 
die ungenügende Beleuchtung, noch fo fleifsig fludirt haben, erft hier — in 
Folge der guten Aufftellung und günftigen Beleuchtung konnte man fich diefes 
bıldun 
Kunftwerkes ordentlich erfreuen. 
Wir wollen, obwohl mit Rückficht auf die Anfertigungszeit nicht hieher 
gehörig, erwähnen, dafs die Rückfeite diefes Altars mit vier Temperagemälden 
auf Holzgrund geziert ift, die Probft Stefan von Sierndorf in der erften Hälfte des 
XIV. Jahrhundertes bei der eben erwähnten Umgeftaltung zu einem Flügelaltaı 
anfertigen liefs. Jeder Flügel enthält eine Tafel, das doppelt fo breite Mittelftück 
zwei. Erftere wurden, wie diefs bei Flügelaltären gewöhnlich, während der 
Faftenzei: gefchloffen, in welchem Falle zwei Hauptmomente der Paffion, die 
Kreuzigung und die Frauen am Grabe, dabei Chriftus als Gärtner fichtbar wurden. 
Die Rückfeite enthält Bilder aus der Legende Mariens: ihren Tod und ihre 
Diefe intereffanten Gemälde find die älteften bisher datirten Tafel- 
Krönung. 
l gehören zu den früheften Producten deutfcher Malerei. 
gemälde Oefterreichs un« 
Als diefer Stilperiode angehörig haben wir zweier charakteriftifcher Bronce- 
en, die, dem XI. oder beginnenden XII. Jahrhunderte entftam- 
leuchter zu gedenl 5 
mend, vom 
Klein hatte einen einfacheren, romanifchen Leuchter ausgettellt. 
kärntnerifchen Landesmufeum ausgeftellt wurden ; Profeffor 
     
  
  
	        
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