Full text: Objecte der Kunst und Gewerbe früherer Zeiten (Heft 50)

   
  
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Objecte der Kunft und Gewerbe früherer Zeiten. 
nellen mehr oder minder abweicht. Wir nennen vor Allem das Ciborium von 
Klofterneuburg, aus vergoldetem Silber, 1 Schuh ı!/, Zoll hoch. Der acht- 
theilige Fufs ift ziemlich reich gehalten und auf der Fläche theils mit Medaillons, 
larin die Evangeliftenfymbole, theils mit Figuren und Blattornamenten geziert; den 
Ständer fchmückt ein mit Glaspaften und Email ausgeftatteter Nodus. Die Schale 
fammt Deckel ift ebenfalls achtfeitig und vollftändig mit in herrlichem Email auf 
blauem Grunde ausgeführten Darftellungen bedeckt. Auf dem Deckel finden fich acht 
Jarftellungen, an der Schale ebenfalls acht Felder, doch find fie für je zwei Dar- 
tellungen untertheilt und ift jeder Darftellung noch das Bild eines Propheten bei- 
gegeben. Der Bildercyklus beginnt mit der Verkündigung Mariens und endigt mit 
der Kreuzabnahme. Eine weitere Darftellung findet fich in der Cuppa, nämlich die 
Auferftehung, und in der Höhlung des Fufses die fymbolifche Beziebung auf die 
Auferftehung, nämlich der feine Jungen anhauchende Löwe. Cuppa und Deckel 
dürften dem Anfange des XIV. Jahrhundertes angehören, während der Ständer in 
der erften Hälfte desfelben Jahrhunderts entftanden und Wiener Arbeit ift. 
Die Dekanalkirche zu Melnik ftellte eine filberne, theilweife vergoldete 
Toftienbüchfe aus. Sie ift kreisrund und hat inclufive der Figuren eine Höhe von 
5 s Zoll bei einem Durchmeffer von 4'/ Zoll. Das Gefäfs, das mit Rückficht auf die 
Ornamentation aus dem ablaufenden XV. oder beginnenden XVI. Jahrhunderte 
ftammen mag, ruht auf drei Füfsen, deren jeder einen knieenden, muficirenden 
Engel darfte lit. Die Schale ift unten flach und hat fenkrechte Seitenwandung, die 
nach oben mit einem fortlaufenden gothifchen Lilienornamente abfchliefst. Um die 
ganze Aufsenfeite der Wandung fchliefst fich ein meifterhaft durchgeführtes 
Ornament aus rankenden Blumen und Blättern, das, felbftftändig ausgeführt, 
reliefartig aufliegt. Der abhebbare Deckel ift nach aufsen mit einem Zaune 
abgeichloffen, was die geflochtene Umzäumung des Oell yerges voritellen 
foll. Inner desfelben ift die Tod esangft Chrifti auf dem Oelberge dargeftellt . Wir 
fehen Chriftus gegen einen Felfen ; gewendet knieen, darauf en eh ent um 
ihn liegen fchlafend feine Begleiter P etrus, Jacobus und Johannes. Die Figuren 
find ungenügend, doch die Gruppirung lebhaft. Mit Rückficht auf Zeichnung und 
Ausführung ift anzunehmen, dafs diefes Werk ein Goldfchmied von Strebfamkeit 
und künftlerifcher Begabung angefertigt hat, dem manche bedeutende Werke 
diefes Kunft-Handwerkes aus früheren Zeiten nicht unbekannt geblieben find, 
wodurch in ihm eine gewiffe und an dem Werke deutlich merkbare Läuterung 
des Gefchmackes Bere wurde. 
Das Brünner Franzensmufeum tellte ein kugelförmiges Ciborium 
aus Meffing aus, nn auf fchlankem Fufse fteht und noch ins xVvt. Jahrhundert 
gehören mag. Auch unter den aus Galizien eingefendeten Gegenftänden fand fich 
ein oa des nichtunirt-griechifchen KlofterszuSuczawicaundnoch ausdem 
XVI. Jahrhundert amend; es ift aus vergoldetem Silber angefertigt, ftellen- 
weife mit Emails geziert und ftellt eine Kirche mit drei en 
Kuppelthürmen vor. 
Wir kommen nun zu den Monftranzen, fie find die jüngften in der Reihe der 
kirchlichen Gefäfse. Sie entftanden in F olge der Einführung des Frohnleichnams- 
feftes, deffen Feier in Deutfchland fich erft feir dem Beginn des XIV. Jahrhundertes 
ıllgemein verbreitete. Um das Venerabile bei diefer Gelegenheit dem Volke 
gen und. im feierlichen Zuge entfprechend tragen zu können, fchuf die gothifche 
Bes, aus den zierlichften Formen der Architektur jene prachtvollen Behäl:niffe 
oft von koloffalen Verhältniffen, die noch jetzt unfere lebhafte Bewunderung 
erregen. 
Der Fufs zum Aufftellen und der Stiel mit Knauf zurHandhabe find den 
entiprechenden Theilen der Kelche nachgebildet, der obere das Retabulum bil- 
dende Theil entwickelt fich in der Regel zu drei zierlich durchbrochenen Spitzen, 
von denen die mittlere höher emporfteigt, während die feitlichen nach unten 
confolartigabgefchloffen find. Das Ballen felbft hat die Geftalt eines viereckigen 
eereihten 
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