26 Dr. Carl Lind.
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der kräftigen Gliederung und ihrer conftructiven Wichtigkeit zu äufserlichen,
fielenden. Zierrathen bereits vollends verflüchtigt, und finken zu dünnen Stäben
und Fäden herab, die mitunter in allerlei. Windungen und Schnörkeln endigend,
an den Seiten des Tabernakels angebracht werden und in ganz unnatürlicher
Weife einen mächtigen, wenn auch luftigen Aufbau zu ftützen und zu tragen
haben. Und doch mufs man zugeben, dafs hier in Form und Zierlichkeit der
haben ich die einzelnen Träger und Stützen des Aufbaues unter Aufgeben
Ornamente Bedeutendes erreicht wurde, und der von dem Gewöhnlichen und
Stilgerechten abweichende Aufbau des ganzen Gefäfses immerhin als fchön
entwickelt bezeichnet werden kann. Der Fufs diefes filbernen drei Schuh
hohen Gefäfses zeigt die Form einer fechsblättrigen, gegen die beiden Seiten
verbreiterten Rofe und ift auf den Flächen durch eingravirte Darftellungen ver-
ziert. Der den Glascylinder,das Hoftienhäuschen, umfaffende und fich darüber
hinausbauende Tabernakel ift fechsfeitig und bildet drei übereinander ftehende
Capellen. Ander MonftranzezuSeitenftetten zeigt fich, obwohl der thurmartige
Aufbau mit der im gothifchen Stile üblichen Conftruction beibehalten ift, bereits
der entfchiedene Einfler der Renaiffance auf die Ornamente, insbefondere an
den Einfaffungen der Fenfter, an den Verzierungen des Nodus und der Querunter
lage des Tabernakels.
Wir kommen nun zur Gruppe der Reliquiare und Kreuze, welch’ letztere
meiftens auch zur Aufnahme von Reliquien eingerichtet waren. Wir nennen zuerft
das fogenannte Melker Kreuz, enthaltend eine vom Markgrafen Adalbert 1045
dem gleichnamigen Stifte gefchenkte Kreuzpartikel, die von Herzog Rudolf IV.
i363 nebft anderen hinzugefügten Reliquien mit einer koftbaren Faffung verfehen
wurde; es war das einer der werthvollften Gegenftände der Ausftellung ; ein zwei
Fufs hohes Kreuz aus Goldblech mit kleeblattförmigen Enden, an deffen Vorderfeite
in getriebener Arbeit der gekreuzigte Heiland, eine magere Geftalt, doch von
guter Modellirung,, in den Kleeblatt-Enden der Kreuzesarme die vier Evangeliften
in der feltfamen Done yeie dafs die Figuren die Köpfe der fymbolifchen
Thiere haben; fie halten Streifen in den Händen, auf denen ihre Namen
ftehen. Die Rückfeite ift mit Perlen und ungefchliffenen Edelfteinen gefchmückt,
von denen die gröfseren zugleich die Schrauben zum Oeffnen des Kreuzes bil
den; einer derfelben zeigt einen wahrfcheinlich antik gefchnittenen Kinderkopf.
Der Grund ift mit ganz frei gearbeitetem Laubwerk (Weinlaub), mit vielen zarten
fchwungvollen Ranken belegt, die inneren Bogen und die Evangeliften find theil-
weife emaillirt. An jedem Balken-Ende der Rückfeite fieht man in einem Dreiecke
oder Dreipaffe drei Kronen in gleicher Arbeit. Das Kreuz fteht auf einem Fufse,
der eine Zugabe desXV. Jahrhundertes ift, aus vergoldetem Silber in Rofenform, der
Stiel ift (ehr dünn und mit einem eckigen a verfehen. Aus dem Schatze des-
felben Stiftes fanden fich noch zwei Kreuze ausgeftellt. Das eine aus dem Ende
des XV. Jahrhundertes ftammend, ein höchft zierliches Werk, deffen Kern aus
Kryftall, aus verfchlungenem Aftwerk aufgebaut, deffen Ränder mit zarten
Blätterranken, die Bsp der Arme mit aus Laubwerk hervorragenden Perien
gefchmückt find. Im Durchfchneidungspunkte der Kreuzesfchenkel ift und zwar
vorne ein zartes Elfenbein-Relief (die Aufnahme Mariens darftellend). auf der Rück-
feite ein Apoftelbild auf Goldgrund angebracht. Das dritte Kreuz, ı8 Zoll hoch,
ebenfalls dem XV. Jahrhunderte angehörig, war für diefe Ausftellung von erhöhter
Bedeutung, da die lilienförmigen Arme aus Bergkryftali angefertigt und Gegen-
ftände aus diefem Materiale und aus jener Zeit a nur wenige auf der Aus-
ftellung zu finden waren.
Das vom Stifte Strahov ausgeftellte Altarkreuz aus dem Ende des
XIV. Jahrhundertes, war in der Gefammtcompofition, im Steinbefatze und in
der Technik dem fchon befprochenen Melker Prachtkreuze fo ähnlich, dafs
es nur 2 eine Nachbildung des letzteren angefehen ‘werden kann Ferner
tellte das Domcapitel zu Tarnow ein goldenes Crucifix mit Maria und Johannes
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