Full text: Objecte der Kunst und Gewerbe früherer Zeiten (Heft 50)

   
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Objecte der Kunft und Gewerbe früherer Zeiten. 31 
prachtvolle filberne, vergoldete Mefskelche, der eine mit Email- und Filigran- 
fchmuck, ein zweiter mit reichem Filigranbefetz von feinfter Arbeit, wahrfcheinlich 
aus dem Beginne des XVI. Jahrhundertes und der dritte, koftbarfte aus der Mitte 
des XV. Jahrhundertes mit Emails und reichem figuralem Schmucke, an dem zu einer 
grofsen Kapelle entwickeltem Nodus, ferner zwei Büffelhörner, davon eines 
befonders grofs, beide als Oelgefäfse verwendet, in vergoldetem Silber auf 
die. zierlichfte Weife gefafst und in den letzten Jahren des XV. Jahrhundertes 
angefertigt; drei medaillonförmige Reliquienbehälter, das Mittelftück des einen 
ein Perlmuütter-Relief, des anderen eine Kryftallplatte, und des dritten und 
kleinften die in Gold getriebene und ausgefchnittene Darftellung der Verkün- 
digung auf blauem, durchfchimmerdem Emailgrunde. Zu den zierlichften Gefäfsen 
gehört ein kleiner Chryfambehälter aus Bergkryftall in Form einer aus zwei 
Hälften beftehenden facettirten Kugel, getragen von mit Emailtranslucide über 
zogenen Figürchen, vorftellend den verlornen Sohn. Diefes in Form und Aus- 
ftattung ganz reizende Gefäfs, das urfprünglich kaum diefe Beftimmung gehabt haben 
mochte, mag ein kunftfertiger Goldfchmied zu Anfang des XVI. Jahrhunderts 
angefertigt haben. Alle diefe Koflbarkeiten gehören dem Schatze der ungarifchen 
Primatialkirche. Durch Gröfse und Gewicht hervorragend, verdient die hübfch 
componirte Monftranze derPrefsbu rgerCapitelkirche einige Beachtung, wie auch 
ein grofses Proceffionskreuz mit in Silber gefafsten kryftallenen Balken. Aufserdem 
[ahen wir noch zwei koftbare Kelche aus dem Prefsburger Dome, und einen des 
ungarifchen Nationalmufeums, ausgezeichnet durch Email und Filigran- 
[chmuck, ferner ein fchlankes, der Leprofen-Kapelle zu Leutfchau gehöriges, 
thurmförmiges Ciborium aus demXV. Jahrhunderte. Der Krumftab ausdemGraner 
Schatze und die grofse filberne Monflranze vonJahrendorf ftehen bereits an der 
Grenze der Gothik. Letztere behauptet zwar noch im Aufbaue die Tradition der 
Gothik, im Ornament hingegen wird diefer Stil fat gänzlich verleugnet. Dasfelbe gilt 
von einem ausgeftellten, leider nicht mehr vollftändig erhaltenen Vortragekreuze 
mit prachtvollen Emailtranslucide-Schmuck, einer ausgezeichneten Arbeit des 
beginnenden XVI. Jahrhunderts, florentinifchen Urfprunges Hier fei auch auf 
das fchöne, mit reichem Filigranfchmucke und Steinbefatz ausgeftattete Armband, 
einen breiten Reif aus Gold hingewiefen, das nun im Befitze des Mufeums zu 
Peft, in Grofswardein gefunden, der Königin Maria I. als Eigenthum zugefchrie- 
ben wird (Anfang des XIV. Jahrhundertes). 
Kirchliche Eifenarbeiten diefes Stiles repräfentirten ein zwölfarmiger 
Standleuchter, ferner zwei Armleuchter, die die Beftimmung hatten, zu Seiten 
des Altars angebracht zu werden, und ein einfacher fchmiedeiferner Lufter, fehr 
gefchmackvolle Arbeiten desXVI. Jahrhundertes, derBartfelderKirche gehörig. 
Von Holzfchnitzereien, die kirchliche Beftimmung hatten, nennen wir 
einen theilweife bunt bemalten, theilweife vergoldeten Ofterkerzen-Ständer aus 
dem XV. Jahrhunderte, eine Holzftatuette des Erzengels Gabriel, eigenthümlicher- 
weife unbeflügelt dargettellt, und den grofsen auf Rädern ftehenden Schrein aus 
dem XVI Jahrhunderte den der Katalog als das Grab des heiligen Benedicdt 
bezeichnet. Seine Beflimmung war, entweder die Gebeine oder wenigftens Reli- 
quien diefer Heiligen zu verwahren, oder was im Hinblicke auf die ähnlichen 
Schreine zu Salzburg und Möchling wahrfcheinlicher ift, in der Ofterzeit als 
heiliges Grab verwendet zu werden. Die grofsköpfigen Geftalten am Fufse des 
Schreines, die übrigens ebenfo wenig künftlerifchen Werth haben, als die Figuren 
am Aufbaue, und höchft fchlichte Gefellenarbeit find, deuten unzweifelhaft auf 
deutfchen Urfprung diefes Schreines. Diefer urfprünglich gut componirte Holzbau 
wurde in neuefter Zeit, wahrfcheinlich zu Ehren der Ausftellung mit freigiebiger 
Verwendung von Gold und Farben etwas zu durchgreifend reftaurirt, was einiger- 
mafsen zu bedauern it (Domkirche zuGr an). 
Von den aus der Zeit der Gothik ftammenden Elfenbein-Arbeiten nennen 
wir ein Dyptichon aus dem XIV. Jahrhunderte mit Darftellungen aus dem Leben 
   
  
   
   
  
  
    
    
   
  
  
    
    
   
    
   
  
  
   
   
  
  
   
   
  
   
  
     
   
   
  
  
  
   
   
  
    
   
  
  
    
    
   
   
   
   
  
  
    
  
   
    
   
   
   
  
  
   
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
    
 
	        
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