Full text: Kirchliche Kunst (Heft 19)

   
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Hans Petfchnig. 
c) Der „Altarund Kanzelfchmuc k“ mufs einestheils von den Webern 
und Stickern, anderntheils von den Goldfchmieden, Broncearbeitern etc. 
beigeftellt werden. Auch in diefer Beziehung hat die Vorzeit fo Vielerlei 
und in fo trefflicher Weife vorgearbeitet, dafs die Vertreter der Kuntt- 
gewerbe nur nach vorgenommenen fpeciellen Studien an die Erzeugung 
hieher gehöriger Gegenftände, wie: Altardecken, Antipendien, Hand- 
tücher, Kreuze, Kelche, Monftranzen, Steh- und Hängeleuchter, Reli- 
quiarien u. f. w. gehen follten, um ihnen vielleicht noch einige neue, orga- 
nifch entwickelte Motive zuzuführen. Denn die gemufterten Wirk- und Web- 
ftoffe nicht minder, als die fogenannten heiligen Geräthe waren es eben, 
in deren Mannigfaltigkeit die Phantafie, in deren ftilvoller Ausftattung 
das Kunftvermögen der verfchiedenen Epochen der kirchlichen Kunft 
einen ebenfo glänzenden, als charakteriftifchen Ausdruck gefunden. Hier 
gilt es auserlefen reine Formen, edlen, gediegenen Reichthum aufzu- 
weifen. 
Endlich find noch 
„die bei der Taufe und Leichenbeftattung inVerwendung 
kommenden Objecte“ anzuführen, auf deren zahlreiche Vertretung 
ebenfalls Werth gelegt werden mufs. Vom Weihbrunn-Keffel und Tauf- 
becken bis zu den Grabmonumenten, Grabplatten und Grablampen foll der 
Befchauer einen Ueberblick erhalten. 
„Wenn wir uns nun von der Kirche felbft zu ihrem Dienfte wenden, find 
fchliefslich die Mefsgewänder in Betracht zu ziehen. Zur Veranfchaulichung der- 
felben möge das fein und gefchmackvoll durchbrochene Chorhemd neben dem 
reich durchwebten Brokat der anliegenden Cafula oder des faltenreichen Pluviales 
Platz finden und endlich auch die flatternde Kirchenfahne und der ftattliche 
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Baldachin nicht fehlen. 
„Es verfteht fich von felbft, dafs die Weltausftellung nicht ausfchliefslich den 
Gegenftänden eines fpeciellen Ritus geöffnet ift. Wir fprechen von einer kirch- 
lichen Kunft im Allgemeinen; das Gefagte bezieht fich daher auf alle unter 
a), b), c), d) fich einreihenden Gegenftände, welchem Ritus fie angehören mögen.“ 
Leider aber kann der Berichterftatter nicht verfchweigen, dafs der hohe 
Gedanke, der fich in diefem Specialprogramme ausfpricht, nicht fo gewürdigt und 
aufgefafst wurde, als er hätte gewürdigt und aufgefafst werden follen. 
Im Ganzen mäfsig befchickt, theils auch zerftreut in anderen Gruppen, hatte 
man kein umfaffendes Bild der kirchlichen Kunft im Sinne des Programms aufge- 
ftellt, und mühfam, erdrückt von den anderen Erzeugniffen der Induftrie, mufste 
man die Gegenftände diefer Gruppe zufammenfuchen. Selbft die Jury hatte eine 
fchwierige Aufgabe, die Arbeiten für kirchliche Kunft überall herauszufinden. 
Die kirchliche Architektur. 
Wenn wir uns zuerft den einfchlägigen Baulichkeiten zuwenden, fo fanden 
wir in dem Palafte des Vicekönigs von Egypten das alte Grabmal des Benihaffan, 
ein Felfengrab aus der ı2. Dynaftie, welche in das Ende des III. Jahrtaufends vor 
Chriftus gefetzt wird. Intereffant war dabei der, von zwei Säulen getragene Porticus. 
Man fieht darin den ausgeprägten Vorläufer der griechifchen Architektur, daher 
man diefe Säulen als protodorifche bezeichnet. 
Die Cannelirung der Säulen, ihre firamme Einziehung nach Oben, die Deck: 
platte, das Gebälke, tragen fo fehr das Gepräge primitiver griechifcher Kunft, dafs 
man fich fogar leicht zur Annahme verleiten laffen könnte, hier ein griechifches 
Bauwerk vor fich zu fehen. 
Im Innern wird die in Segmentbögen behaute Decke von vier Säulen mit 
dem bekannten altegyptifchen Capitäl der gefchloffenen Lotosblume getragen. 
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
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