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Dr]. ].-Schroer:
Der Kaifer führt das Schwert,
Der Bauer führt den Pflug,
Wer alle beid nicht ehrt,
Der ift gewis nicht klug.
Die Sitte, die Häufer mit Sprüchen zu zieren, herrfchtauf dem Lande bei den
SiebenbürgerSachfennoch allgemein, während fiein den Städtenfchon im Schwinden
ift. Der rührige Sammler und Sprachforfcher der Siebenbürger Sachfen Jofef
Haltrich gab in einem Schäfsburger Programm von 1867 eine gehaltvolle Mit-
theilung über „deutfche Infchriften in Siebenbürgen“, in der 336 folcher Infchriften
gefammelt find. Obiger Spruch fteht auch fchon in Haltrichs Sammlung unter
Nr. 160 mit der Angabe: „Jakobsdorf im Grofsfchenker Bezirk“. Daher ift dann
wohl der Spruch entlehnt. Er ift alfo echt volksthümliches Erzeugnifs, nicht zur
Weltausftellung gemacht,
Das Haus ift von diefer Seite von einem Gartenzaune umgeben; hinter
dem Haufe wird der Gartenraum breiter. Vor dem Haufe, auf der Weftfeite,
müffen wir uns den Hofraum denken, der weiter durch die Scheunen abge-
fchloffen wird, hinter denen wieder ein gröfserer Garten fich anfchliefs. Der
Eingang befindet fich denn auch wie im rheinfränkifchen Haufe, das wir oben
fchilderten, im Hofe. Das konnte auf der Ausftellung nicht zur Anfchauung
gebracht werden Diefe Hoffeite des Haufes ift durch die Aufgangstreppe, die
zur Laube führt, ausgezeichnet. Diefe Laube, die auch in der Zips und in
Schlefien vorkommt, in der Mundart l1f* genannt, bildet oben einen Vorplatz
des Vorhaufes. Man überfieht von da das Innere der Wirthfchaft wie von einem
Fenfter. „Der Bauer fchaut von da Morgens nach Wind und Wetter, Abends
nach den Pferdedieben aus, wenn der zottige Hund ihre Nähe bellend verkündigt;
die Bäuerin fitzt da mit Nachbarinnen im Gefpräch, die Tochter pflegt auf der
Brüftung ihre Blumen.“(Aus der Brochure, die auf der Ausftellung verkauft wurde.)
Unter derfelben befindet fich der Keller, der die Wein- und Vorrathskammer enthält
und das Erdgefchofs ausfüllt. Die Wohnung ift oben. Wir treten von der Laube
in das Vorhaus, deffen Hintergrund die Küche bildet, wie im rheinfränkifchen
Haufe. Diefen Theil des Vorhaufes läfst der Verfaffer der genannten Brochure
unberührt. Urfprünglich gehört die Küche wohl nicht hieher. Sie heifst hier
mit einem Ausdruck von unfächfifchem #* (öfterreichifchem) Gepräge kuchel. Die
fächfifche Küche, köches (Kochhaus) genannt, befindet fich fonft in einem frei
für fich ftehenden Häuschen. Der Schornftein heifst in der Mundart käpf. kip
f., daher kipekratzer, Schornfteinfeger. In der Zips heifst der Schornftein
käu f., wohl eine Nebenform von käp. Im ungrifchen Berglande kommt dafür
noch der Ausdruck köch m. vor, der auch in das Slovakifche eingedrungen
ift. Das Dach ift mit Ziegeln gedeckt. Rechts gelangt man aus dem Vorhaufe in
die gröfsere Wohnftube, deren Fenfter man an der Giebelfeite des Haufes auf dem
Bilde fieht. Links befindet fich ein kleineres Zimmer, daneben mit dem Eingange
vonderKüche aus dieSpeckkammer, hier bäflifchkummer genannt. Bäflifch
das ft Bachenfleifch von Bache, das ift Speckfeite, bedeutet Speck. Die
Sachfen haben in Siebenbürgen den Spottnamen der Speckfachfen, weil fie
den Speck lieben. So hiefsen ehedem die Zipfer Ferkelmacher, das ift Ferkel-
effer, weil fie Freunde gebratener Ferkel find.
Das grofse Wohnzimmer macht einen fehr freundlichen Eindruck. In der
Ecke fteht der grofse Kachelofen, an der Wand links ein Glasfchrank mit. dem
Sonntagsftaat der Hausbewohner. Daneben das wohlgefüllte ftattliche Bett.
* Die italienifche loggia, franzöfifch loge (daher logiren) ift deutfchen Urfprungs.
Zunächft aus dem Spätlateinifchen logia, lobia, laupia, welches aus ahd. loupja,
louppä das ift Laubhütte entftanden ift. Die fiebenbürgifche Form lif kommt am nächften
der aachifchen löif, holl. Juif, in Schlefien und in der Zips leub, l&b. Siehe oben S.8.
** Ueber den Ausdruck fächfifch, den ich hier als den landesüblichen anerkenne,
obwohl er eigentlich unrichtig ift (die Siebenbürger Deutfchen find im Ganzen Franken, nicht
Sachfen) foll werter unten gefprochen werden.