18 Dr. K.:J. Schröer.
in den Häufern der Vornehmeren flovakifch gefprochen. Der Zuftand der Bil-
dung in jenen Städten ift denn auch ein folchen Verhältniffen entfprechender.
Abgefchnitten von jedem Bildungselemente erfticken diefe Städte in geiftiger
Trägheit und Imbecillität. Wenn von da aus etwas für Schulen gefchieht, fo
gefchieht es von Seite der Ponflayiften im Intereffe des Slaventhums, oder von den
Anderen im fruchtlofen Bemühen zu magyarifiren; die Volksbildung ift aber dabei
der Verkümmerung unbarmherzig preisgegeben. Wie fegensreich müfsten hier
ein tücht tiges deutfches en eine deutfcheRe lehur wirken!
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Wir wollen aber einen Blick werfen auf die Gefchichte der Häudörfer und
dann das Geidler Haus näher betrachten. Ich halte mich dabei an die von mir
verfafste oben erwähnte Brochure: Ein Haus und feine Bewohner aus Geidel.
Gründung der Häudörfer. Aufser den Deutfchen des öfterreichifch-
fteirifchen Grenzgebie tes Ungarns, A mit den deutfchen Bewohnern Oefterreichs
and Steiermarks wohl Eines ae find und w u fchon bei der Ein-
wanderung der Magyaren ihre jetzigen Sitze innehatten, find als die älteften
deutfchen Bewohne Ungarns und Siebenbürgens ehe die Sue Se enbürger
Sachfen und die Deutfechen des’ üungrilchen Bersländes. Sie a
der Hauptmaffe nach unter dem ungrifehen“ Könige Geifa 1. (1141 bis ıı61) ein-
gewandert und erhielten Beine Freiheiten. Sowohl die fieben Stühle oder
Gerichtsftätten des alten Lan de es [ns a enbürgen, deren Mittelpunkt
Hermannftadt ift, alsauch dieZips und die ungrifchen Bergftädte
find in jener Zeit colonifirt worden, und zwar durch Flandern und Franken
vom Niederrhein. Sitten und Gebräuche, Familiennamen und Mundart deuten
n och vielfach auf diefen Urfprung hin. Spätere Zuwanderungen aus Mittel-
Deutfcl hiasd und zum Theile auch aus Oefterreich haben fich diefen erften Ein-
wanderern beigemifcht. Doch haben im Ganzen die Siebenbürger Sachfen, bis in
unfere Zeit in der Sprache vorwaltend den fränkifch-niederrheinifchen Charakter
be ewahrt; das flandrifche Element ift auch bei ihnen mehr zurückgetreten und nur
in Einzelheiten noch erfichtlich. Die Bewohner der Zips und der ungrifchen
Bergftädte haben durch den Einfall der Tataren fehr ftark gelitten und gröfsere
Zuwanderungen aus Oberfachfen, Schlefien, Thüringen und anderen Gegenden
et nun ftattgefunden, wodurch die Sprache der Zips und der ungrifchen
tädte einen ganz anderen Charakter erhalten mufste. Doch verrathen eine
von Ausdrücken, darunter folche, die, obwohl deutfch, doch in Deutfchland
hen oder mindeftens fehr felten und diefen Deutfchen und den Sieben-
r Sachfen gemeinfam eigen find, noch immer die urfprüngliche Gemeinfam-
r Abftammung der Sr Colonien in Siebenbürgen und ne So:,der
die Schw elle e; der ertag, Tagwerk, fo viel Acklde es, a in einem
bearbeitet wird; laawend ee t, lebert), eine Art Suppe; derhonk-
lich (hantlich),-eine Art Brot oder Kuchen; matzen, küffen; füllfafs,
daher flovakifch filfas, föllfäfslein (welweffel), die Schwinge, in Sieben-
bürgen felpes; der rooft, Balken; die feife, Bäcl ‚lein u. a.m. Die Bergftädte
in Ungarn, die chedem nur von Deutfchen bewohnt waren, bildeten einen Städte-
bund, der noch im XV. Jahrhunderte von Schemnitz bis an die Theifs reichte.
Diefe Bergftädte find im Verlaufe der Zeit zum Theil flavifirt worden. Die deutfch
geblieben find, fprechen noch jetzt eine zum Zipfer Dialekt zu rechnende Mund-
art. Durch Zuwanderung von Häuern aus dem mittleren Deutfchland, aus Oefter-
reich, Steiermark und Krain, ift die fogenannte Gründener Mundart entftanden,
die in den Bergbau treibenden Orten der Zips, in den übrigen ungrifchen Berg-
ftädten und in den von da aus gegründeten Colonien gefprochen wird. Die Grün-
dener Mundart unterfcheidet fich von der der übrigen Zipfer durch die Verwand-
lung des W in B im Anlaute: baffer Waffer; biffen wiffen; bir wir; bunfch
Wunfch. Die von den ungrifchen Bergftädten aus gegründeten Märkte und
Dörfer müffen eine weitere Zuwanderung aus der windi fchen Mark erhalten haben.