Full text: Das Bauernhaus mit seiner Einrichtung und seinem Geräthe (Heft 51)

   
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Alles, 
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von grofsen Völkerftrafsen, fchlägt er n dort 
braucht, wie gefagt, mit eigenen Händeı 
Unfer Haus ift denn auch mit oben diefer Erzeugniffe des häuslichen 
Gewerbfleifses gefüllt, fo dafs man eine Vorftellung bekommt von dem Leben 
der Bewohner, ja auch von dem Schmucke des Lebens, der nicht fehlt. So ein- 
fach Alles ausfieht, fo zeugt es doch von einem Geift, der felbft bei gröfster Armut 
kräftig hinausftrebt über die Grenzen des nur Nothw endigen. Man fieht, der 
deutfche Colonift ift nicht nur Ackerbauer oder Hirte, wie der Slovake, der 
Walache in manchen Gegenden, fondern er hat das Streben nach all feitig 
Bethätigung. Er trägt in heh das Bild von einem Zuftande ach rer Gefittung a 
fucht es zu verwirklichen; er ift Tuchweber, Leinweber, Schneider, Schufter, 
Zimmermann, Bergmann, Hirte, Ackerbauer, Köhler, Jäger, Fifcher, je nach 
Umftänden und oft Alles in einer Perfon. Nur die Eifenarbeiten macht er nicht 
felbft, aber nicht, weil er es nichtkönnte, fondern weil der Zigeuner gegen fo Br 
en das Nöthige anfertigt, dafs er feine eigene Mühe befler au Anderes v ei 
rendet. Neben dem Halzen Vorarlberger Haufe auf dem Weltausftellungs- Bahn, j 
= dem Geidler gegenüberftand und neben dem Haufe des Siebenbürger Sachlenn auf 
der anderen Seite, hieht es freilich arm aus. Dafs es ftockhoch ift, wie alle Häufer 
der Häudörfler, dafs esin feiner Einrichtung den Keim zu ftädtifch bürgerlichem 
Leben verbirgt, gewahrt man nicht auf den ale Blick. Dabei ift aber befonder 
Eines hervorzulsben: dafs Alles daran urfprünglich und echt ift. Das Hs 
e feinem ganzen Inhalte ift inGeidel von Einge ebornen gemacht und hier von 
dem Bewöhner Steinhübel wieder aufgerichtet, wohl auf Koften der Handels- und 
Gewerbekammer des Pressburger Diftrictes, fonft aber ohne alles Dazwifchen- 
treten fremden Gewerbfleifses, ohne allen fremden Aufputz. 
Diefs fpringt befonders bedeutfam in die Augen bei einem Blicke auf das 
hinter dem Geidler Haufe ftehende kroatifche Haus, das an Umfang und Anfe 
dem Geidler Haufe nicht unähnlich ift. Die Bohlen, aus denen es ne 
ift, find aber mit der Dampffäge erzeugt. Die Thür- und Fenfterftöcke 
moderne Tifchlerarbeit. Die Küche hat einen Sparherd neuefter Art. 
Die Bekleidung des Mannes. Die Kopfbedeckung bef fteht entweder 
aus einem breitkrämpigen Fi lzhute oder einer Kappe von Schaffell. Die Filzhüte 
werden in Deutfch-Praben gemacht. Das Wort kappe fpricht der Häudörfer 
nicht in öfterreichifcher Weife koppn oder kappl, fondern immer kapp), 
kappe. Die Fufsbekleidung nennt er fchuhe, fowohl die hohen Stiefel, die in 
Deutfch-Praben gemacht werden, als die zu Haufe bereiteten Lederfchuhe mit 
Riemen, die auch in Dopfchau kirpel, in den Häudörfern kiarpetzen (vergl. 
lat. crepida, flovak. krpec) genannt werden. Das fremde Wort Stiefel (ital. 
ftiväle, von lat. aestivälis) ift in den Häudörfern, wie in Sieb enbürgen unbe- 
kannt. Das Hemde („hemb#) ift von felbftbereiteter Leinwand im Hau genäht, 
fo auch die gatte (magyar. gatya), die leinene Unterhofe. Die weifse Tuch- 
hofe, fowie der weifse Tuchrock („rock“) find ganz Hauserzeugnifs. 
Die weibliche Kleidung. Die Haube („haup“) ift aus Leinwand, 
oft reich geftickt; in Deutfch-Praben gibt es noch Gold- und Silberhauben, 
bockelhauben genannt, wie bei den Siebenbürger Sachfen. Die Fufsbeklei- 
dung ift gleich der der Männer. In Deutfch-Pilfen tragen die W eiber rothe Schuhe. 
Das Hemd befteht aus zwei Stücken, Die Schultern und Bruft bedeckt ein gefäl- 
telter Kragen, „nüderla* (Mieder) genannt. Der untere Theil des Hemdes, 
das „pe nde Ih. emb“, wird von Achfelbändern (pendeln) feftgehalten. Auch bei 
den fiebenbürgifchen Wei bern kommt ein Bändelhemd vor, aber von anderer 
Form. Der Sonntags-Kopfputz der Frauen heifst das „drümel“, vergl. fieben- 
bürgifch-fächfifch „dromel* und mittelhochdeutfch bei Wolfram drunter? 
Ueber das Hemd kommt der reich gefchmückte „prufleck“ (Bruftfleck), oft von 
Seide, auch geftickt, in Krickerhäu „prusfleck“ genannt (flovak. wurde daraus 
prusliak, magyar. pruszlik). Dazu kommt die „ (chüürze“ (Schürze) und 
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