Full text: Das Bauernhaus mit seiner Einrichtung und seinem Geräthe (Heft 51)

      
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4 Dr. K. J. Schröer. 
(„eppeftecke, pirnftecke“), Pflaumen („flauma“) und „heabeftleng*, 
eine kleine, runde Pflaumenart, die den Mehlfpeifen beigemifcht werden. 
Zu den Holzarbeiten des Mannes finden wir viele Werkzeuge, die 
ich nicht alle aufzuzählen vermag: die eiferne nülle, womit er die Rinne in den 
In I Holzfchindeln macht, den durchfchlag, den negber (Bohrer), hobel, die 
hacke etc. 
Auffallend war ein in der Stube an der Decke hängender, länglicher Korb aus 
Korbgeflecht, das wiegenkörbel, worin das jüngere Kind gebettet und gewiegt 
wird. Im fürhaus, ärn, im ftübel, im Gärtchen und vor dem Haufe finden 
wir noch ausser den gut gearbeiteten Geidler Holzkiften, verfchiedene 
Geräthe. Das Füllfafs oder Füllfäfslein (daher flovakifch filfas, fiehe Pal- 
kowitfch flovakifches Wörterbuch, S. 290), gefprochen wellwefsl, in Sieben- 
bürgen fälpes, f. d., die aus Holz geflochtene Schwinge oder Schwingwanne. Das 
w ellwäffl im Geidler Haufe fieht gerade fo aus, wie das fälpes im Haufe des 
Siebenbürger Sachfen daneben. An Geräthen bemerken wir noch unter dem 
fchindelgedeckten Dachboden und im Gärtchen vor dem Haufe das aus Ruthen 
geflochtene hühnerkörbel, denrunden, oben offenen hühnerfturz, daskräxl 
oder heukräxl,den Rückenkorb, den Pflug fammt demjooch; denfchliffftän, 
Schleifftein, die fchnaipang, Schnitzbank, hölzerneheugabeln, eiferne Mitt- 
(„Stän“?) gabeln und dergl. m. 
Wenn wir das Ganze überblicken, fo fcheint es uns faft, als ob einfacher der 
Menfch kaum wohnen könnte. Nur wenn man etwa, wie gefagt, das walachifche Haus 
daneben ftellt, fo fällt uns das Vornehmere des Haufes aus Geidel auf. Der ftock- 
hohe Bau mit dem Gang im oberen Stockwerke, mit dem Thürmel, den Kammern 
oben, der Stube unten, der Küche mit dem Herde und dem mannigfaltigen Geräthe 
der Einrichtung. Scheunen und Schoppen ftehen meift abfeits, die Häufer felbft 
in urgermanifcher Weife vereinzelt: suam quisque domum spatio circumdat. (Siehe 
oben S. 6.) 
Das Szekler Haus 
Unmittelbar an das Haus des Siebenbürger Sachfen fchlofs fich das Haus 
  
eines Szekler Bauers. mit < 
Diefes gewifs intereffante Haus, das, wie das Michelsberger und das Geidler, Kauf 
von eingeborenen Infaffen bewohnt war, wurde von den Austtellern fo ftiefmütterlich Fago 
in die grofse Welt hinaus geftofsen, dafs man nicht begreift, wie man foviel Koften ein N 
aufwenden mag, als diefer Gegenftand, fein Transport, feine Aufftellung, feine copir 
Unterhaltung verurfachen mufste, wenn man ihn fo forglos feinem Schickfal über der d 
laffen wollte, wie diefs hier gefchehen ift. zeich 
In der zweiten Auflage des Weltausftellungs-Kataloges, wo, wie wir fahen, Hint 
in dem Verzeichniffe der XX. Gruppe Bauernhaus mit Einrichtung, fo viele Gegen- darü) 
ftände (24) aufgezählt find, die nicht zu finden waren, wird man das Szekler Haus noch 
vergeblich gefucht haben: esiftgarnichtverzeichnet! Fr 
denk 
Im Haufe felbft fand man einen Szekler und eine Szeklerin, die mit dem 
diefem Volke eigenen Selbftgefühl in ihrer Sprache verficherten, dafs fie keine 
Sprache der Welt verftehen als nur fzeklerifch, das ift magyarifch. Nicht einmal ae 
mit feinem Landsmann und Nachbarn auf der Weltausftellung, dem Siebenbürger Ss 
Sachfen, kann fich der Szekler verftändigen, ebenfowenig mit dem Bewohner des ui 
Geidler Haufes aus Ungarn, der auch ein Deutfcher ift. Wäre es hier nicht am aa 
Platze gewefen, fowie diefs im Geidler und im Siebenbürger fächfifchen Haufe Mag} 
gefchehen ift, eine Schrift — und zwar in deutfcher Sprache — abfaffen zu laffen, ne 
die im Haufe feilgeboten werden und aus der der Befucher der Ausftellung fich a 
nacl 
belehren konnte? 
Aber au:h die innere Ausftattung des Haufes wurde mit der gröfsten 
Gedankenlofigkeit vorgenommen. Die vordere Stube war über und über angefüllt 
  
	        
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