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32 Dr. K. J. Sehröer.
Reihe ftehen jene Romanen, die mit ihnen blutverwandt find. Die Rumänen
gehören zur flavifchen Welt.
Die oben angeführten Ausdrücke fcheinen mundartlich von der Schrift-
fprache abweichend und darum beachtenswerth. Wenn wir fie näher betrachten,
fehen wir zugleich auch, welch’ ein Gemifch die rumänifche Sprache ift. Kes
heifst fonft kifea und ift türkifch kife, kifea de tutun, Tabaksbeutel,
irkifch tütün kifefi. Rösler, griechifche und türkifche Beftandtheile in
türk
Rumänien. Wien, 1865. 8.38; — fleura, Flöte. Rösler a. a. O. gibt an fleur»,
Plaudertafche und leitet es ab von oOAdanos. Zu vergleichen ift zu der Bedeutung
Flöte m agyar. furu \ya, Hirtenflöte, das Miklofifch:Slav. im Magyarifchen 56
zufvirels ftellt, daneben furulya auch die Formen furelya und virelya beftehen.
Aenlich klingt wohl auch oıXÖpa, Lindenbaft. Die gewöhnliche rumänifche Form für
Flöte flujer könnte auf lat. flare zurückgehen; —k labetz, Mütze, eine Neben-
form fcheint kalpak, dasauch magyarifch und türkifch it, flovakifch klobuk; —
oglinde, Spiegel, fonft oglinda ift flavifch; ferbifch ogledalo Miklofifch:
Die flavifchen Elemente im Rumänifchen unter oglind»; — bruesc har, Gürtel,
atore;kimefch deom, Männerhemd, font: camafche de omu.
Zumlt. camisia,franz.chemife, vergleiche Diez ll. 102; bruslugift das oben
yarifch vorgekommene pru {zlik, das aus bruftfleck entftellt ift; —
Schlafhofe, fonft ismena, Hofe. Aus ferb. ismiena, Miklof: sflav.
hen; peptar, Wams, aus pepta, lat.pectus, Brufl;—kat rintze,
ı demfelben
fonft cing
mag
ismenje,
im Rumänife
Schürze. Magyarifch karincza, katrintza und katrin Kar
In der magyarifchen Bibelüberfetzung des Münchener Codex (XV.
Sinne.
Evang. Lucas I9, 20 it fudarium (Schweifstuch): k atrıinezıa
Jahrhundert).
überfetzt.
Die Bezeichnungen des Haufes und feiner Theile find fehr intereffant.
Aus der römifchen Bauernfprache haben fich erhalten die Ausdrücke: aco-
peremintu das Dach, vergl. ital. coperto; caldare der Keffel ital cal-
daro; camora das Zimmer, lat. camara;, ca fardaslaus, lat casa scurte
der Hof, ital. corte, lat. cohors, c hors; fereftra das Fentter, lat.
fenestra; mafa der Tifch lat. mensa; loc uintadie Wohnung, fiehe darüber
unten; porta das Thor; fcannu der Stuhl, lat. scamnum; usche die Thüre,
uscio, lat. oftium.
Das Haus war demnach fehr einfach. Wenn auch die Römer allen Luxus
und wenn auch ihre Nachkommen z. B. die Italiener, die Ausdrücke
den Hirten, ift davon nichts
hatte keine Schwelle. Wir
kannten,
dafür bewahrten, zu den Vorfahren der Rumänen,
eedrungen. Sie kannten keinen Herd, ihre Thüre
5°
fahen, dafs das walachifche Bauernhaus keinen Herd hat. Den Begriff ent-
lehnten fie von den Albanefen; fie nennen den Herd vatra, alb. Bars;
auch
vergl. auch flovakifch watra, Feuer im Freien; die Schwelle nennen fie
mit einem albanifchen Worte prag, flovakifch präh.
Wie aber das germanifche Wefen in das Leben aller Völker Europas
foift auch hier wahrzunehmen, dafs eine grofse Zahl von
umgeftaltend eingriff,
die rumänifche
Ausdrücken germanifchen Urfprungs ift. Ein Theil davon, den
Sprache mit dem Italienifchen und anderen romanifchen Sprachen gemein hat,
teren Zeit an, wo das Rumänifche noch mit der Vulgärfprache
Zufammenhange ftand. Ein Theil ift fpäter aus der
em Deutfchen her-
ahd.
gehört einer äl
des römifchen Reiches im
flavifchen und der magyarifchen Sprache, oder direct aus d
übergenommen. Deutfche Wörter: detu, fprich: zetzu, dfets, Seffel.
f&z, f&zal; gardu n. der Zaun, auch alb. garde, goth. gards OLROS,
91x, Avin; graidu m. der Stall, ftimmt in der Bedeutung zu goth. garda
m. Zum. Stall; gradina Garten, ital. giardino ift in alle rumänifche
Sprachen übergegangen; locuinta Wohnung, von: a locui wohnen; ital.
zurückzuführen, das, wie wir oben S. Iıfahen, von
a
Sollte alocui auf das lat. locare (vergl. caftra
alloggiare ift auflogi
laubja Laube abftammt.