Dr.K. J. Schröer.
Ill Das Ländchen ift herrlich gelegen. Von Tirol, der Schweiz und Baiern =
begrenzt, an den Bodenfee und vier bis fünf Meilen lang auch an den Rhein
ftreifend, reich an Wäldern und Weidetriften in den fchönen Alpenthälern. ee
I ı1 In diefem Ländchen denken wir uns nun den fleifsigen,, begabten , ale- ne
mannifchen Volksftamm, der durch Gewerbfleifs und Handel das reichfte Leben en
hervorruft! =
Die Bevölkerung des Ländchens, nicht viel über II0.000 Seelen ftark, 2
entwickelt eine anfserordentliche Gewerbthätigkeit. Dort werden in ı8 Kalk- | he
öfen jährlich 52.000 Zentner Kalk gebrannt, hier, in der Schwarzacher Schlucht, Bi
werden jährlich 40.000 Zentner Wetzfteine erzeugt, an den Bergabhängen find den
118 Sägemühlen thätig, die etwa 1!/, Million Breter hervorbringen, und hoch oben :
in der Alpenwelt wird Käfe und Schmalz producirt, wovon im Jahre gegen AH
15.000 Zentner ins Ausland gehen. Gegen 50.000 Zentner Baumwolle werden th:
in den Spinnereien verarbeitet und von den Webereien in fagonnirte Gewebe fie
umgeftaltet. Mit dem Rothgarn Vorarlbergs wird faft die ganze Monarchie ver- nr
forgt. Und welchen Fleifs die weiblichen Hände entfalten, bezeugen die Stickereien Ch
Vorarlbergs! 3
In Dörfern der Ebene, im Bregenzer Walde, auf der Höhe und im Thale Bü
fieht man des Sommers Frauen und Mädchen vor den Häufern unter den reichen fl
Obftbaum-Pflanzungen oder in dem gefchilderten „Schopf“ fleifsigfticken und im 2,
Winter findet man in den Häufern überall Gefellfchaften mit Stickereien beichäftigt,
Arbeiten, die im Handel felbft nach Amerika gehen und mit denen das weib-
liche Gefchlecht fchöne Summen erwirbt.
Ueberall gewahrt man Nettigkeit und Ordnung un
Benehmen, das dem Vorarlberger eigen ift, die Schönheit und Anmuth des gaı
Volksftammes, die allfeitige Thätigkeit, Alles trägt dazu bei, die Naturfchönheit
d das ungezwungene
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des Landes auf das erquickendfte mit freundlichen Staffagen zu beleben. ha!
Aus diefer Welt ift das Vorarlberger Bauernhaus, bei deffen Anblick uns uw
die Worte eines Vorarlberger Dichters, Vonbun, einfallen, die zugleich als Mund- Gr
art-Probe hier ftehen mögen: die
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I mein i fech mis Aettis Huus h Au
(Ich meine, ich fehe meines Vaters Haus), ge
Es gugglet ftill zom Bomgert uus Sa
(Es fchaut ftill aus dem Baumgarten heraus) teı
Und s’ fligt der Rooch (Rauch) vom Schindladach m;
Zem Obedhimmel (Abendhimmel) uuf alsgmach. fc}
I mein, i fech noch d’s Söllerli, S
Es fchimmert wiifs im Obedfchie (Abendfchein) Br:
fra
Und d’Huusehr ifchd druuf zemakoo (zufammengekommen)
Und wil a bitz fi z’Rueha loon 1;
(Und will ein wenig ausruhen). I
Der Aetti (der Vater) zündt fı Pfiifli aa
Und d’Muetter fetzt fie nebe dran
Und hebt (hält) de Jüngfehta noch im Arm
So fargfam decht (doch) und, oh, fo warm!
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So umgeben und belebt müffen wir uns das Vorarlberger Haus denken. ;
diefer häuslichen Szene vor dem Haufe denken wir uns nun
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Und zu
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a noch, dafs hoch von der Höhe herab ein Lied eines Alpenhirten gehört wird.
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Vonbun hat einige aus dem Munde des Volkes aufgefchrieben, z. D.: ;
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Dia n’i liab, muafs liabla fii
(Die ich liebe, mufs lieblich fein),
Sos wird fie friili nit die mii =
(Sonft wird fie nicht die meine),
Mit Farba frifch und g’fund, :
Mit Bagga voll und rund, ; u
Mit Ooga wie zwö Sternelii;
Korz — fie muafs halt liabla fii!
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