Full text: Das Bauernhaus mit seiner Einrichtung und seinem Geräthe (Heft 51)

   
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Das Bauernhaus mit feiner Einrichtung und feinem Geräthe. 47 
in der Mitte der breiten Seite des Haufes im Hofe, fondern mehr links. Sie führt 
in den Flur, von dem man geradeaus in die Küche und rechts in die Stube gelangt. 
Links ift kein weiteres Zimmer angebracht, fondern hier fchliefsen fich unmittelbar 
Stallungen, Scheunen oder andere Wirthfchaftsräumlichkeiten an. Vom Flure aus 
führt eine Treppe in das obere Stockwerk zu den Kammern, das heifst unheiz- 
baren Schlafzimmern und Vorrathsräumen. Diefs ift der Grundtypus, wie es 
fcheint, des deutfchen ländlichen Wohnhaufes. Wir fanden diefe Grundzüge in 
Bauernhäufern des mittleren Deutfchland, oben Seite 7f., und ebenfo in den 
Häufern aus Geidel, Vorarlberg, in dem Elfäffer und im ruffifchen 
Haufe, nur dafs im letzteren, wie im oberfächfifchen Bauernhaufe, oben Seite 8 £., 
das Hauptgebäude links vom Einfahrtsthor fteht, indem es fich fonft rechts 
befindet, wodurch alle Verhältniffe modificirt find und auch vom inneren Eingange 
aus die Stube links, wie in Oberfachfen, nicht rechts, wie in Franken, zu fuchen itt. 
Der zweite Typus von Häufern, die auf der Ausftellung vertreten waren, 
hat kein oberes Stockwerk, aber ftatt deffen vom Flure aus fowohl rechts als 
links je ein Zimmer. Das finden wir im Szekler, im rumänifchen und im galizifchen 
Haufe, fo dafs wir hier vielleicht eine uralte Tradition zu erkennen haben, die von 
dem deutfchen Typus verfchieden it. 
Das Siebenbürger fächfifche Haus und das kroatifche fuchen beide diefe 
verfchiedenen Typen zu vereinigen. Erfteres hat neben dem Flure ein Zimmer 
rechtsund eineslinks und kein oberes Stockwerk. Hingegen ift die ganze Wohnung 
fo hoch herausgebaut, dafs eine Treppe hinauf zur Eingangsthüre führt. Dafs hier 
die Küche vom Flure nicht abgetheilt ift, fo dafs man den Herd von der Eingangs- 
thüre aus vor fich fieht, erinnert an das rumänifche Haus, nur dafs hier kein Herd 
angebracht ıft, fondern das Feuer auf der Erde gemacht wird. Das kroatifche 
Haus hat ein Zimmer rechts und eines links vom Eingang und doch ein oberes 
Stockwerk. 
Intereffant ift, dafs der Rumäne mit dem Gegenftande auch das römifche 
Wort für den Herd verloren hat; er nennt den Herd mit einem albanifch-flavifcher 
Worte watre. Bei diefem Volke, das fich von den weltbeherrfchenden Römern 
ableitet, fahen wir die primitivfte Art einer Wohnung. 
Wie der volksmäfsige Bau auf Grundlage des angegebenen Typus fich 
erweitern läfst durch Zubau von Kammern und Gaden etc., das fehen wir bei 
dem Elfäffer und dem Vorarlberger Haufe. 
Ift der Typus des deutfchen Bauernhaufes, der auch nach Rufsland über 
gegangen ift, wie wir ihn oben nach den Häufern auf der Ausftellung in Grund- 
zügen angedeutet, alt und allgemein deutfch, fo ift doch nicht anzunehmen, dafs 
derfelbe die einfachfte Art deutfcher Wohnhäufer darftellt. Es mufs eine noch 
einfachere Stufe vorangegangen fein. Diefs fcheint fich daraus zu ergeben 
dafs das Wort Zimmer, das das einfach gezimmerte Gemach bezeichnet, für 
keine Räumlichkeit diefer Häufer verwendet wird. Im Geidler Haufe heifst die 
Küche Stübel, die heizbare Wohnftube: Stube, die oberen Räume heifsen 
Kammern. Ebenfo im Vorarlberger Haufe. Daraus möchte zu fchliefsen fein, 
dafs das Haus, in welchem das Hauptgemach Stube heifst, mit der Einführung 
von Zimmeröfen zufammenfällt und eine höhere Entwickelungsftufe bezeichnet. Zur 
felben Zeit mögen die unterirdifchen Tungen (fiehe oben S. 6) als Winter- 
aufenthalt aufser Gebrauch gekommen fein. 
    
    
   
   
  
    
   
    
  
   
  
  
  
   
   
     
    
  
  
   
  
  
   
    
   
   
   
  
   
  
  
   
   
   
  
  
  
   
  
  
   
    
   
  
  
   
   
  
   
   
  
  
  
   
  
  
  
 
	        
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