Full text: Bildende Kunst der Gegenwart (Heft 75)

96 Dr. Jofef Bayer. 
aufzufuchen haben, da auch die Meiften derjenigen, die wieder in der Heimath 
thätig find, von dort ihre Kunftbildung herleiten. 
Wir wären nun mit der rückblickenden Umfchau in der Kunfthalle der 
Weltausftellung fo ziemlich zu Rande, fo weit wir da ins Volle greifen konnten 
und die nöthigen Anhaltspunkte zu einer inftrudtiven Gruppirung der Kunt- 
erfcheinungen, zu einer vom Einzelnen ins Allgemeine hinübergeführten Betrach- 
tung fich uns ergaben. Das blos Vereinzelte und Zerftreute, das fich nicht zum 
Gefammtbilde eines beftimmten Kunftzuftandes in deutlich erkennbare Bezie- 
hung bringen liefs, lag aufser der Aufgabe diefer Befprechung. So auch z. B 
die Bilder, die im £Da anifchen Pavillon in wahllofer Zufammenftellung ver 
einigt waren. 
Neben einigen grölseren Sachen von höherer künftlerifcher Richtung 
überwog da entfchieden die kleinere Bilderb agatelle, zum Theile von verdächtigftem 
dilettantifehen Ausfehen. Manche Bilder, wie Mercada’s „Lod des heiligen 
Kranz von Affifi*, ein „Seneca, nachdem er fich die Adern geöffnet“ von Domin- 
guez, „Johanna die Wahnfinnige“ von Vallesetc., dazu einige tüchtige Archi 
tekturen würden nähere Betrachtung verdienen; da mir aber die letzte Parifer 
Weltausftellung fremd blieb, wo fich die Spanier angeblich beffer präfentirt haben 
follen, ich auch fonft nie eine gröfsere Anzahl von modern-f fpanifchen Werken 
beifammen gefehen habe, fo weifs ich in der That nicht Befcheid, in welchem 
Kunftzufammenhange da auch das wenige Beffere fteht. Dagegen könnte die artifti 
[che Verwilderung, die bedenkliche Zuchtlofi ıgkeit in der Ww ahl der Motive, ıı 
Vortrage und der Technik, wie fie fich in den kleinen Genrebildern von der Stra al 
und aus dem Volksleben, in den Landfchaften und Stillleben kundgab, zu ganz 
unerfreulichen Schlüffen über den ee iben Kunftzuftand in Spanien führen 
venn wir wirklich diefes Ausftellungsmaterial als typifch und bezeichnend anzu- 
be 
fehen hätten. — Grieche on and zeigte fich inder Seulj tur jedenfalls intereflanter 
und bedeutfamer, als in der Malerei; die rumäni ehe Bildergruppe, abfeits 
im Induftriepalafte, geftehe ich nicht näher beachtet zu haben. Was vonAmerika 
herüber kam, gehört eben auch nur zu dem Vereinzelten, zu dem zufällig Ein- 
getroffenen; aus Brafilien war nur ein „hiftorifches Gemälde aus dem Kriege 
mit Paraguay“ da, ein roh hingeworfenes, tapet enartiges Bataillenbild; immerhin 
ein merkwürdiges Exempel, wohin eine ganz ifolirte Kunft gelangen mag. Aus 
Nordamerika gab es etwa ein Dutzend Gemälde auf der Ausftellung. M. 
Waterman aus dem Staate Rhode Island hat einen „Gulliver in Lilliput“ 
grofs gemalt; es ift diefs ein Stoff, der, wie alles Phantafiifche der Art, wohl dem 
\quarell, nicht aber dem Oelbilde zuzuweifen ift. Das Bemerkenswerthefte, was 
die Kunfthalle von amerikanifcher Kunft aufzeigte, waren wohl die Landfchafts- 
ilder von Albert Bierftadt in New-York im Centralfaale: „Der Smaragdteich 
in den weifsen Bergen von New Hampfhire“ und noch eine zweite grofse Land: 
chaft aus Amerika. Bei einem gewiffen profpectartigen, beinahe decorations- 
artigen Ausfehen imponirten diefe Bilder durch eine grofse Scenerie und eine 
umfaffende Weite der landfchaftlichen Anfchauung. 
Ich fchliefse nun diefen Bericht, nicht ohne die Beforgnifs, dafs bei der 
verfpäteten Abfaffung desfelben und meiner nicht eben vollftändigen Orientirung 
in Kunftfachen fich manche Irrthümer im Detail eingefunden haben dürften, die 
der kundige Lefer berichtigen und entfchuldigen mag. Vielleicht wird er aber 
wenigftens mein redliches Beftreben wahrnehmen, einer nicht frei gewählten Auf- 
Eee nach Möglichkeit gerecht zu werden, und überall doch die Hauptlinien 
r gegenwärtigen Kunftentwicklung nachzuziehen, foweit ich lie wie in punktir- 
ten Ende eutungen in dem überreichen Bildervorrathe der Ausftellung wahrzuneh- 
men glaubte. 
  
  
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