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Die Sculptur. 31
Und doch wufste der Künftler in feinem Werke durch die Schärfe der
Charakteriftik und die tiefe pfychologifche Wahrheit den Befchauer zu feffeln.
Der kleine, fich fträubende Knabe, der nicht weifs, was mit ihm gefchieht, die
gefpannte Aufmerkfamkeit des nachmals fo berühmten Verfaffers der „Inquiry in to
the causes and effects of the variolae vaccinae“ waren fich gegenfeitig trefflich
ergänzende Contrafte und machten das Werk einheitlicher und abgefchloffener,
als manche fchüchtern componirte Epifode aus dem Olymp. Mondeverde’s bril-
lante Technik ift von feiner Gruppe „Kinder mit'Katzen fpielend“ (Münchener
Ausftellung 1869) her bekannt. Als reizendes Figürchen, mit unendlich zarter
Empfindung behandelt, mufs hier auch des Künftlers „Columbus“ Erwähnung
finden.
Er ftellte uns nicht den gewaltigen, kühnen Weltumfegler vor — noch
ift’s der fehnfuchtsvoll nach dem Meere blickende Knabe, der wohl aus dem
zufammengefchlagenen Buche die Nahrung faugt zu feinen Plänen, nach dem
Welten hinzufegeln.
Wie fehr für die Italiener das Gebiet der Plaftik ein unbegrenztes ift, hat
Tabacchi (Turin) mit feinem Debardeur am ausgelaffenften bewiefen. Es
gehört wohl von technifcher Seite eine Verwegenheit dazu, eine Figur, auf einem
Marmortifche fitzend, darzuftellen — andererfeits kommt man aber denn doch in
Verlegenheit, ob man den Künfler fchelten oder belachen foll, ein Sujet für die
Sculptur von der „Mascherata“ geholt zu haben. Solche Vorwürfe werden doch
felbft im Journal amusant nur iu lofer Contour gezeichnet: der Italiener nimmt
keinen Anftand, fie in edlem Marmor zu verkörpern — als ob es ihm ebenfo
wenig Mühe koftete!
Als Repräfentant der idealen Richtung erfchien von den Turinern Jofef
Tini, deffen Marmorftatuen „Frühling“ und „Herbft“ ganz im Stile Canova’s
gehalten waren. Als Romantiker wäre den genannten Meiftern Cuglierero
(Turin) hier anzufchliefsen. Seine Marmorgruppe „Pompejanifche Idylle“ befitzt
zwar wieder eine gewilfe Dofis jener keufch-finnlichen Reize, in welchen die pla-
tonifchen Aesthetiker den Untergang aller Kunft erblicken; doch hat der Künft-
ler hier die Geftalten fo unfchuldig poftirt, wie Canova in feiner Gruppe „Amor
und Pfyche fich küffend“ ; nur ift es indem berühmten Werke der Villa Carlotta
nicht fo fehr mit dem Weiblichen auf den Befchauer abgefehen
als hier, wo die
unbefangene Naivität,
die fchon Boulanger in feinen pompejanifchen Epifoden
ziemlich lofe fpielen läfst, wohl an ihrer Grenze erfcheint. Holdfelig neigt „ler,
an den Pfeiler gelehnt, ihr Köpfchen nach rückwärts und neckt den Knaben, der
fich zum Kuffe neigt, fo zierlich mit der Hand am Kinne, dafs in dem zarten Sträu-
ben wohl nur ein zartes Verlangen zu lefen itt.
Von den Florentinern wollen wir Piatti in feinen Arl
in denen fich Anmuth und Schönheit der Linien mit l
Seine „Angelica“ kann fich ohne Scheu nel
edler Auffaffung bei der reizvollften Durc]
zeigte fich feine „Jone“. Als Virtuos in Marmor producirte fich im wahrften
Sinne des Wortes der gegenwärtig in Florenz lebende Teffiner Caroni. (Die
Arbeiten waren in einem kleinen Saale der Schweizer Kunftausftellung in der
Kunfthalle exponirt.) Neben allerlei fcherzhaften Kinderfcenen, deren Titel, als
„die Kälte“, „der Eindruck des Waffers“, „die kleine Leda“ wohl fchon die Art
ıren- mögen, fand fich ein Figürchen „die
ıgswürdiges geleiftet hatte.
Mädchenknofpe mit Schmetterlings-
erzückung empor und hat fich zur Freiheit des Dafeins
nur noch dem hemmenden Netze zu entwinden, das ihre
Als Titel wäre wohl beffer „Frühling“
chen Erfcheinungen,
der Titel !
beiten hervorheben,
ıoher Formvollendung paart.
sen die mediceifche Venus ftellen; in
führung (befonders in der Drapirung)
und Weife der Behandlung bezeicl
Aus einem Rofenftrauche fchwebt eine
flügeln in holdfeliger V
Füfse umfchlungen hält.
zu wählen — doch wen kümmert bei fol-
bei denen es blos auf den Duft der Sache ankommt,
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