Full text: Bildende Kunst der Gegenwart (Heft 75)

   
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Die Malerei. 
der Ausdruck des Affectes befchränkt fich zu fehr nur auf die Stellung und Bewe- 
gung, auf „Geberden, die man auch fpielen könnte“, und fällt eben dadurch ins 
Theatralifche, das fich mit jener äufserlichen, technifch exacten Vollendung ganz 
wohl verträgt. Mehr wirklicher leidenfchaftlicher Gehalt fcheint in der Beichiftdhl. 
feene Angeli’s zu liegen; die Verzweiflung der händeringenden Bäuerin, die 
clericale Erbarmungslofigkeit des Paters find da, fo möchten wir beim Een 
Blicke glauben, fehr eindringlich zur Anfchauung gebracht. Wenn wir aber näher 
zufehen, müffen wir hinzufügen: eindringlich wohl, aber zugleich mit einer fich 
vordrängenden Abficht. Der Geiftliche Sehe int uns, je genauer wir feine Züge 
ftudiren, wie ein Charakterfpieler, der feine Rolle chargirt fpielt. Es bekommt 
eben der Wiener Kunftrichtung nicht wohl — das fehen wir gerade bei ihren 
namhafteren Repräfentanten — wenn fie aus dem ruhigen finnlichen Behagen an 
der Erfcheinung, aus dem geniefsenden Anfchauen und Darttellen in die Schil- 
derung des Affectes übergeht; fie bleibt auch da finnlich und äufserlich und 
erfetzt durch grelle Züge das, was ihr an Tiefe und Energie mangelt. 
Jenes völlig ungetrübte, ruhige Behagen, den hellen, weltfreudigen Blick 
der mit heiterer Objectivität ins Leben fieht und das frifch Angefchaute, unbe- 
fangen Wahrgenommene mit bewunderungswürdiger Farbenfrifche wiedergibt, 
befitzt in feltenem Mafse Ludwig Paffiny. Obgleich er derzeit dem Berliner 
Künftlerkreife angehört und feine herrlichen Aquarell-Meifterftücke theils der 
königlichen Nationalgallerie in Berlin angehören, theils fich fonft in Dresden ode 
in Berlin im Privatbefitz befinden, fo hat er fie doch, feiner Wiener Herkthft 
eingedenk, den öfterreichifchen Sälen als werthvolle Zierde zugedacht. Italien ift 
die Welt, in der Paffiny’s beobachtendes Auge heimifch ift. Seine mannigfacheı 
Volkstypen, feine Kinder auf der Strafse und in der Schule, feine Frauen und 
Pfaffen ftellt er unermüdlich vor den Pinfel, den er mit fo feiner und ficherer 
Meifterhand führt. Die weichere Natur des Wieners zieht es überhaupt nach den: 
Süden; er hat fich dort eine zweite Heimat für feine Genrekunft gefchaffen, und 
Venedig fcheint da das nächfte malerifche Abfteigquartier, wie etwa bei Rudolf 
GEyline, wenn nicht eine dauernde Niederlaffung zu fein, wie bei Eugen 
Blaas. Andere öfterreichifche Maler gehen in Italien zunächft nur auf colo- 
riftifche Abenteuer aus, wie etwa der oben befprochene Al. Schönn. Paffıny 
dagegen ift ebenfo be deutender Colorift wie geiftvoller Beobachter; ja unter den 
Eroberungen, die die Kunft feit jeher am Leben gemacht hat, ift die feine eine 
der überrafchendften und vollftändigften und Zugteich eine der liebenswürdigften. 
Es gibt keinen erfreulicheren Eitäruck in der Kahl als wenn ein Maler mit fo 
klarem Gemüth und Auge fich ganz in feinen Stofrkreis einlebt und fich fo einen 
malerifechen Fonds anlegt, aus dem er bei aller beftimmten Art der Geftaltung 
immer etwas Neues herauszufel höpfen vermag. Er fchildert uns das temperament- 
volle, leicht erregte, aber in feiner E rregbärkeit gutmüthige Volk Oberitaliens und 
V enedigs, das für den Beobachter von Wiener Herkunft, der doch auch Tempe- 
rament Bir fo manche a Seite darbietet. Die Fifcher von der Riva dei 
Schiavoni oder von Chioggia, e Jungen, die in der Chriftenlehre katechifirt 
werden, die Frauen, felbft aus a ala Gefellfchaft, die fich von ihrem geitt- 
lichen Berather einen Stachel aus ihrem wunden Gewiffen ziehen laffen, fie 
gehören Alle zu demfelben lenkfamen, beftimmbaren, halbkindlichen Gefchlecht 
für das fich Paffiny eine unv ergle icHliche malerifche Menfchenkenntnifs gebildet 
hat, und zur Verv ollftändigung gehören die Volksdeclamatoren und V oe dazu, 
die ihr naives und empfängliches Auditorium mit mäfsigem Aufwande enthufias 
miren, die Priefter geringeren oder höheren Ranges, die es klug lenken oder fchlau 
überliften. Wie prächtig ift der fenfationelle Eıfol g gefchildert, den der Vorlefer 
in Chioggia vor feinem Publicum von Fifchern Hd Schiffsknechten feiert. Die 
Volksfeele offenbart fich fo recht. da, wo eine gemeinfame ftarke Erregung auf fie 
wirkt; in den fcharf individualifirten Geffchtern fpiegelt fich der E en auf die 
mannigfachfte Weife; es ift gar fchön zu fehen, wie in folchen Naturen. die 
  
  
     
    
     
    
      
  
    
    
      
    
    
    
  
    
     
     
   
  
  
  
   
    
    
  
   
    
     
     
      
     
     
  
   
   
   
     
   
  
  
  
  
  
  
  
   
      
    
  
  
     
   
   
    
   
    
   
    
    
  
  
  
   
  
   
    
  
  
  
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