34 Dr. Jofef Bayer.
Es ift kaum möglich, die deutfche Land fchaftsmalerei auf einer
Weltausftellung zu ftudiren. Ihr Hauptcharakter zeigt fich, wenige Ausnahmen
abgerechnet, in einem feinfinnigen Naturalismus, in einemliebevollen Detailftudi-
um der Natur. Die Stimmungs- und die Vedutenlandfchaften gehen nebeneinander
einher, greifen auch oft ineinander über. So wefentlich hat fich das allgemeine
Gepräge der landfchaftlichen Auffaffung feit geraumer Zeit in Deutfchland nicht
geändert, und da hält es fchwer, die deutfche Landfchaftskunft in grofsen Zügen
nach Ablauf einer kürzeren Zeit wieder zu charakterifiren. Und diefe grofsen Züge
find es eben, die man bei einem folchen Anlaffe, wie es die Weltausftellung war,
gleichfam mit derHand erfaffen möchte, um da einen Anhaltspunkt für die Charak-
teriftik zu gewinnen. Es hat fich unter den deutfchen Landfchaftern eine ganze
Schaar von Talenten aller Rangftufen eingeftellt, die man zum Theilnuraufkleineren
Ausftellungen richtig würdigen kann, wo fich die Eindrücke nicht fo vielfach zufam-
mendrängen. Die ftarke künftlerifche Subjedtivität wird fich auch in der Landfchaft
inmitten der übrigen grofsen Kunftprodudtion zur richtigen Geltung bringen —
weniger der ob auch noch fo verdienftliche Durchfchnitt. Und diefer prävalirt ent-
fchieden.
Eines mufste man bei einer Umfchau in diefer Gattung conftatiren, dafs
die Naturftudien unferer Maler allenthalben in die Breite gehen, dafs die deutfche
Landfchaftsmalerei auf einer geradezu unermüdlichen Jagd nach dankbaren Motiven
begriffen ift. So fehr wir diefes emfige Ablaufchen der mannigfachften Naturein-
drücke, diefes Herumfchauen nach allen Seiten hin zu würdigen wiffen, fo kommt
es doch hier noch auf etwas Anderes an, um in die Landfchaftskunft einen grofsen
malerifchen wie poetifchen Zug zu bringen. Gerade die grofsen Maler diefer Gattung
haben oft mit einfachen Motiven die höchften Wirkungen erreicht. Auch hier gilt es,
nicht blos der Fülle der Erfcheinungen nachzugehen, Touriftenlandfchafterei zu trei-
ben, überwältigende Naturfcenen im Bilde mit feiner Empfindung niedlich zu ver-
kleinern, Gletfcher und Alpenfeen zur Salonlandfchaft zurechtzuftimmen und
dergleichen mehr; fondern irgend ein Stück gut beobachteter Natur mit voller
und ganzer Individualität zu erfaffen, dafs man gleich fieht, fo habe diefe Natur,
ob klein oder grofs, im Gemüth und im Auge diefes Malers gelebt. Nur eine
mäfsige Anzahl der modernen deutfchen Landfchafter entfpricht annähernd
jenem höchften Begriffe, und das find auch wieder die älteren Künftler, die lang
erprobten Namen.
Da wir hier nicht auf einzelne Leiftungen näher eingehen können, fo wollen
wir wenigftens etwas landfchaftliche Kunftgeographie oder, wenn man will, Kunft-
ftatiftik treiben, nur um zu fehen, wie weit der Bereich der deutfchen Landfchafts-
ftudien um fich greift. Ich gehe da einmal ganz fyftematifch, was fonft nicht meine
Art if, nach Ländern und Gauen vor.
Zunächft war dieSchweizer Alpenwelt von Münchenern und Düffel-
dorfern mehrfach und auch bedeutfam im Bilde wiedergegeben.
Ich zähle da einfach auf: den „Rofenlauigletfcher im Berner Oberland“
von J. G. Steffan, von ganz grofsartiger Auffaffung; einen „Vierwaltftädter See“
und das „Wetterhorn“ von Horft-Hacker; wieder einen „Vierwaldftätter
See mit dem Uri-Stock“ von Julius Lange; dann abermals einen „Vierwald-
ftätter See“ und den „Grindelwald-Gletfcher“ von dem bewährten Landfchafts-
maler Leopold Voefcher. Zu diefen Münchenern tritt der Düffeldorfer Alfred
Chavannes mit einer „Schweizer Landfchaft“ hinzu. Aus der Weimarer Künft:
lergruppe ftellte fich der Director der dortigen Kunftfchule Graf von Kalck-
reuth mit einigen feiner bedeutenden Alpenbilder ein: „Die Jungfrau, der Mönch
und Eiger“, „der Vierwaldftätter See-mit dem Rothftock“, „Motiv vom Vier-
waldftätter See“. Obgleich von der naturaliftifchen Auffaffung ausgehend, nähern
fich diefe Bilder durch grofsen Sinn faft fchon der Stillandfchaft. Profeflor
Theodor Hagen brachte ein Motiv von der „Gotthardftrafse*, Johann Chri-
ftian. Heerdt aus Frankfurt am Main eines vom „unteren Murgfee“. Der
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