Full text: Bildende Kunst der Gegenwart (Heft 75)

   
huldigt, fo finden in ihr die ernften Geftalten der Gefchichte er nur einen 
Sie cultivirt das Sinnlich-Wirkfame und Reizende, 
das gehaltenere hiftorifche Pathos, zu 
fowie auch das ftolze Gelüfte der 
en Heldenzeiten auf- 
{ehr eingefchränkten Raum. 
das Pikante und Aufregende, nicht aber 
dem der ganzen Zeit der Ernft der Rückfchau, 
David’fchen Epoche fehlt, ihr eigenes Spiegelbild in früher 
zufuchen. Mehr nur als eine akademifche Tradition fteht noch 
Alterthums da, um mit einem äufserlichen theatralifchen Effedt gelegentlich 
Felix Clement (Nr. 135) entwickelt in feinem Tode 
Energie der 
das Bild des 
produeirt zu werden. 
Cäfar’s bei trockener Färbung eine gewiffe Gröfse und dramatifche 
Compofition, der freilich zum ftilvollen Eindrucke die Harmonie der Linien fehlt; 
Robert Fleury dagegen taucht die tragifche Kataftrophe von Korinch in die 
Reize einer blühenden Farbe und macht die Darftellung des erfchütternden 
Unglücks durch die nackten Frauengeflalten, die fich vor dem Altar der Schutz- 
göttin niederwerfen, finnlich pikant (Nr. 555). Felix Barrias fchildert den 
\bfchied Sokrates’ von feiner Familie und feinen Schülern in dem pathetifchen 
Stile der claffifchen franzöfifchen Tragödie (Nr. 25). Benjamin Ul man's grofses 
Gemälde „Sulla und Marius“ (Nr. 627) hat etwas von dem ftrengen Ernfte eines 
Römerbildes und fcharfe, ausdrucksvolle Charakteriftik der Köpfe, ftellt aber 
einen Moment dar, der malerifch nicht anfchaulich zu machen ift und auch durch 
die lange hiftorifche Note des Kataloges kaum verdeutlicht wird. Als der kaifer- 
liche Autor fein Buch über Cäfar fchrieb und deffen Strategie im gallifchen Kriege 
ftudirte. fchritt diefer auch ab und zu durch die Bilder folcher Maler hindurch, 
die fich in der Regel nicht mit welthiftorifchen Perf ‘önlichkeiten befaffen ; fo folgt 
ihm auch Guftave Boulanger auf dem Zuge nach Gallien (Nr. 77), während er 
fonft lieber bei den eleganten Salondamen und Blumenmi ädchen von P ompeji ver- 
veilt. Freilich ift Boulanger’s Cäfar eben auch nur zu einer Genrefigur ver- 
   
kleinert. 
Die franzöfifche Gefchichte dient, merkwürdig genug, nur noch zu 
genreartigem Gebrauche. Man befchränkt fich da fchon feit geraumer Zeit nach 
einem bezeichnenden Worte Julius Mayer auf die „Schilderung der malerifchen 
Vergangenheit“, undhat es fo ziemlich aufgegeben, den geiftigen Gehalt der frühe 
pochen im Bilde wiederzugeben. Wenn man in einer illuftrirten franzöfifchen 
Gefchichte blättert, fo trifft man da auf Zeiten, die viel Farbenverlockendes 
haben. Das bunte Mittelalter, die glänzende und gefchmackvolle Reı fance von 
Franz I. bis auf Heinrich IV., das pompöfe Hofleben Ludwig’s XIV., die läfıg 
feine Eleganz der Regentfchaft, dies Alles bietet eine reiche Ausbeute coloriftifch 
dankbarer Stoffe. Und jemehr fich das technifche Können nach der Seite des 
‘olorits hin fteigert, defto mehr kommt der Dar Menfch nur in feiner 
Die bewegenden Mächte der G efchichte treten nicht 
er Moment fpannur 
ren Epoc 
   
( 
Aeufserlichkeit in Betracht. 
weiter ins Bild : höchftens die elementare Leidenfchaft ns 
oller Erregtheit findet in der hiftorifchen Epifodenm N Raum, nicht aber die 
grofsen Züge, die den gefchichtlichen Menfchen über das gewöhnliche Mais 
emporwachfen laffen. Dagegen kommen Gewaltthätigkeiten, Morde und Maffacre- 
fcenen um fo häufiger an die Reihe, denn Blut it auch für die Coloriften von 
Fach „ein ganz befonderer Saft“. Wenn wir ein wenig fchematifiren wollen, fo 
ergibt fich für das hiftorifche Genre aus der franzöfifchen Gefchichte folgendes 
Ergebnifs für die Weltausftellung: 
ErfteGruppe: Gallifche Vorzeit und frühetft 
  
  
es Mittelalter 
Da verfucht man auch theilweife, in eine grofse Manieı 
doch nur zu einem decorativen Effedtftücke, wie Alfred Didier in 
mannifchen Seekönigen an der Küfte Frankreichs (Nr. 209) oder zu einer 
Vorzeit. wie Ev. Luminais in feinen gallifchen 
feinen nor 
iilitärifchen Genrebildes der 
Plänkle rn und Vedetten (Nr. 450 bis 458). 
Zweite Gruppe: Mittelalterliches Coftume- und Anek- 
dotenbild, letzteres von der 
     
sr zu gehen, bringt es aber 
Art 
deutfchen Art der Anekdotenmalerei durch einen 
     
  
  
  
  
  
   
  
   
   
   
   
   
    
   
   
   
  
  
   
   
  
  
   
  
   
  
  
   
  
   
   
  
  
   
   
    
   
   
    
    
    
  
  
   
   
   
   
   
  
   
   
    
   
  
 
	        
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