7a: Dr. Jofef Bayer.
da mehr gut italienifch, als gut gemalt ausfallen. Wenn die Gedankenmalerei die
Kunft abftradt und unlebendig macht, wie Di es in Deutfchland vielfach erfahren
haben, fo geräth fie durch ge Tendenzmalerei in der Regel in leichtfertige und
forglofe Behandlung. Das einige Italien fpiegelt fich eben nicht vortheilhaft in
der Malerei ab, und namentlich, wo fie dem Re galantuomo eine perfönliche
patriotifche Huldigung bringt, fei es bei feinem Einzuge in Rom (Sagliano in
Neapel), oder in dem Thronfaale mit Garibaldi (Bufi aus Bologna) ee: bei der
Inauguration der herculanifchen Ausgrabungen (Eugen Tano aus Florenz),
kommen wir über blofse Cavalcaden oder Ceremonienfcenen nicht hinaus. Es
fcheint diefem Patriotismus der Palette einfach zu genügen, Er populären König
und die modernen Helden der Nation nur recht h äufig dem Volke zu zeigen, nicht
aber fiein wirklich Beer und bedeutfamer Adtion ı Mo v ielleteht E
ift es erft fo befler, denn fonft käme gewifs ein Zug theatralifcher Aufregung
hinzu. Die ee der politifchen Wünfche der Nation ift noch von zu jungem
a als dafs die Kuntt fie fchon mit ruhiger Hand, aber grofsem Sinne erfaffen
und darftellen a
In Allem, was zur malerifchen Technik gehört, erfcheint das moderne
Italien faft wie eine Kunftfiliale von F rankreich ; nur find die technifchen Mittel
es mehr nach der allgemeinen Wirkung abgefchaut, als mit gründlicherem
händnife und ernfterer Behandlung beats Das Raffinement der neufranzö
en Malerei wirkt deutlich herüber, weniger die zugrundeliegenden Sröfßten
Kunftbeftrebungen.
Zunächft: zeigt fich diefs bei den auch in Italien beliebten Nuditäten. Es
wäre ganz verkehrt, gegen das Nackte in der Kunft zu polemifiren. Die Auf-
lehnung gegen dasfelbe möge für alle Zeiten den Päpften der Gegenreformation,
die über das viele nackte Fleifch des Cinquecento plötzlich erfchraken, fowie
dem ehemaligen preufsifchen Cultusminifter Mühler neidlos überlaffen fein. Aber
der ehrliche künftlerifche Cultus des Nackten ift doch wefentlich verfchieden von
jener pikanten Schauftellung desfelben, die ausdrücklich auf den lüfternen
feet losarbeitet. Die nackte Phryne, die, wie von dem eigenen wollüftigen
Blute gejuckt, in coquet herausfordernder Stellung mit jenem unfagbaren metier-
mäfsigen Lächeln dafteht, diefe frivole marmorne Verfuchung befand fich bekannt-
lich in erfter Reihe unter den italienifchen Sculpturen, und auch Clefinger hat
unter den Franzofen diefelbe Dame ebenfo fplitternackt, aber dabei im reichften
Gemmen- und Goldfchmucke vorgeführt, der wieder eine kleine Specialausftellung
für fich bildete. Bezeichnend ift es, dafs die moderne Kunft der romanifchen
Völker mit Vorliebe zu diefer Gettalt zurückkehrt; auch die nackten Fräulein,
die als „Bachantinen“, als „Nymphen nach dem Bade“ oder auch ohne jeden
mythologifchen Vorwand in KR Sälen der Kunfthalle, mit Ausnahme der deutfchen
ım Wal desgrün des Ueberfalles gewärtig, herumlagen, gehören zu demfibes
Gefchlechte. So auch das nach dem Bade im Walde eingefchlafene Mädchen von
Cattaneo inRom, das allerdings feine unläugbaren malerifchen Verdienfte hat.
Eine „Idylle aus Theben“ von Viotti in Turin gibt uns wieder eine Nudität
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unter archäologifchem Vorwande. Weil in egyptifchen Wandgemälden aus der
Zeit der Rhamfefiden die hockenden, harfenfpielenden Sclavinen bei den Hof-
feften völlig nackt erfcheinen, fo glaubte der Künftler in feinem, in affedtirtem
Archaismus mit einem Hieroglyphenrahmen verfehenen Bilde hievon die paffende
malerifche Nutzanw endung machen zu können. Uebrigens ift fein Bild wirkfam
beleuchtet und die Gettalt der jungen Sclavin im fonnigen Lichte, ganz in der
Weife franzöfifcher Technik treffliich modellirt. Meitehe merkt man es diefen
Damen geradezu an, dafs fie fich ad hoc, nämlich, um fo gemalt zu werden, ab-
fichtlich erft ausgezogen haben. Buchftäblich ift diefs bei der Brautfchau von
Rob. Fontana in Mailand der Fall. Ich weifs nicht. woin Rufsland ein folcher
(zebrauch exiftiren foll, nach welchem fich die Bräute vor ihrer Vermählung
unbekleidet den prüfenden Blicken ihrer Cameradinen zeigen. Abgefehen davon
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