78 Dr. Jofef Bayer.
italienifch empfunden. An Kriegsbildern aus der Zeit der letzten Kämpfe ift noch
weniger ein Mangel. Die gröfste Wirkung unter denfelben machte des Römers
Mich. Cammarano „Erinnerung an den Feldzug von 1870“. Es ftellt eine
Bajonnette- Attaque italienifcher Berfaglieri in vollem Sturmlauf dar und hat
durchaus jenen „efprit militaäire“*, den die Franzofen feit Horace Vernet vom
Kriegsbilde verlangen, fogar mit einem ftarken Anfluge prahlerifcher Bravour.
Man fieht nicht ohne Bangen diefer rabiaten Tapferkeit in die wild entflammten
Augen, umfomehr, da die ftürmende Colonne, von Sonnengluth ebenfo wie von
kriegerifcher Leidenfchaft erhitzt, direct auf den Befchauer in feindfeliefler Abficht
fich ftürzt. Das Bild ift übrigens von der vortreftlichften coloriftifchen Wirkung und
war äufserlich wohl das effectvollfte der italienifchen Ausftellung.
Neben den neu-italienifchen Erinnerungen wird auch fleifsig in der älteren
italienifchen Gefchichte zurückgeblättert; in der Regel treiben aber da die
italienifchen Maler blofse Specialgefchichte, zunächft novelliftifch und romanhaft
mit möglichfter Hervorhebung des fpannenden Momentes. Wir befinden uns da
irgendwo zwifchen hiftorifchen Roman- und Opernfcenen, aber nirgends auf dem
Boden des echten Hiftorienbildes; im beften Falle treffen wir auf noble repräfen-
tative Haltung oder ftarke leidenfchaftliche Aeufserungen des nationalen Naturelis,
aber felten oder nie auf eine Durchgeiftigung des Stoffes in höherem Sinne. Der
Ueberfall, die auf der Lauer ftehende Rache, der zum Stofs bereite Dolch kehren
mehrfach wieder, und Gegenftände diefer Art fcheinen in der Wahl der Maler
bevorzugt zu fein. So die Epifode aus der florentinifchen Gefchichte, die Cefar
Muffini aus Mailand malte: Der Bruder Imelda’s dei Lambertazzi, der ihr und
ihrem Geliebten, dem Feinde feines Gefchlechtes, auflauert und das kofende Paar
überfällt; dann eine andere Epifode, ebendaher entlehnt, wieder von einem Mai-
länder El. Pagliano: Die Verfchwörung der Amedei gegen Buondelmonte, der
von den Brüdern und Vettern feiner Geliebten an der Schwelle des Haufes
ermordet wird. Das letzte Bild namentlich ift prächtig gemalt und gibt die leiden-
fchaftliche Spannung des Momentes mit grofser Wahrheit wieder: es läfst fich
diefem Bilde gegenüber nicht läugnen, das der Italiener fo eine Verfchwörung
auch mit malerifchem Kennerblicke zu erfaffen verfteht. Der Venetianer Raphael
Giannettifchildert uns einen chevaleresken Act Giovanni Barbarigo’s, der der
Königin Maria von Ungarn die Freiheit fchenkt, im grofsen Format, aber mehr in
eleganter coloriftifcher Ausführung als mit grofsem hiftorifchen Sinne. Das fehr
fleifsig gemalte Bild wirkt zunächtt farbig, doch nicht charakteriftifch: die bethei-
ligten Perfonen fehen mit fehr modernen Gefichtern darein und haben ein ent-
fchieden opernhaftes Ausfehen. Sonft hat das Bild allerdings jene malerifchen
Vorzüge, welche die bevorzugte Stelle, die ihm in dem internationalen Saale
angewiefen war, rechtfertigten.
Das Weib — geliebt oder beleidigt, beglückend oder fich rächend, aber
immer affectvoll und pathetifch — fchreitet mit Theaterfchritten durch die ganze
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italienifche Gefchichtsmalerei hindurch. So malt uns auch Lod. Stabile aus
Neapel eine nicht Jedem geläufige Scene, wie Camiola Turinga aus Meffina die
Hand des Prinzen Orlando von Aragon aus triftigen Gründen, die aber nicht auch
mitgemalt werden können, feierlich ausfchlägt. — Gegen Vaterlandsverrath, auch
in früheren Zeiten verfchuldet, ift der italienifche Pinfel ftets unerbittlich; fo läfst
der Neapolitaner Jac. di Chiroco den Vaterlandsverräther Buofo da Duera, an
der Thüre eines Klofters hingeftreckt, ohne Weiteres noch einmal Hungers fterben.
Von der bewährten Hand des Prof. Francesco Hayez war der letzte Gang des
Dogen Marino Falieri ausgeftellt, ein wohl componirtes, würdig gehaltenes Bild,
zugleich von fchöner coloriftifcher Wirkung. Wenn wir aus der Hohenftaufenzeit
die „Mailänder Confuln gegenüber den Gefandten Friedrich’s I.“ von: demfelben
Meifter, dann die mehr nur in äufserlichem Sinne componirte Schlacht von Bene-
vento von dem Neapolitaner Andrea Cefali hinzunehmen und zum Schluffe noch
dem wirkfam, aber mit einem gewiffen theatralifchen Effect infcenirten Triumph-
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