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von Reflexlichtern erhellten, charaktervollen Köpfen der Zuhörer wieder ein reiz-
voll gehaltenes Helldunkelbild it. Das Genrebild fchildert die behäbige
holländifche Familienexiftenz, gelegentlich auch Wirthshausfeenen und etwas
Bauernleben. C. Bisfchop, Bles, Herm. ten Kate haben fich da mit Bildern
von erprobtem Werthe eingefunden. Etwas von der alten holländifchen Kuntt-
zeit fteckt der modernen Malerei der Niederländer noch im Geblüt: fo mahnt dic
„Werkftatt eines Waffenfchmiedes“ von Liegeman gar fehr an die Interieurs
von Oftade. Das Fifcherleben, beiher auch die Häringsräucherei ftellt B. ]J.
Blommersals echt holländifchen Localftoff dar; Lootfen und Matrofen, fo recht
gebeizt von der fcharfen Seeluft, malt mit geiftreich charakterifirendem Pinfe!
Elchanon Verveer, fo in dem vorzüglichen Bild „Die See-Invaliden“ aus dem
Mufeum im Haag. Die Landfchaft ift auf Haide, Wiefe und etwas Wald, auf Baum-
gruppen, Bach und Mühle befchränkt und häufig mit Weidevieh ftaffırt; gelegent
lich kommt auch die Canal-Landfchaft hinzu. Alles von fehr tüchtiger und ficherer
Technik, aber nicht von fonderlich individueller Naturauffaffung. Befonders trat
da William Roelofs, der bekannte Schüler Hendrik Backhuijfen’s, mit feinen
meifterlichen Landfchaftsbildern hervor; dann J. G. Vogel, A. Mauve,
Bilders, van Borfelen, Maaten, Destr&ee, van Everdingen und
J:B. Tom, der Letztere fpeciell mit Viehftaffagen und Thierftücken. Holländifche
Stadtanfichten von eminentem Werthe (Zütphen, Noordwyk, Scheveningen) ftellte
S.L.Verveeraus, ebenfoBosboom undSpringer vorzügliche Architekturen ;
van Heemskerek beherrfcht mit Meifterfchaft die Gattung der Marine.
Die Schweiz hat fich auf der Ausftellung in einem eigenen Saale eta-
blirt — nicht fo ganz mit Recht, da ja die Kunft zu Lande felbft nicht im eigenen
Haufe wohnt. Es gibt eine Anzahl namhafter, ja bedeutender Schweizer Künftler,
kaum aber eine eidgenöfffche fchweizerifche Kunft, die fich gleich der franzö-
fifchen und belgifchen aus dem Landesbegriffe heraus ableiten liefse.
Da fertigt doch die Schule den allein giltigen Heimathsfchein aus, und
jener der Schweizer Maler lautet meiftens auf Düffeldorf, München, wohl auch
auf Paris, fowie wieder die Teffiner Sculptur künfllerifch nach Mailand zuftändig
ift. Wie das dreifprachige Land, redet auch dort die Kunft in ebenfoviel Zungen
und Schulrichtungen. Bei all diefer Verfchiedenheit gibt es aber doch etwas Hin-
durchwirkendes in ihr, einen gewiffen Schweizer Grundcharakter, mit dem aber
die Kunft mehr unbewufst ringt, als dafs fie ihn zum Ausdrucke brächte; es ift
der trockene und derbe Pofitivismus der fchweizerifchen Sinnesart, der als ein
eigentlich kunftwidriger Zug fogar den Künftlern felbft im Nacken fitzt und auch
den höheren Intentionen ernüchternd fich beimifcht. Die Holländer find doch
auch Realiften und diefs trotz den Schweizern ; aber der grofse Unterfchied in
der holländifchen Kuntt ift der, dafs fie feit jeher nichts Anderes ausdrücken will,
als diefe Anfchauung und Gefinnung, und der volksthümliche Realismus bei ihr
ganz und gar in den künftlerifchen Ausdruck übergegangen ift. Die Schweizer
nehmen in der artiftifchen Produdion eine unbeftimmte Stellung ein zwifchen dem
Induftrialfinn ihrer Lebenspraxis und dem Bischen aus Deutfchland herftammen
den Idealismus, von dem man immerhin etwas für die Kunft auffparen zu mülfen
glaubt. Es ift fo ein Parnafs zwifchen Fabriksfchloten. Der Widerfpruch, der in
die Darftellung nicht rein aufgehende Lebensinhalt bringt da gelegentlich das
Langweilige und Trockene herein.
Die äufseren Kunftverhältniffe, ihre Exiftenzbedingungen zunächtt, ftellen
fich in der Schweiz durchaus nicht günftig. Dr. Rob. Rüdy, der fie wohl kennt,
fprach fich in einem trefflichen Feuilleton der „Preffe* (vom 29. Juli 1873) „Die
Schweiz in der Kunfthalle“ folgendermafsen darüber aus: „Was diefchweizerifche
Eigenart und ihre Gefinnung in Kunftfachen betrifft, ..... fieht esda, zumal in dem
überwiegend deutfchen Theile der Schweiz, fehr mifslich aus. Nicht nur, dafs ihı
zwei bedeutende Factoren mehr oder weniger abgehen — ein in clafiifchen
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