Full text: Der Pavillon des kleinen Kindes (Heft 1)

   
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Dr. Ferdinand Stamm. 
Für die Ventilation im Winter war ein Rohr von aufsen unter der Diele 
nach dem Ofen geführt, und mündet hier. Die Luft im Rohre wird durch den 
geheizten Ofen erwärmt und fteigt im Rohre empor, dabei dringt die kalte Luft 
von aufsen nach und erneuert die Zimmerluft. Im Sommer wird die Circulation 
der Luft dadurch bewirkt, dafs an einer äufseren Zimmerwand ein Rohr geftellt 
oder auch in die Wand eingelaffen wird, das man öffnen und fchliefsen und die 
Lüftung regeln kann. 
Die erfte Pflege des Kindes. 
Nahrung und Bad. 
Die befte Nahrung des kleinen Kindes ift die Muttermilch, wie fchon der 
Name „Säugling“ andeutet. Wenn die Mutter fehlt oder ihr Kind nicht ftillen kann 
und auch keine Amme fie erfetzt, so ift die frifche thierifche Milch wieder die 
befte Nahrung für das Kind, denn fie enthält zunächft der Muttermilch die noth- 
wendigen Nahrungsbeftandtheile für das Kind, in der nahezu gleichen Zufammen- 
fetzung. Die natürliche Wärme mufs durch künftliche Erwärmung erfetzt werden. 
Die nächite Gefahr bei diefem Erfatzmittel der Muttermilch liegt in der Fälfchung 
der thierifchen Milch durch Waffer oder noch fchädlichere Zufätze. 
Um fich von dem Wafferzufatz zu überzeugen, dienen die Mefsinftrumente 
für den Waffergehalt der Milch, Galaktometer, wie fie vom Herrn Profeffor Mofer 
im Pavillon ausgeftellt waren. Um die anderen Verfälfehungen nachzuweifen, 
bedarf es chemifcher Unterfuchungen. Noch fchwieriger ift es, in grofsen Städten 
fich zu verfichern, dafs die Milch nicht von kranken Thieren nerkomme, was dem 
kleinen Kinde den gröfsten Nachtheil bringen kann. 
Unter folchen Verhältniffen hat die von dem Chemiker Johann Freiherrn 
v. Liebig in den Handel gebrachte „Liebig’fche Kinderfuppe“ weite Verbreitur g 
gefunden. 
Liebig befpricht diefe Suppe für Säuglinge in folgender Weife: 
Wenn man Milch mit Weizenmehl zu einem dicken Brei kocht und diefem 
eine gewiffe Menge Malzmehl zufetzt, fo wird die Mifchung nach einigen Minuten 
flüffg und nimmt einen füfsen Gefchmack an. 
Auf diefer Ueberführung des Stärkemehls in Zucker und einer Ergänzung 
des Alkalis in der Milch beruht die.Darftellung der neuen Suppe, die ich jetzt 
befprechen will. 
Die käufliche abgerahmte Kuhmilch enthält felten mehr wie ıı Percent 
fefte verbrennliche Stoffe (4 Cafein, 4'5 Zucker, 2°5 Butter); 10 Theile Kuhmilch, 
ı Theil Weizenmehl und ein Theil Malzmehl liefern eine Mifchung, welche fehr 
nahe den Ernährungswerth der Frauenmilch befitzt: 
  
Blutbildende Wärmeerzeugende 
Beftandtheile. Beftandtheile. 
10°Theile Kuhmilchi enthalten ...+......::04 ae LAT OO 
ı Theil Weizenmehl enthält a OO 
ı Theil Malzmehl enthält . . - . In ERO O7 Be resume 055 
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— 41739. 
Das Malzmehl enthält ı1 Percent blutbildenden Stoff, von welchem aber 
nur 7 Theile in die Suppe übergehen. 
Da das Weizenmehl und Malzmehl fehr viel weniger Alkali enthalten als 
die Frauenmilch, fo mufs diefes bei der Bereitung der Suppe zugefetzt werden; 
ich habe gefunden, dafs der Zufatz von 7, Gran doppelt-kohlenfaurem Kali, oder 
  
   
  
     
    
  
  
   
  
  
  
  
    
    
   
   
  
    
    
  
   
   
   
  
   
    
     
    
    
    
    
    
  
  
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