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Idung
Der Schreibunterricht. 15
Die Erziehungsdiredtion des Cantons Freiburg ftellte Vorlagecartons
auf fteife Deckel er aus, in der Art wie Zeichenvorlagen an Schulen
gehalten werden; die Idee, befonders da der Unterrichtsftoff gradatim geordnet,
und auf die einzelnen numerirten Cartons vertheilt ift, ve rdie nt Nachahmung.
Schrift und Methode find auch entfprechend.
Die Erziehungsdiredtiion des Cantons Genf brachte Anifenfel’s Exem-
ples d’Ecriture von nicht unbedeutendem Werthe, da die Methode fortfchreitend
durchgeführt und die modernen Buchftabenformen wenig zu wünfchen übrig
laffen. Die Erziehungsdiredtion des Cantons Neuenburg exponirte Vorlagen in
franzöfifcher National-Rondefchrift, fowie Bars orfehrikken: beide gefchm dekval l
und pädagogifch gut zufammengeftellt. Die Erziehungsdirection des Cantons
Thurgau, deutfche Vorlageblätter für Volksfchulen von Ulrich Schoop in
St. Gallen. Nach der euuch des Herausgebers „genetifch‘‘ geordnet. nn
beigegebenen Ziffermufter find recht dilettantifch in der Form. Auch die Cap
und Rondefchriften’ find nicht fehr meifterhaft ausgefallen. Eine Zufammen
lung gebräuchlicher kaufmännifcher Abbreviaturen ift anerkennenswerth.
Die Erziehungsdirection des Cantons Zürich, Schreibhefte und Schreib-
n, e gleich gut, nach Corodi’s bewährtem Unterrichtsfyftem.
Laufanne exponirte Guignard’s methodifch gut geordnete und
praktifch gefchmackvoll ausgeführte rer ten ten. Andere Tiate »invorfchriften
von Bertholet verdienen ihrer Einfachheit und gediegenen Ausführung wegen
beid
alle Anerkennung.
Schulbänke nach Dr. J. Frey’s Angabe exponirte Zürich in zwei
Exemplaren mit abgefonderten und verbundenen Rückenlehnen zum Hi
Niederfchrauben, Vorleiften zur Aufbewahrung der Schiefertafeln
[chräger Schreibplatte.
Italien.
Mit klarer Einficht begriff das kaum freiaufathmende Italien die Noth-
wendigkeit einer befferen V olkserziehung und mit Energie fing es an, die geifti
Lethargie von dem im Knechtfinn und pfäfffcher Verkbnnkslia verfüinkener
Nachkommen der Medicäer zu verfcheuchen und mit allen ihm zu Gebote ftehen-
den Mitteln neues geiftiges Blut in die entnervten Volksadern zu leiten
Ein höchft .erfreuliches Zeugnifs der glücklichen Cur gab dem Genius
Italiens die Wiener Weltausftellung. Die grofsen Völker-Wallfahrten zu den
Kunftwerken und Geiftesfchätzen in den Praterauen,, wo Italien wahrlich nicht
den letzten Rang behauptete — nun fie find unftreitig auch lehrreich und
auferbaulich, und wer echt frommen Gemüthes diefe Stätten betreten, wird fie
gewifs nicht we :niger fromm verlaffen haben. Vor welcher culturlichen Riefen-
aufgabe die giovine Italia ftand, ift leicht begreiflich, wenn man bedenkt, dafs in
den mittelitalienifchen Provinzen kaum 8 Percent der männlichen und in den
füdlichen kaum 5 Percent liefen und fchreiben konnte. Freilich nimmt die
Romantik des Meuchelmordes von Jahr zu Jahr ab, feitdem die Menfchen
neben dem Gebete auch lefen und fchreiben lernen und arbeiten und fleifsig
Steuern zahlen.
Nicht weniger als durch feinen Himmel und andere hübfchen Dinge if
Italien von n durch feine Kakographie bekannt. Wenn die Erbarelen die
Sprache dahin definirten, fie fei ein Mittel, das zu fagen, was man nicht denkt,
fo glaubte jeder Italiener, die Schrift fei darum erfunden, damit fie Niemand lefen
könne. Und wie fich fchon zuweilen zur Bornirtheit eine eingebildete Supriorität
zu gefellen pflegt, fo waren die Italiener alten Stiles auf ihre Hühnerfüfse noch ftolz.
Als draftifches Bei fpiel möge dienen, dafs vor etwa zwanzig Jahren ein reicher
Wiener Kaufmann einen Advocaten in Mailand befchäftigte, aber trotz der