Full text: Der Schreibunterricht (Heft 27)

   
16 J. Hüpfcher 
erdenklichften Entzifferungskünfte keinen Brief feines Anwaltes lefen konnte. In 
feiner Guthmüthigkeit fchrieb er dem Doctor, er möge auf feine (des Kaufmanns) 
o- = 
Rechnung fchönfchreiben lernen; denn er könne unmöglich deffen jetzige Hand- 
fchrift lefen. Entrüftet fchrieb ihm der Advocat zurück: Mein Herr! ich kann 
3n fchreiben; wenn Sie aber überflüfiges Geld haben, fo lernen Sie felber 
= = 
cho 
efen 
Das ift mit der neuen Area auch beffer geworden; in den Schulen Italiens 
lernen die Kinder heute weniger Latein und beten; dafür aber lefen und hübfch 
und leferlich fchreiben. In Italien find die Schreiblehrer ebenfo wie anderswo 
beftrebt, die alten Formen abzufchaffen und der modernen einfachen und 
fchnelleren Handfchrift überall zum Durchbruche zu verhelfen. Zur Ausftellung 
kamen Muftervorfchriften von G. Carlin aus Turin, deren Großbuchftaben- und 
Zifternform viel zu wünfchen übrig laffen, aber fonft methodifch gut zu verwenden 
find. 
Sehr lobenswerthe Vorlagen hatte P. Bruno aus Florenz gebracht. Mehr 
gekünftelte und weniger einfach gute Schreibvorlagen brachte Grimaldi; etwas 
beffere Formen von Curfivfchriften ex ne Mo dafer ri aus Reggio, fehr gut 
lithographirt bei Bühring in Meffina. Profeffor Marco Vegezzi aus Bergamo 
brachte ein eigenes ftenographifches Syftem, das zwar nicht fo hübfch wie das 
Gabelsbergerifche fich ausnimmt, dafür aber ungemein kurz ift. Diefes Syftem 
hat in Oberitalien fich vielfachen Anhang erworben. 
Von Subfellien fanden wir eine für Volksfchulen zweckmäfsig und ein- 
fach conftruirte Schulbank von Profeffor G. Dujardin aus Pavia. Ebenfo fanden 
wir gute Papierforten und Schiefertafeln, fo wie eine reichhaltige Ausftellung von 
fehr guten und billigen Tinten. 
Belgien. 
Wie nicht anders zu erwarten war, hat fich das induftriös und cultvrlich 
hochentwickelte und ftrebfame Belgien auch in der XXVI. Gruppe hervorragend an 
der Wiener Weltausftellung betheiligt. Es ift höchft erfreulich, dafs die "kleinen 
Staaten in unferem Jahrhunderte zu der Einficht gelangt find, dafs nicht politifche 
Nothwendigkeit, welche die Diplomatie fo gern im Munde führt, ihren Beftand 
neben den Staatenkoloffen a. fondern die Intenfität ihres geiftigen und 
induftriellen Schaffens, ihr humanitäı es und freifinniges Wirken ihnen die Sym- 
patien der grofsen Nachbarvölker entgegentragen. Freiheit, Arbeit, Recht und 
(refetz haben in unferem Jahrhunderte eine Macht erlangt, von welcher in früheren 
Zeitläuften nur die beften Geifter träumten. 
Schreibmethoden hat Belgien mehrere recht gefchickte ausgetftellt; 
fo: Gellewaert P. ein vollftändiges methodifch nur etwas zu breit gehaltenes 
Syftem einer geläufigen kaifhännfichen Handfchrift. Die fehr hübfchen Schrift- 
formen find wohl geeignet, eine gediegene und geläufige Schrift zu erzielen, find 
aber hier und da durch unnütze Zuth aten und Züge den Principien der Einfachheit 
untreu. 
Die deutfche Currentfchrift und die Capitalfchriften entbehren meift de 
vollendeten Form. Die Ausftattung aber ift alles Lobes werth. 
Lory- deLactP. in Brüffel exponirte eine praktifche Anweifung zur Er- 
lernung einer gediegenen Gefchäftsfchrift. Die Methode ift praktifch gehalten, 
die Schriftformen von gediegener Einfachheit und Formfchönheit. 
Beaujot H.C h in Lüttich e exponirte eine Schreibmethode von pädagogifch 
nicht unanfechtbarem Werthe. Hierzu einen ausführlichen Commentar, die Theorie 
feiner a N Erfindung behandelnd. 
Schreibtheken von verfchiedener Form und L ineatur, theils mit, theils 
ohne Vorfähriften id V Vorne ftellten aus Gebrüder Gellewaert; Robyns 
F. A. aus Gelinden in der Provinz Limburg; Braun Th. in Nivelles, Provinz 
Brabant, fehr fehönes Papier und praktifch gebunden u. A. 
  
    
       
   
    
     
        
    
    
    
  
  
   
   
  
   
    
   
  
    
  
  
   
  
  
    
  
  
  
   
   
     
  
    
  
  
  
  
   
    
   
   
    
  
   
  
  
   
    
  
   
   
   
  
    
   
  
  
  
   
  
     
  
  
im Ga 
aus fe 
fanden 
Der 
ftreifeı 
famme 
Schön! 
wir fp 
Refult: 
augen! 
papier 
hingeg 
achten 
nieder! 
dafs di 
und gu 
der de 
zimme! 
Athen« 
fchanz 
follten 
eines 
Perfer 
bei m; 
das OÖ 
folcheı 
find ur 
Revan 
trachte 
wurde, 
fo reic 
rar d: 
hen 
Unterr 
aus Fr: 
fchöne 
Metho 
   
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.