Full text: Der Zeichnen- und Kunstunterricht (Heft 36)

  
DER ZEICHNEN: 
RUNSLIUINLERRLICH LE 
(Theilbericht der Gruppe XXV1I.) 
Bericht von 
I LeuN Eh, 
kr. R. Gymnafialprofeflor in Wien 
Die univerfelle Bedeutung des Zeichenunterrichtes wurde dem vollen 
Umfange nach wohl erkannt, als fich die Kunft- und Induftrieproducte der ver- 
fchiedenen Nationen auf den Weltausftellungen begegneten. Es wurde klar, 
dafs die Form es ift, durch welche die meiften Rohproducte im focialen Verkehre 
erft zur Geltung gelangen, und dafs die Erziehung der Formen nach äfthetifchen 
Grundfätzen die erfte Bedingnifs ift fowohl für eine gedeihliche Entwicklung der 
Induftrie als für die Hebung des Gefchmackes im Allgemeinen. Schon bei der 
Londoner Ausftellung im Jahre 1851, wo zum erften Male aus aller Welt die Erzeug- 
niffe der Induftrie zum internationalen Turniere zufammengeführt wurden, fand 
ein gewaltiger Anftofs zur Reform des Kunftunterrichtes ftatt und England felbft 
ging damals voran, durch wohlorganifirte Zeichenfchulen den lange von ‚der 
Willkür geleiteten Gefchmack nach wiffenfchaftlichen Prineipien zu regeln, das 
Formenwefen in ein einheitliches Geleife zu bringen und der Fortentwicklung des- 
felben eine auf äfthetifchen Grundfätzen beruhende Bafis zu geben. Die Induftrie 
Frankreichs, welche bis dahin, was Stil anbelangte, den äufseren Einflüffen fol- 
gend, principlos vorgegangen war und mehr in der virtuofen Mache als durch 
pofitiven künftlerifchen Gehalt glänzte, fah fich alsbald gezwungen, in diefe Reform 
einzulenken, wenn ihre Production auf dem Weltmarkt nicht ernftlich bedroht 
werden follte; denn dem Beifpiele Englands folgten fpäter Oefterreich, theilweife 
Deutfchland und in jüngfter Zeit auch Rufsland, und allenthalben waren die 
Beftrebungen von den beften Erfolgen begleitet. Gleichzeitig mit dem Aufblühen 
des exadten Kunftunterrichtes entfaltete fich aber in den letzten Decennien in 
immer mächtigeren Schwingen auch die Kunftwiffenfchaft und trug nicht wenig 
zur Klärung der äfthetifchen Anfchauungen unferer modernen Zeit bei. Die Welt 
hat mit fteigendem Intereffe diefen Umfchwung in der Induftrie auf den weiteren 
Weltausitellungen, die im Verlaufe von nun zwanzig Jahren in Paris und London 
abgehalten wurden, verfolgt, aber die Kritik konnte fich dabei blofs an Refultate 
halten und felten auf die Urfachen, die im Unterrichte liegen, eingehen, da meift 
das nöthige Materiale fehlte, durch welches ein Einblick in das Getriebe der 
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