nur
lafs
ten
der
-de.
jen
alt,
ode
Der Zeichen- und Kunftunterricht, 35
fowohl als den Erfolgen ungetheiltes Lob zu fpenden. Die Zeichnungen nach
Gyps, im Ornamente und der Figur, waren von der zarteften Durchbildung und
mir für den Zweck faft zu minutiös & la Lithographie ausgeführt.
Ebenfo anfprechend waren die Zeichnungen nach plaftifchen Modellen
von den Schülern der unter der Leitung des Confervators Nieffen ftehenden
Zeichenfchule im Mufeum Wallraf-Richartz zu Köln am Rhein. Die
Modulation der Form wetteiferte mit der Präcifion der Contouren.
Auch von dem Gewerbeverein in Naffau lagen Proben der Leiftungen
der Handwerker-Fortbildungsfchulen vor, die befonders im Linearzeichnen,
fowohl was Exadtheit und Reinheit der Ausführung als den zweckmäfsigen
Lehrgang anbelangt, volles Lob verdienten.
Nur wären im decorativen Fachzeichnen und den Architekturen neuere,
frifchere Motive wünfchenswerth. Wird doch fo viel des Guten heutzutage
producirt! Corredt war der Lehrgang im ornamentalen Zeichnen.
Sonft hatte die preufsifche Unterrichtsverwaltung noch die Pläne der
Gebäude von den Gewerbefchulen von Brieg, Gleichwitz, Caffel *, Mühlheim,
des Lehrerfeminars bei Mettmann und des rheinifch-weftphälifchen Poly-
technicums zu Aachen ausgeftellt; letzteres im Stile der italienifchen Früh-
renaiffance von impofanter Wirkung.
Bezüglich des Linearzeichnens an den wiffenfchaftlichen und elementaren
Bildungsanftalten ift noch zu bemerken, dafs leider zumeift der eigentliche
Zweck derfelben überfehen wird und die pofitiven Refultate keineswegs mit
den auf dem Papier gezeigten übereinftimmen. Als eines Theiles der Mathe-
matik foll dadurch in der Selbftthätigkeit vorzugsweife das ftreng logifche
Denken im Raume eingeübt und nebenbei ein exadtes, forgfältiges Arbeiten
angewöhnt werden. Nur zu oft wird aber blofs auf den letzten Punkt Gewicht
gelegt und in der technifchen Fertigkeit zu prunken gefucht. Es werden die
verfchiedenen Aufgaben, welche der Schüler nach den Vorträgen felbft
entwickeln und löfen foll, einfach nach Vorlagen copirt und dadurch dem
Gegenftand fein eigentlicher Zweck genommen. Es ift nichts Geifttödtenderes
für einen Schüler als das Copiren einer Zeichnung, die er nicht verfteht, und
bei der er die verfchiedenen conftrudiven Hilfslinien blofs dadurch findet,
indem er fie bis zum Rande des Papieres verlängert und diefe Punkte fcalen-
mäfsig auf fein Bret überträgt.
Anders wird felbftverftändlich der Gegenftand in den Fachfchulen auf-
gefaflst, wo das Praktifche mit der Theorie in unmittelbarem Zufammenhang
fteht. Vielfach wurde es bedauert, dafs die eigentlichen Hochfchulen, wie die
königliche Gewerbeakademie und die königliche Bauakademie mit Studien-
zeichnungen der Ausftellung fern geblieben find, während fie fich doch fonft
bei ähnlichen Gelegenheiten ftets reiche Lorbeern fammelten.
Das erftere Inftitut wurde im Jahre 1821 von Beuth ins Leben gerufen
und hatte zur Zeit blofs 13 Schüler; bis zum Jahre 1869 flieg die Zahl derfelben
auf 608 und fank nur im Jahre 1871 in Folge der Kriegsereigniffe auf 281
zurück; ift feither aber wieder in rapidem Wachfen begriffen. Die Anftalt hatte
nur zwei Glasfchränke mit ihrer ausgezeichneten Modellenfammlung von Mafchinen-
theilen für das Studium der Mechanik ausgeftellt, welche Objedte die Aufmerk-
famkeit der Fachmänner lebhaft auf fich zogen.
Von den Schülern der königlichen Bauakademie waren die an der Anftalt
benützten Wandtafeln für den kunftgefchichtlichen Unterricht ausgeftellt und die
nach Profeffor C. Bötticher's Entwürfen ausgeführten „Vorbilder und Studien-
blätter“, eine herrliche Sammlung fowohl zur Illuftration von kunftwiffenfchaft-
lichen Vorlefungen als zum Studium im Copiren felbft. Erwähnt fei hier ebenfalls
delicate
* Von der Anftalt waren auch fehr fchöne Dachftuhl-Modelle und ein Eadenmodell
von einem dreiaxigen Hyperboloid (conftruirt vom Director Wiecke, ausgeführt von Acker-
mann) exponirt,
nm nn
Fe ee oe